Freitag, 29. August 2008

25.Mai 2008 Arzúa - Arca (O´Pino) 23,1 km


Unerwarteter Weise folgte heute ein herrlicher Morgen. Nachdem sich der Bodennebel aufgelöst hatte, hielt ich Ausschau nach einem sonnigen Platz in einer Bar für ein Frühstück. Schon eine Stunde zuvor waren meine Arme & Beine wie Blei und es fühlte sich an, als ob jemand an meinem Rucksack rückwärts zog. Das Frühstück und ein Gespräch mit Rita (welche überraschender Weise dazu kam) gaben mir neue Energie. Ich ließ mir noch einen Stempel geben (es war übrigens eine Hexe darauf abgebildet) und fühlte mich frisch, für den weiteren Weg. Diese Energie und Frische verflogen aber wieder sofort, als ich einige Minuten später das Dorf verließ und auf dem Boden eine tote Katze lag. War das vielleicht doch das "Hexental" von dem Hape Kerkeling in seinem Buch geschrieben hat? Dann lernte ich einen Pilger einer Pilgergruppe aus dem Frankenland kennen und die Zeit verging wie im Flug. Wir waren so in ein Gespräch vertieft, daß ich sogar an Santa Irene vorbeilief. Das ist mir auf dem gesamten Camino noch nicht passiert! In Rua trennten wir uns und ich wanderte noch weiter bis Arca/O´Pino. Zum Schluß wählte ich noch einmal eine Herberge die "Porta de Santiago". Der Name sagt schon alles, mal schau´n was der morgige Tag bringt.
Der Weg gibt mir Antworten auf Fragen, die ich (noch) nicht gestellt hatte - Unbekannt

24.Mai 2008 Melide - Arzúa 14,5 km


Wieder einmal schön ausgeschlafen, gemütlich den Rucksack gepackt und um 8.30 Uhr folgte der Aufbruch. Das Wetter legte direkt mit Regen los, aber nach ca. 1 Stunde wurde es besser. Es sah zwar immer noch nach Regen aus, aber ich konnte wenigstens nach einiger Zeit den Regen-Poncho wegpacken. So gegen 11 Uhr fand ich mein erhofftes Frühstücks-Cafe. Durch das Frühstück gestärkt ging es weiter. Vom Geruch der Eukalyptusbäume geleitet führte der Weg auf und ab durch verschiedene Wälder und Dörfer. In einer kleinen Kirche gab es dann nochmal einen "Sello" und schließlich erreichte ich Arzúa. Die eigentlich empfohlene Pension fand ich nicht, aber das Casa Teodora tat es auch und versprach eine weitere ruhige Nacht. Zum Abendessen gönnte ich mir heute eine Pizza. Ich werde meine Pilger-Wanderung nun doch um einen Tag verlängern und möchte morgen nach "Santa Irene".
Der Weg wächst im Gehen unter deinen Füßen wie durch ein Wunder - Reinhold Schneider

Mittwoch, 27. August 2008

23.Mai 2008 Lestedo - Melide 20,7 km


Heute Morgen habe ich mich von Rita verabschiedet, da wir uns wahrscheinlich nicht noch einmal treffen werden. Noch war es trocken und so konnte ich ca. 2 Stunden ohne Regencape laufen. Eine sehr schöne Bar in San Xulian lud zu einem gemütlichen Frühstück mit klassischer Musik ein. Da ging auch schon der erste heftige Schauer runter. Weiter bin ich auf herrlichen Waldwegen gewandert, aber nach kurzer Zeit setzte der Regen ein und hielt sich stetig bis kurz vor Melide. In der Kirche "San Juan de Furleos" schaute ich mir diese wirklich ungewöhnliche Darstellung von Christus am Kreuz mit einem nach unten gestrecktem Arm an. Dort erhielt ich auch einen Stempel mit der Abbildung des Kreuzes für meinen Pilgerausweis. Da ich die feuchten Sachen des Vortages mit mir rumschleppte, machte ich mich heute auf die Suche nach einem netten kleinen Hotel. Dort konnte ich meine Klamotten trockenen. Noch schnell Verpflegung besorgt und Regen-Gamaschen und ich konnte den heutigen Abend wieder mal bei einem sehr guten "Menú del Día" ausklingen lassen. Noch 3 Tage pilgern, dann bin ich in Santiago de Compostela. Komisches Gefühl - mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich dem Ziel entgegen!!!
Oft liegt das Ziel nicht am Ende des Weges, sondern irgendwo an seinem Rand - Ludwig Strauss

