Sonntag, 26. Juli 2009

26.Mai 2009 Viana - Navarrete 22,6 km


Nachdem die Nachtschicht-Pilger den Schlafraum verlassen haben, kann ich in Ruhe meinen Rucksack packen. Kurzer Wetter-Check: kälter & windiger, dafür aber wenigstens keine Gewitter mehr. Nach einiger Zeit hole ich Clemens ein, welcher durch seine Knie-Schmerzen im Moment nicht so schnell unterwegs ist. Dadurch können wir dann ein Stück zusammen laufen, da ich ja bekanntlich auch sehr langsam laufe, um eben diese Knie-Probleme zu vermeiden. Durch den Kauf einer Bandage hat Clemens die Sache aber mittlerweile recht gut im Griff und so geht es von Tag zu Tag besser. Wieder alleine unterwegs nähere ich mich Logrono, welches mit seinen hä......... Vororten nicht sehr verlockend erscheint. Kurz vor der Pilger-Station von Dona Maria treffe ich Clemens erneut. Ich hole mir dort einen Stempel. Außerdem nutze ich die Gelegenheit zu einem Mini-Frühstück. Kaffee & Toast mit Marmelade werden von Dona Maria und ihren Helferinnen angeboten. Hier treffe ich eine weitere Deutsche, welche über Knieprobleme klagt. Ich empfehle ihr (nach meinen letztjährigen Erfahrungen) mindestens einen Ruhetag und gebe ihr von meinen "Knie-Tabletten". Nun ab zur nächsten Bar für ein zweites Frühstück. In der Nähe der Santiago-Kirche erspähe ich ein nettes Plätzchen, wo ich auch Iris & ihre Pilger-Freundin treffe. Ich erzähle den Beiden ganz begeistert von meiner Sichtung der ersten Störche dieses Caminos. Beim Anblick der majestätischen Vögel hatte ich direkt Tränen in den Augen - ich habe sie wirklich vermisst, da ich auf dem letztjährigen Camino vom ersten Tag an von den herrlichen Vögeln begleitet wurde. Nachdem die beiden Mädel´s gegangen sind, kommt nochmal die Deutsche mit den Knieproblemen dazu & berichtet mir von Ihren Plänen. Sie will ein oder zwei Tagesetappen mit dem Bus fahren und diese Tage zur Erholung nutzen - gut so! Kurz vor dem Ortsausgang mache ich noch eine dritte Pause und bestelle in einem kleinen Cafe einen frisch gepressten Orangensaft - super. Zur Krönung kaufe ich mir meine Lieblings-Kirschen (Knapp-Kirschen) - was will man mehr. Jetzt endlich raus aus Logrono. Im gleichen Tempo läuft vor mir eine junge Pilgerin auf "Socken" und mit Knie-Bandagen. Josef, der mir gerade überholt hat, spricht das Mädchen daraufhin an. Später sehe ich die beiden auf einer Bank sitzen, während Josef ihre Füße verarztet. Eine weitere Pause später läuft die junge Pilgerin (jetzt wieder mit Schuhen) in flottem Tempo an mir vorbei - hoffentlich geht das gut, ich wünsche es ihr. Aber auch ich bin nicht gänzlich von Schmerzen verschont geblieben. Heute tun mir ausnahmsweise mal die Fußgelenke weh - jeden Tag ein anderes Zipperlein - grins! Langsam kommt Navarrete in Sicht. Noch an dem mit Kreuzen gespickten Maschendrahtzaun vorbei und bald nähere ich mich der Gemeindeherberge. Die anderen Pilger stehen dort in einer Warteschlange und so versuche ich mein Glück zuerst in der dahinter liegenden privaten Herberge, obwohl diese nur 12 Plätze hat. und tatsächlich - es ist noch etwas frei. Sie ist wirklich sehr schön & wunderbar klein. Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen: ausgerechnet der "Negativ-Man" mit seinem Freund ist auch dort abgestiegen. Um 17 Uhr ist Shopping-Time und anschließend telefoniere ich endlich wieder mit meinem liebsten Schatz. In einem Hotel wird ein Pilgermenü für 12 Euro angeboten. Eine halbe Stunde vorher entdecke ich eine nette Sitzgelegenheit direkt an einem Panorama-Fenster mit Ausblick auf den Ort und genieße ein Glas trockenen Rotwein. Beim Pilgermenü gesellt sich Jean (Kanada/Provinz Quebec) hinzu. Wir reden ein wenig über die Pilgerreise, unsere Jobs & Fotographie. Ich stelle ja keine überhöhten Ansprüche an ein Pilgermenü, aber für das, was wir bekommen haben, fand ich es etwas teuer. Ich denke Bernard, welcher zwischenzeitlich kurz reingeschaut hat, hatte für 9 Euro die bessere Wahl getroffen. Die Nacht in der Herberge stellt sich als sehr angenehm heraus - ich habe gut geschlafen und viel geträumt!

