Donnerstag, 30. Mai 2013

13. April 2013 Melaune – Neubelgern 19 km


Tag des Windes


Ausschlafen ist schon herrlich. Da wir gestern früh zu Bett gegangen sind, wachen wir wunderbar erholt auf. Unsere „einzige“ Mitpilgerin Melanie ist schon weg. Also können wir uns wieder in Küche und Bad ausbreiten. Nach einem kleinen Frühstück geht´s dann auch los. Den Schlüssel werfen wir in den Briefkasten der Herbergseltern und nach einer Auffüllung unseres Proviant´s im ortsansässigen Einkaufsladen, stemmen wir uns gegen den doch sehr frischen Wind. Zum Glück scheint der Regen aber in nächster Zeit auszubleiben. Ein Abenteuerpfad führt uns zunächst bis kurz vor Weißenberg. Dort picknicken wir ca. eine ½ Stunde, bis wir durchgefroren weiterziehen. Im Ort noch eine kurze Shopping-Tour (Brötchen und Käse), bevor wir wenige Meter weiter am ehemaligen Bahnhof von Weißenberg in einer Gaststätte erneut rasten. Der Früchtetee tut einfach nur gut und wir nutzen die Chance ein Portion original sächsisches Würzfleisch zu probieren. Weiter geht´s durch das Naturschutzgebiet Gröditz. Wir erklimmen den Weinberg und im Ort Gröditz spricht uns eine Sorbin auf unseren Pilgerweg an. Anschließend wandern wir auf verschiedenen Weg wieder bergab. Im Rahmen des Mühlenrundweges passieren wir die Riegel-(Wasser-)Mühle. Nechern lassen wir links liegen und steuern geradewegs auf Wurschen zu. Nun müssen wir uns entscheiden, ob wir es noch weitere 3 Stunden bis nach Bautzen schaffen? Wir entscheiden uns dagegen und nehmen die Abzweigung Richtung Neubelgern. Die dortige Herberge erreichen wir nach ca. 30 Minuten. Die Nachbarin lässt uns ein, da die Herbergsmutter Waltraud noch unterwegs ist. Die Unterkunft (es ist das Wohnhaus von Waltraud) ist einfach klasse und mein erstes Highlight hier ist ein Haarföhn, so dass ich mir bei diesem immer noch sehr kühlem Wetter die Haare waschen und trocknen kann J. Gegen 18 Uhr trifft Waltraud ein. Nach einer herzlichen Begrüßung lädt sie uns zuerst auf einen Tee mit selbstgebackenen Muffin´s ein. Wir reden und reden, bereiten gemeinsam das Abendessen vor, decken wieder ab und beenden den Abend mit einer Runde Rotwein und Schokolade. Waltraud erzählt viel von ihrer Familie, dem Leben während der DDR-Zeit und dem Gemeindeleben der Region – wir sind beeindruckt. Es ist lebendiger, gelebter und erlebter Geschichtsunterricht. Vieles ist für uns unbekannt und unfassbar. Es ist wichtig, dass dieses Wissen weitergegeben wird, damit Einiges nie wieder passiert. Dieses Gespräch mit einer wirklich interessanten und starken Frau ist ein großes Geschenk auf unserer Pilgerreise – Danke Waltraud!!!