Dienstag, 26. August 2008

22.Mai 2008 Portomarín - Lestedo 20 km


Ein Cafe con leche und die aufgehende Sonne gaben Kraft und Energie für den Weg. Die Strecke war teilweise sehr schön, so daß das Fotografieren hier wieder besonders Spaß gemacht hat. Zwei Zwischenstopps in Bars und ein rege genutzter Picknickplatz sorgten für Abwechslung. In Airexe überlegte ich einzukehren, lehnte dann aber doch das Angebot ab, ein Doppelzimmer in einem netten kleinen Meson zu teilen, da es noch sehr früh war. Nach einer weiteren Stunde gelangte ich nach Lestedo in eine sehr gepflegte Alberge mit nur 10 Betten, wo noch einiges frei war. Der angeschlossene Garten war riesig, aber wir konnten diesen leider nur für ca. 2 Stunden nutzen, da es anfing zu regnen. Dort traf ich auch Rita aus Hannover wieder, mit der ich den Rest des Abends verbrachte. Wir nahmen einen kleinen Snack zu uns (mehr gab es dort leider nicht) und haben uns anschließend noch lange unterhalten. Es ist schon toll, daß man sich auf dem Camino immer wieder trifft.
Per aspera ad astra. Über rauhe Pfade zu den Sternen - Sprichwort

Sonntag, 24. August 2008

21.Mai 2008 Morgade - Portomarín 11 km


Heute habe ich wunderbar ausgeschlafen und genoß anschließend noch ein leckeres Frühstück. Rita, welche ich gestern kennengelernt habe, war leider noch nicht wach, aber von Hans (welcher seine Reise auf dem Camino von seiner Frau zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen hat und in Sarria gestartet ist) und von Manfred aus Gütersloh konnte ich mich wenigstens verabschieden. Nun habe ich dieses traumhafte Casa Rual (war wirklich die schönste Unterkunft auf dem Camino) entgültig hinter mir gelassen. Nach ca. 45 min ist Manfred nochmal aufgeschlossen und wir sind eine Zeit lang zusammen gelaufen. Da ich mir für heute nur eine Strecke von 11 km vorgenommen hatte, blieb noch genügend Zeit für eine ausgiebige Pause in einer netten Bar. Weiter ging´s und kurz vor Portomarin fing es doch noch an zu regnen. Zum Glück bekam ich wieder einen wunderbaren Bettplatz in einer kleinen, ziemlich neuen Herberge mit angeschlossener Bar & Restaurant. In einer 4-Bett-Kabine belegte ich ein Bett und nach einer Dusche in den großzügigen Badezimmern, erkundete ich den Ort. Eine Internet-Session und die Einkäufe rundeten den Nachmittag ab. Beim Pizza-Essen traf ich zu meiner Überraschung erneut auf ein deutsches Pilger-Ehepaar, welches ich schon in Burgos kennen gelernt habe. Morgen möchte ich früh raus, damit ich schön langsam laufen kann.
Es gibt keinen Weg zum Glück, Glücklich-sein ist der Weg - Buddha

