Mittwoch, 28. Januar 2015

11. Mai 2014 Mücheln - Freyburg / Unstrut 17,6 km


Sturmtag. Das Laufen zwischen den Feldern und an der Landstrasse entlang ist einfach nur anstrengend. Wenigstens ist der erste Teil unserer heutigen Etappe gut ausgeschildert. Schließlich sind aber keine Wegzeichnungen mehr zu finden und so verlaufen wir uns mal wieder. Wir wollen Passanten nach dem Weg fragen, aber leider sind bei diesem Wetter kaum Menschen auf den Straßen unterwegs. Auf einem Feldweg neben der Landstraße stärken wir uns erst einmal. Es ist durch den starken Wind und den Lärm an der Straße nicht sehr erholsam - schrecklich. Immer weiter geht es an der Landstraße entlang, wo dann endlich auch Freyburg ausgeschildert ist. Die erste Abzweigung führt durch ein Industriegebiet, aber da verweigern wir uns. Also wieder Landstraße - das macht keinen Spaß mehr. Am liebsten würde ich wieder nach Hause fahren. Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht. Das ständige Verlaufen macht mich echt zu schaffen. Dann erblicken wir eine Brücke über der Landstraße, welche nach einem Wanderweg aussieht. Wir erklimmen die Böschung und spähen durch den Zaun - eine gelbe Muschel - hurra :-). Jetzt müssen wir nur noch über die kleine Mauer am Rande des Zaunes klettern, die Rucksäcke rüberwerfen und schon hat uns der Pilgerweg zurück. Ein älteres Ehepaar beobachtet uns entsetzt und befürchtet zuerst wir wollten uns von der Brücke stürzen. Margret kann die Beiden beruhigen und so entsteht noch ein nettes Gespräch. Das nächste Stück ist sehr entspannt und dann - wie konnte es anders sein - ist der weitere Verlauf wieder mal unklar. Irgendwann ist Freyburg dann doch in Sicht und entschädigt uns mit einer fantastischen Aussicht auf dieses idyllisches Städtchen. Nachdem wir den steilen Abstieg bis in die malerische Alstadt geschafft haben ist die Herberge relativ schnell gefunden. Der erste Eindruck ist nicht so prickelnd, da das Pilgerzimmer doch sehr beengt ist. Wir können aber wenigstens einen Pilger-Snack zu uns nehmen und die Dusche wärmt uns auf. In der Hoffnung, das heute keine weiteren Pilger kommen, machen wir uns kurz vor einem heftigen Gewitterguss zu einer ersten Besichtigungstour auf. Der Ort ist wirklich zauberhaft und zur Überbrückung bis zum Abendessen, trinken wir in einer niedlichen Eis-Diele einen heißen Früchtetee. Das "Menü de Peregrino" ;-) nehmen wir in der Gaststätte "Zur Haldecke" ein. Wir wählen eine Flasche Wein aus einem Weingut vor Ort. Dazu gibt es für mich ein Zigeunerschnitzel mit Pommes und einen Salat. Es ergeben sich sehr intensive Gespräche als Abschluß für diesen doch sehr schwierigen Wandertag. Wobei es weniger das eigentliche Laufen war, sondern die Unsicherheit durch die wiederholten Irrwege :-(. Zurück in der Herberger hören wir uns bekannte Stimmen. Ute und Elisabeth sind auch vor Ort und trotz der Enge im Raum ist die Freude groß. Als wir die noch ausstehenden Pilger-Formalitäten erledigen, ergibt sich mit Herbergsvater Andreas ein sehr interessantes Gespräch über seine Erlebnisse während der DDR-Zeiten. Die Gute-Nacht-Geschichten finden unter den Pilgen statt und irgendwann bin ich eingeschlafen.