Samstag, 25. Mai 2013

12. April 2013 Görlitz - Melaune 21,9 Km


Tag des Regens


Der Weg aus der Stadt heraus ist – wie immer – schwer zu finden. Gut, dass wir reichlich gefrühstückt haben, da es vom Wetter her nicht so schön ist und wir nicht wissen, wann wir pausieren werden. Kurz vor Ebersbach wird der Weg richtig nett. Im Ort halten wir kurz inne für ein Gespräch mit einem Einwohner, welcher uns die Schönheiten der Landschaft näher bringt. Das ist aber eigentlich gar nicht notwendig. Langsam geht es bergauf Richtung Königshainer Berge. Das ist das kleinste Gebirge Deutschland´s. Zwischendurch müssen wir einen kleine Suchaktion starten, da sich Margret´s Poncho selbstständig gemacht hat – und den werden wir heute sicher noch brauchen. Endlich erreichen wir ein Waldstück und so können wir nach 3 ½ Stunden Laufzeit ein Picknick veranstalten. Lange können wir leider nicht verweilen, da wir trotz des Schutzes durch die Bäume sehr schnell auskühlen. Der Wald ist herrlich, obwohl immer wieder Regen aufkommt. Es geht immer weiter bergauf und schließlich sind wir froh in 406 m Höhe in der Bergaststätte Hochsteinbaude einzukehren. Bei einem heimeligen Kaminfeuer –draußen gießt es mittlerweile in Strömen- genießen wir unseren (Pilger-)Hühnersuppentopf, die Soljanka und zum Dessert je einen Windbeutel mit Heidelbeeren und Sahne. Das warten hat sich gelohnt: die Körper sind aufgetaut, die Klamotten getrocknet und der Regen hat nachgelassen. Jetzt geht es stetig bergab und der Wald lichtet sich zunehmend. Zwischen Feldern entlang laufen wir in Richtung Arnsdorf. In der dortigen Kirche kehren wir kurz ein, haben ein nettes Gespräch mit einem Arnsdörfler, über die Bemühungen der Gemeinde, die Kirche zu erhalten. Eine Pilgerherberge gibt es dort auch, aber da diese nicht beheizt ist, ziehen wir weiter. Kurz hinter Arnsdorf finden wir kein weiters Hinweis-/Muschelschild und keine Menschenseele weit und breit. Wir wollen schon geradeaus in einen Feldweg einschwenken, da kommt doch noch ein Auto auf der kaum befahrenen Straße vorbei, hält an, die Scheibe wird runtergekurbelt und der Fahrer weist uns den richtigen Weg: wir müssen einfach dem Straßenverlauf folgen; an der Ecke stand mal ein Schild, aber irgendwie fehlt der komplette Pfeiler. Einen herzlichen Dank nochmals an unseren „Camino-Engel“ - das hat uns bestimmt einige Kilometer Umweg erspart. Margret kämpft mit dem Rest des Weges, aber schließlich erreichen wir Melaune. Die Jugendscheune (Pilgerherberge) finden wir sofort und können auch sogleich einen Bettplatz belegen. Hier treffen wir Melanie, die einzige Mitpilgerin des Weges. Eine Tagesetappe vor uns müsste noch ein Hamburger Ehepaar unterwegs sein. Aber wir werden nach dieser Begegnung keinen Pilger mehr treffen – das ist ein Unterschied zum Camino Frances. Somit ist die Belegschaft für diese Nacht also komplett. Ich flitze noch mal raus zur Hauptstrasse, in der Hoffnung im Shop oder am Imbiss Lebensmittel ergattern zu können. Leider ist alles geschlossen, obwohl der Imbiss laut Pilgerführer bis 21 Uhr geöffnet haben sollte. Mmmm, na sei´s drum – so vertilgen wir also die Reste unserer Wegzehrung und anschließend gehen wir früh zu Bett. Gute Nacht.

Donnerstag, 9. Mai 2013

11. April 2013 Zugfahrt Oberhausen – Görlitz


Ich liebe es immer wieder früh aufzustehen - vor allem im Urlaub ;-). Es ist windig und der Regen erfrischt ungemein – der perfekte Start für eine Pilgerreise. In Sterkrade treffe ich Margret und wir sind froh, als der Zug eintrifft. Frierend stehen wir nochmals 20 Minuten am Bahnsteig in Duisburg. Endlich trifft unser Zug nach Berlin ein, so dass wir den Beginn unserer Reise mit einem zünftigen Frühstücksbuffet ;-) einleiten können. Wettertechnisch ändert sich nicht viel – es kann nur besser werden. Die Zuggesellschaft ist nett und so geht die Zeit bis zu unserem Umsteigebahnhof schnell vorüber. Hier haben wir eine Wartezeit von 25 Minuten. Der nächste Zug führt uns nach Cottbus. Dort angekommen brauchen wir nur den Bahnsteig zu überqueren und den dort bereits wartenden Zug nach Görlitz zu besteigen. So erreichen wir problemlos unser Ziel. In unserer ersten Unterkunft im Begegnungshaus der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde können wir uns so richtig ausbreiten, was für uns Spanien-Pilger sehr ungewohnt ist. Wir sind erst die zweiten Pilger des Jahres und die einzigen des Tages. Nachdem ich mich etwas frisch gemacht habe und Margret die Zeit genutzt hat, sich von den Strapazen der Reise zu erholen ;-), machen wir uns auf den Weg in die Altstadt. Es gibt viel zu sehen und schließlich gelangen wir zur St. Peter- und Paul-Kirche, unserem Ausgangspunkt für unsere diesjährige Pilgerreise. Wir bekommen unseren ersten Stempel in unseren Pilgerpass und besichtigen die Schönheiten der Kirche. Mittlerweile zeigt sich immer wieder die Sonne, so dass wir uns draußen von der Kälte der Kirche aufwärmen können. Da kommt uns eine Idee: wir könnten heute ja mal nach Polen laufen – gesagt- getan! Wir überqueren die Altstadtbrücke und oh Wunder: Ziel erreicht. Nun wird es Zeit sich um das Abendessen zu kümmern. Auf dem Rückweg zu unserer Herberge erstehen wir einige Lebensmittel und eine Flasche Wein. In der gut ausgestatteten Küche, sind ein paar Nudeln mit Tomatensoße & Käse schnell zubereitet. So lassen wir den Abend gemütlich bei einem Glas Wein ausklingen.