20.Mai 2008 Ponferrada - Sarria 93,5 km Sarria- Morgade 12,5 km


Gestern Abend konnten mit Hilfe der sehr netten kanadischen Hospitalera alle Probleme beseitigt werden, so daß ich heute morgen um 6.30 Uhr mit einem Taxi zum Bahnhof fahren konnte, obwohl die Herberge normalerweise erst um 7 Uhr öffnete. Nach dieser fast schlaflosen Nacht (6-Bett-Zimmer mit drei heftigen Schnacherinnen) war ich froh, daß wenigsten der Kauf des Bahntickets problemlos funktionierte und so ging es mit einstündiger Verspätung auf die Reise. In Sarria angekommen besorgte ich mir zuerst noch einen "Sello" (Stempel) für den Pilgerpaß und um 11 Uhr war ich schon wieder auf dem Camino unterwegs. Die traumhaften Wälder von Gallizien gaben einem ein Gefühl von Heimat und ließen mich die gelaufenen Kilometer vergessen. Ich hatte nun viel Zeit zum fotografieren und so sind tolle Fotos entstanden u.a. zwei interessante Eidechsen. Die erste Anfrage nach einem Bettplatz in einem Casa Rual in Rente war leider nicht von Erfolg gekrönt. Im Nachhinein stellte sich aber heraus, daß das nächste Casa Rual in Morgade (kurz hinter dem 100-km-Stein) viel schöner war und ich dort sehr nett aufgenommen worden bin. Für nur 8,-€ konnte ich das letzte Bett in einem der beiden 3-Bett-Alberge-Zimmer ergattern. Man sollte sich wirklich keine Sorgen um ein freies Bett machen. Irgendwo kommt man immer unter. Ich habe bis jetzt sogar die Erfahrung gemacht, daß ich bei der nächsten Unterkunft immer besser dran war. Hier konnte ich auch mal wieder mein Handy aufladen. Nachmittags saßen wir alle gemütlich in der Sonne und so entstand das eine oder andere interessante Gespräch.
Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab - Marcus Aurelius

Mittwoch, 20. August 2008

19.Mai 2008 Riego de Ambrós - Ponferrada 13 km


Die letzte Nacht war wunderbar ruhig in meiner kleinen 2-Bett-Kabine, welche ich alleine nutzten konnte. Den Abschluß des Abends bildete das Pilgermenü, welches ich gemeinsam mit Mette (Dänemark), Chris (Schottland) und Christian (Deutschland) genoß. Zum Glück regnete es heute nicht, so daß ich von meiner Umwelt doch viel mehr wahrnehmen konnte. Ein traumhaft einsamer und verwildeter Weg, ließ die für meine Knie harten Abstiege fast vergessen. Als die Sonne durchbrach, war es mal wieder Zeit für das obligatorische Picknick. Die restlichen Kilometer zogen sich dann nochmal hin. Weiter als Ponferrada hätte ich es heute auch nicht geschafft. Zwei Tage Bergtour merkte ich sehr deutlich in den Waden, den Knien und der linken Achillessehne. In Ponferrada angekommen ging ich zuerst einmal zum Geldautomaten. Welche Erlösung!!! Nun die Herberge aufgesucht, welche aber erst um 14 Uhr öffnete. Also den Rucksack in die Schlange gestellt und die Zeit sinnvoll mit der Besorgung von Proviant genutzt. Anschließend holte ich auch schon Informationen aus dem Touristen-Büro ein, welche sich als nicht so erfreulich erwiesen. Ursprünglich wollte ich noch 2 Tage bis Vega de Valcarce wandern und von dort aus mit dem Bus nach Sarria fahren: das ist aber leider nicht möglich! Nun muß ich morgen früh um 7.12 Uhr mit dem Zug nach Sarria fahren. Naja, hat auch was Gutes. Falls mir Santiago gut gefallen sollte, kann ich mich dort länger aufhalten. Ansonsten fahre ich mit dem Bus bis ans "Ende der Welt" zum Kap Finisterre und genieße das Meer. Soeben habe ich mein erstes selbstgemachtes Abendessen vertilgt und sitze nun auf einer Bank in dem Garten der sehr schönen (obwohl sehr großen) Herberge und kredenze mir einen trockenen Rotwein. Ich stelle gerade fest, daß ich heute 13 km gelaufen bin und es die 13te Übernachtung auf dem Camino ist! Wenn das mal nicht einiges erklärt?!Ponferrada - Templerburg - Tempelritter - Freitag, der 13.
Gegen das Fehlschlagen eines Plans gibt es keinen besseren Trost, als auf der Stelle einen neuen zu machen - Jean Paul

18.Mai 2008 Rabanal del Camino - Riego de Ambrós 21,5 km


Das Tages-Menü und das Ambiente waren gestern einmalig. Zum ersten Mal habe ich Gazpacho gegessen und es schmeckte mir sehr gut, der Stockfisch war dann nicht so mein Fall. Heute Morgen startete ich leider im Regen. So blieb es bis zur Ankunft im Refugio in Riego de Ambrós. Es waren natürlich keine wilden Hunde in Foncebadón, im Gegenteil: es waren ganz liebe!!! Das "Cruz de Ferro"- Eisenkreuz tauchte dann ziemlich plötzlich auf. Ein sehr friedlicher Ort (da es ja in Strömen regnete), dem man seinen "Sorgenstein" sehr gerne anvertraute. Nach einem kleinen Snack in einem geschützten Unterstand in der Nähe ging es wieder los. Meine Hände waren mittlerweile eiskalt und auch meinen Knien wurde bei dem nun folgenden Abstieg alles abgefordert. El Acebo gefiel mir sehr gut, aber der Ort wirkte zu diesem Zeitpunkt sehr überlaufen und außerdem wurde man dort als Fußpilger sofort von sämlichen Fotoapparaten der Buspilger in´s Visier genommen. Das entsprach nicht so ganz meinem Geschmack und ich beschloss ein Dorf weiter zu wandern. Dieses letzte Stück war nochmal richtig heftig und in Riego de Ambrós steuerte ich sofort die Alberge neben der Kirche an. Mein Geld reichte dann noch genau für die Herberge und ein Pilgermenü. Dummerweise hatte ich in Astorga nicht genug Geld abgeholt und eine weitere Möglichkeit gab es bis dahin nicht. Aber Morgen möchte ich nach Ponferrada und nachdem ich dort einen Geldautomaten aufgesucht habe, lasse ich es mir so richtig gut gehen. Lauftechnisch sieht es nach dem heutigen Tag gar nicht gut aus! Wie soll es nur weitergehen? Vielleicht schaffe ich es ja doch noch, aber so wie es sich im Moment anfühlt, nur mit einer nochmaligen Unterbrechung (Auslassung der nächsten Bergetappe/O´Cebreiro?).
Man darf die Hoffnung nicht aufgeben!!!
Was wäre das Leben ohne Hoffnung - Friedrich Hölderlin

17.Mai 2008 Astorga - Rabanal del Camino 21,2 km


Um 7.15 Uhr ging´s los. Erst noch einmal zur Kathedrale, wo ich zufällig Ruth traf. Bis zum Ortsausgang gingen wir noch zusammen, dann trennte uns unser unterschiediches Lauftempo. Ein zauberhaftes Dorf verlockte zum Verweilen in einer Bar, um einen "Café con leche" zu genießen. Auch Ruth hatte sich für diese Bar entschieden, so daß wir noch ein "Pläuschken" halten konnten. Eine Stunde vor Rabanal schmerzten die Knie wieder heftig. Schnell eine Voltaren-Kapsel eingeworfen und die letzte halbe Stunde war problemlos zu bewältigen. Erst steil bergauf in ein sehr schönes Dorf und nach einigen Umwegen war die erwählte Herberge schnell gefunden. Es gab einen wunderschönen Innenhof mit Bar und auch der Schlafraum, die Küche und die Duschen machten einen hervorragenden Eindruck. Gleich noch für den nächsten Tag einkaufen und anschließend mit Maria, welche ich in Astorga kennen gelernt hatte, in einem netten Restaurant ein etwas anderes Menü genießen. Ist das schön hier!!!
Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen - Konfuzius

Montag, 18. August 2008

16.Mai 2008 Hospital de Órbigo - Astorga 18,5 km


Heute Morgen mußten wir leider diesen wunderschönen Ort und diese tolle Herberge wieder verlassen. Dafür entschädigte ein herrlicher Morgen durch ein landschaftlich einmaliges Naturschutzgebiet. Die Knie waren zu Beginn noch etwas steif und schmerzten, aber nach ungefähr einer Stunde ging es dann ganz gut. Margret war mittlerweile natürlich schon weit voraus, so das jetzt jeder wieder seinen Camino alleine fortsetzte. Zwei Stunden später machte ich ein Picknick auf einem Hügel mit super Ausblick. Eine Gruppe Italiener verweilte auch dort und sie sprachen andächtig mehrere Gebete. Da mußte ich auch wieder an unseren italienischen Pilger-Gefährten von gestern denken, welcher sich eine Sehnen-Entzündung im Bein zugezogen hatte. Hoffentlich schafft er es bis Santiago. Er hat es sich so gewünscht. Kurze Zeit nach meinem Picknick hörte ich Hufgeklapper hinter mir und tatsächlich: das waren die ersten "Pferde-Pilger" des Weges. Wir hatten die Pferde gestern schon auf dem "Tjost"-Platz (Turnierplatz für den Zweikampf von Rittern zu Pferde bei mittelalterlichen Turnieren) unter der Brücke von Hospital de Órbigo gesehen. Nach weiteren 5 km gab es ein Gipfelkreuz mit herrlichem Panorama, danach folgte ein steiler Abstieg in Richtung Astorga -Hölle für meine Knie. Ein nicht so schöner Vorort mußte noch durchquert werden und nun war Astorga nicht mehr weit. Nachdem ich das Tempo nochmals zurücknahm, traf ich eine Pilgerin, welche mir auf Nachfrage nach meinen Leiden, ihren Restbestand an Voltaren-Kapseln schenkte. Ich war sprachlos - man bekommt tatsächlich alles zurück, was man gegeben hat!!! Zu Beginn des Caminos habe ich Kati einen Teil meiner Kapseln gegen ihre Schmerzen gegeben. Auf dem letzten Stück bis zur Herberge streikten die Knie dann nochmal so richtig. Bei einer kurzen Rast vor der Kathedrale und dem Gaudí-Palast zeigte mir ein Fahrrad-Pilger mit Stadtplan den Weg zum Refugio, so daß ich nicht weiter herumirren mußte. Denselben Pilger traf ich nochmals, als ich meine Vorräte auffüllen wollte und auf der Suche nach einem Sportgeschäft war. Auch da konnte er mir weiterhelften und kurze Zeit später hatte ich meine dringend benötigten gepolsterten Fahrrad-Handschuhe, damit ich mir meine Hände nicht an den Trekking-Stäben wund scheuere.
Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will - Albert Schweizer

Sonntag, 17. August 2008

15.Mai 2008 León - Hospital de Órbigo 37,5 km


Ruhetag - Zum Abendessen gab es gestern nur einen Döner und nachdem ich mich zum Refugio zurückgeschleppt hatte, wartete ich zusammen mit den anderen Pilgern auf unseren Pilgersegen. Kurz vor 22 Uhr holte uns eine der Benediktinerinnen ab und wir maschierten zwei Türen weiter zum Vorraum der Kapelle. Es wurden Gebets-/Gesangshefte in verschiedenen Sprachen verteilt und nach einer kurzen Einweisung (allerdings auf Spanisch) begann das Komplet - das Nachtgebet. Den Abschluß bildete der Pilgersegen, mit dem uns die Benediktinerinnen auf unseren weiteren Weg schickten. Heute morgen gab es noch ein gemeinsames Frühstück und anschließend ging ich auf die Suche nach der Busstation. Ein Ticket für 2,20 € von León nach Hospital de Órbigo war schnell gekauft und eine halbe Stunde später ging´s ab mit dem Bus. In Hospital angekommen war noch Zeit bis zur Öffnung der Herberge. Diese nutzte ich für eine Ortsbesichtigung. In einer kleinen Bar, mit Blick auf die wunderschöne Brücke, gönnte ich mir noch ein Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft. Nach Belegung eines Bett-Platzes in der Alberge, schnell noch eingekauft und dann 3 Stunden hinlegen, um den Knien Zeit zur Regeneration zu geben. Wie riesig war die Überraschung, als Margret das letzte freie Bett belegte. Nun wollen wir ein spezielles Forellen-Gericht kosten und deshalb werden wir gleich zusammen mit einem italienischen Pilger-Gefährten ein passendes Restaurant aufsuchen.
Geh langsam, du kommst doch immer wieder nur zu dir selbst - 2.Geh-Bot der Geh-Bote des Pilgers


14.Mai 2008 Mansilla de las Mulas - Leon 19 km


Morgens merkte ich schon meine steifen Knie und auch meiner Fersen-Blase ging es nicht wirklich gut. Nachdem wir gestern erst beschlossen hatten mit dem Bus nach Leon zu fahren, überzeugte uns der Hospitalero doch zu Fuß zu gehen. Wir nahmen die Herausforderung an und machten uns auf den Weg. Es war nicht so schlimm, wie immer behauptet wird, aber es ist natürlich auch kein schöner Weg, da er sehr oft an der Straße langführte. Aber das gehört auch zum Camino. Was dann noch hinzukam, waren die Knie-Schmerzen, die Blasen an den Füßen und die sich zum Schluß verhärtende Wade. Obwohl wir gemeinsam Virgen del Camino geplant hatten, ging es für mich heute nicht mehr weiter. Margret und ich beschlossen noch bis zur Kathedrale von Leon gemeinsam zu gehen und ab dort läuft jeder seinen Camino. Nach der Verabschiedung traf ich im Touristenbüro eine alte Pilger-Gefährtin und diese führte mich zu meiner heutigen Unterkunft im Benediktinerinnen-Kloster. Nach einer Erholungspause und einer Dusche, machte ich mich auf den Weg nach "El Corte Ingles", um mir dort ein paar Tekking-Stäbe zu besorgen. Morgen entscheide ich dann, wie es weitergehen soll. Ein Teil mit dem Bus und ein Teil zu Fuß oder einen Ruhetag und später eine größere Busstrecke?
Buen Camino für drei Einzel-Pilger!!!

Freitag, 15. August 2008

13.Mai 2008 Calzadilla de los Hermanillos - Mansilla de las Mulas 25 km


In der Nacht ist das Wetter umgeschlagen und weiter ging´s auf der "calzada romana", der alten Römerstraße, welche sich heute etwas steiniger präsentierte. Wir haben dann tatsächlich 5 Pilger auf der Strecke getroffen, im Gegensatz zu gestern, da war es nur Einer. Wer also etwas mehr Ruhe haben möchte, dem kann ich die Nebenroute nur empfehlen. Zurück auf dem Hauptweg kurz vor Reliegos wurde es wieder voller. Dort machten wir unser Mittags-Picknick und anschließend absolvierten wir die restlichen 6,5 km bis nach Mansilla de las Mulas. Das Refugio wurde von einem deutschen Hospitalero geführt. Ich sag´mal: Harte Schale, weicher Kern. Wenn Not am Mann war, konnte man sich auf seine Hilfe verlassen. So verarztete er auch sämtliche schmerzenden Stellen der Pilger. Da die Schmerzen in meinen Knien nochmals zugenommen hatten, nahm ich auch bereitwillig den Rat und die Hilfe des Hospitaleros entgegen. Ein gesprächiges Zusammensein mit Gottfried aus Österreich beendete den Abend bei einem kräftigen und bis jetzt günstigsten Pilgermenü.
Es wird Dir niemals ein Wunsch gegeben,
ohne auch die Kraft diesen zu verwirklichen - Richard Bach

Donnerstag, 14. August 2008

12.Mai 2008 Terradillos de los Templarios - Calzadilla de los Hermanillos 27,5 km


Ein wunderschöner sonniger Pfingstmontag begleitete uns durch die herrliche Landschaft. Es ist unheimlich entspannend für das Auge, so in die endlose Weite zu blicken - das habe ich in der Meseta sehr genossen. Ein schöner Rastplatz bei der Kapelle "Virgen del Puente" lud zur Mittagspause ein. Bis dort spielten die Füße auch noch gut mit. Nach ein paar Fotos in Sahagún waren wir auch schon wieder aus der Stadt heraus und erreichten den Abzweig Calzada del Coto. Wir entschieden uns für die Nebenroute, die landschaftlich schönere Strecke, welche über die Trasse einer alten Römerstraße führte. Am Rand des Weges wuchsen massenweise Lavendel und Thymian, so daß es traumhaft duftete. Kurz vor unserem Ziel machten wir nochmals Rast an der sogenannten Pilgerquelle "Fuente del Peregrino". Das gab nochmal Kraft für die letzten 2 km bis zum Ort Calzadilla de los Hermanillos. Froh dort angekommen zu sein, da nun auch noch Schmerzen in den Knien bei mir hinzukamen, mieteten wir ein 2-Bett-Zimmer im "Casa el Cura" für insgesamt 38,-€. Es hat sich gelohnt! Wir waren angenehm überrascht, daß es eine
Badewanne gab - Luxus pur!!! Nach einem ausgiebigen Bad und der großen Wäsche, fragten wir uns zur Tienda des Ortes durch. Zum Schluß noch das typische Pilgermenü und es folgte eine geruhsame Nacht, wobei wir beim Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche langsam einschlummerten. Herrlich!!!
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann - Weisheit der Cree-Indianer

Montag, 11. August 2008

11.Mai 2008 Carrión de los Condes - Terradillos de los Templarios 26,5 km


Ohne Frühstück ging es auf die 18 km lange Strecke, welche keine Einkehrmöglichkeit haben sollte. Aber das Wetter hielt, so daß wir auf halber Stecke ein Picknick veranstalten konnten. Die Sonne kam sogar heraus und das Beste war der improvisierte Stand eines Spaniers, welcher dort Kaffee und Kekse an die Pilger verteilte. Der heiße Kaffee tat einfach nur gut!!! So waren wir auch gerne bereit der Aufforderung zu einer "freiwilligen Spende" nachzukommen. Die Füße & Beine rebellierten heute ganz schön. Als wir in Calzadilla de la Cueza ankamen, hatten wir die Befürchtung unser Etappenziel nicht zu erreichen. In Ledigos waren die Schmerzen auf ihrem Höhepunkt. Bei einer kurzen Rast in einer Bar war die Verlockung groß in die dortige Herberge einzukehren. Da uns diese aber nicht so gut gefiel und wir auch unser gestecktes Ziel erreichen wollten, trotzten wir dem Schmerz. Zur Belohnung gab es ein Bett in einem 4-Bett-Zimmer mit eigenem Bad in einer schönen sauberen Herberge. Wir teilten das Zimmer mit einem sehr netten älteren spanischen Ehepaar.
Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein - Theodor Heuss

Sonntag, 10. August 2008

10.Mai 2008 Boadilla del Camino - Carrión de los Condes 25,5 km


Das bisher beste Frühstück des Caminos stärkte uns für den Start in einen regnerischen Tag. Der Härtetest für unsere Regenponchos konnte beginnen: Bestanden!!! Geld abholen in Fromista und ein kleiner Snack in Población de Campos stand als nächstes auf dem Programm. Im Dorf Villarmentero nach insgesamt 16 km war die erste Pause fällig. Einen weiteren Stop in einer sehr einfachen Bar, leider ohne Bocadillos, bescherte uns eine kurze trockene Phase. Nachdem wir Villacázar de Sirga durchquert hatten, trafen wir Barbara, eine Pilgergefährtin des vorherigen Tages, wieder. Die Suche nach einem Refugio mit freien Bettplätzen gestaltete sich heute etwas schwieriger. Zweimal wurden wir mit dem Verweis "Completo" oder "Full weggeschickt. Es gab aber noch reichlich Platz in der am Nonnenkloster angeschlossenen Alberge "Espiritu Santo". Diese war dann zum Glück auch etwas weiter entfernt vom direkten Zentrum, da zu diesem Zeitpunkt im Ort eine Fiesta stattfand. Eine heiße Dusche bewirkte an diesem ungemütlichen Regentag Wunder und wurde nur noch von einem guten Essen in netter Gesellschaft gekrönt. Hoffentlich kann ich heute einmal einen Platz am Internet ergattern, um Kontakt in die Heimat aufzunehmen. Mal schau´n, was die Träume heute so bringen, nachdem ich gestern vom Abbruch und der Wiederaufnahme des Caminos geträumt habe?!
"I´m singing in the rain" - Frank Sinatra

09.Mai 2008 Castrojeriz - Boadilla del Camino 20,1 km


Die Nacht wurde mit gregorianischen Gesängen beendet und nach einem kleinen Frühstück ging es wieder auf den Weg. Reichlich Energie hatten wir gestern in der urigen Bar bei einem Pilgermenü getankt. Die erste Etappe begann nach 30 Minuten mit dem Aufstieg auf einen Tafelberg. Für uns "Flachland-Wanderer" war das schon sehr anstrengend. Der Abstieg war dann angenehm problemlos und anschließend nur noch leicht hügelig. Nach einer langen und erholsamen Pause auf dem Rastplatz hinter einer Kirche, erreichten wir Boadilla del Camino und wurden vom Klappern der Störche, welche auf dem Kirchturm nisteten, empfangen. Die Herberge mit den überaus netten Hospitaleros hat einen wunderschönen Garten mit Swimming-Pool. Die Überraschung des Tages ereilte uns nach einem Rundgang durch den Ort. Als wir in unserer Herberge die Vorräte für den nächsten Tag auffüllen wollten, stand plötzlich Ruth vor uns. So konnten wir die Erlebnisse der letzten Tage untereinander austauschen. Die restliche Zeit vor dem obligatorischen Pilgermenü verbrachte jeder auf seine Weise: Margret und Ruth mit einem Regenerations-Schlaf und ich mit der Reparatur meiner Gürteltasche.
Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel - Konfuzius

Montag, 4. August 2008

08.Mai 2008 Hornillos del Camino - Castrojeriz 20,8 km


Obwohl wir gestern 2 Stunden auf unser Pilgermenü warten mußten, hat es sich gelohnt. Ein großer gemischter Salat, Fleisch mit Pommes, Schokoladenpudding, Brot, Wein und Wasser für nur 8,90 €. Es hat wirklich sehr gut geschmeckt! Die Nacht in der Sporthalle war wider Erwarten ruhig, von zwei Schnarchern und einem heftigen Regenguss mal abgesehen. Nach einem kurzen Frühstück ging es gegen 8 Uhr wieder auf den Camino. Gestern dachte ich noch, daß ich heute nicht viel laufen könnte, aber die erste Hälfte der Tagesetappe bis Hontanas war gut zu bewältigen. Nach einem kleinen Mittags-Picknick mit Brot, Salami und Madalenas, zog sich der Weg nochmal richtig hin. Wenigstens wurde der Boden jetzt besser, so daß sich die Schuhe durch den anhaftenden Schlamm nicht mehr wie Bleiklumpen anfühlten. Auf dem letzten Drittel haben wir Martin wiedergetroffen, mit dem wir zusammen die kleine Albergue "Bei Resti" aufgesucht haben. Nun warten wir auf die Ankunft des Herbergsvaters, um unsere Betten zu beziehen und eine Pilgerdusche zu nehmen.
Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen - Mark Aurel

07. Mai 2008 Burgos - Hornillos del Camino 21,4 km


Nach einigen Startschwierigkeiten sind wir um 10.30 Uhr "endlich" auf dem Camino. Burgos lassen wir nach einer weiteren Stunde hinter uns und nun läuft jeder sein eigenes Tempo. Der Ortsausgang von Rabé de las Calzadas lädt zu einem Picknick ein. Dort kann ich dann auch meine ersten Blasen an den Füßen versorgen. Als ich mich wieder auf den Weg mache, gesellt sich Wolfgang aus dem Schwarzwald dazu und so ist die zweite Hälfte der Tagesetappe schnell geschafft. Zusammen mit Kathi, welche später noch zu uns stößt, suchen wir das Refugio in Hornillos auf. Gegen Vorlage unseres Pilgerpasses und der Entrichtung von 5,-€ erhalten wir einen Stempel in unseren Pilgerpass und uns wird ein Feldbett in einer Sporthalle zugewiesen. Kurz vor meiner überaus erfrischenden Dusche trifft zu meiner Freude auch Margret ein. Nun wird es Zeit eine Tienda (Geschäft) zu suchen und anschließend gibt es unser erstes
"Menú de Peregrino" - Pilgermenü.
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt - Konfuzius

06.Mai 2008 Anreise nach Burgos


Nachdem alle Verabschiedungen hinter uns liegen, geht die Reise los. Wunderbar problemlos und ohne Verspätung bringen wir die Flüge von Düsseldorf nach Bilbao, mit Zwischenlandung in Palma de Mallorca, hinter uns. Auch die Busfahrt von Bilbao nach Burgos ist schnell geschafft und schon genießen wir in einer kleinen Bar unser Abendessen.
Buenas Noches!!!

Sonntag, 3. August 2008

27.April 2008 Oberhausen - Pilgermesse


Pilgermesse: Jetzt ist es endlich soweit. Nach einjähriger Planung und
1 1/2 Wochen vor dem Start erhalten wir, Ruth, Margret und ich, unseren Pilgersegen. Anschließend bekommen wir unseren 1.Stempel in unseren Pilgerpass und zusätzlich noch einen kleinen Schutzengel, welcher uns auf unserem Weg begleiten soll.
Wir sind Pilger, die auf verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern - Antoine de Saint-Exupéry