Sonntag, 19. Juli 2009

25.Mai 2009 Los Arcos - Viana 19 km


In der Nacht ziehen immer wieder Gewitter auf. Dadurch schlafe ich natürlich etwas unruhig. Morgens um 6 Uhr gehen dann die Lichter an. Da ich kein Frühstück dazugebucht habe, bin ich um 6.45 Uhr schon wieder auf dem Weg. Es ist trocken, aber ich laufe geradewegs auf eine Gewitterfront zu. Später tröpfelt es ein wenig, aber kurz vor Torres del Rio ziehen wir Pilger links an dem Gewitter vorbei. Im Ort stürmen wir die erste Bar und ich gönne mir 2 Café con leche & ein Madalena. Gemütlich verzehre ich mein Früchstück und mit einem Paukenschlag geht es weiter - moment: Paukenschlag - das war ein Donnerschlag. Soll ich nun weiter gehen oder bleiben? Mein Gefühl sagt mir: Geh´weiter! Der Weg ist nun nur noch spärlich frequentiert und es ist auch kühler geworden. Nun fällt mir auch der Unterschied zu gestern auf: warmes/heißes Wetter - die Südeuropäer laufen flott & fröhlich an uns Nord-Schnecken vorbei. Heute Kühles Wetter - wir Nordeuropäer kommen auf Betriebstemperatur und weit und breit keine Südeuropäer zu sehen & zu hören. Wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen! Und immer wieder kommen die Gewitter von links oder von rechts an mich heran, was teilweise schon recht bedrohlich wirkt. Aber bis auf ein paar Tropfen Regen bleibe ich wie durch ein Wunder verschont. Ich bin heute etwas schneller unterwegs und so checke ich schon um 13 Uhr in der Gemeindeherberge in Viana ein. Eigentlich wollte ich gar nicht so früh hier sein, aber durch die sich immer wieder nähernden Gewitter waren wir Pilger wie auf der Flucht. Die Stadt ist oben viel schöner, als es am Ortseingang den Schein hatte und man wird von einem unglaublich intensiven Kuchen-(Gebäck-)Duft empfangen. Ich vermute es gibt hier eine Fabrik, welche diverse Gebäck-/Kuchen-Sorten herstellt. Die Herberge ist schnell gefunden und so schlafe ich heute zum ersten Mal ganz oben in einem 3er-Stockbett. Auch mal was Neues! Nach erfolgreichen Einkäufen, habe ich nun auch endlich meinen neuen Kugelschreiber und Einlegeblätter, um mein Tagebuch fortführen zu können. Abends kommt immer wieder die Sonne heraus und ich nutze die Zeit bis zum Pilgermenü, um noch ein wenig in dem kleinen (hoch gelegenen) Park hinter der Herberge die Aussicht zu genießen. Zwischendurch ruft meine (in Madrid lebende) Tante an und erkundigt sich nach meinem Wohlbefinden, da sie von schweren Unwettern in der Provinz Rioja gehört hat. Nun mache ich mir natürlich Sorgen, ob bei Margret & Christina alles in Ordnung ist, da die Beiden ja eine Etappe vor mir sind. Es sollen sollen Bäume umgestürzt sein, heftiger Hagel-Niederschlag gefallen sein und dabei auch Menschen verletzt worden sein. Kurz nachdem ich beim Pilgermenü sitze kommt die Entwarnung per SMS - Alles Okay! Nun kann ich das Essen zusammen mit Bernard (Frankreich/nahe Paris) und Josef (Österreich/Graz) genießen & wir überwinden alle sprachlichen Barrieren. Die Nacht ist dann leider nicht so erholsam, da sämtliche Fenster (bei 18 Personen) geschlossen sind und der französische Extrem-Schnarcher alles gegeben hat.

Sonntag, 12. Juli 2009

24.Mai 2009 Estella - Los Arcos 22,4 km


Die Nachtschichtpilger sind wieder unterwegs. Um 2.30 Uhr wache ich von einem Tumult auf und denke erst noch: boah, schon 6 Uhr, warum bin ich so müde? Zum Glück schlafe ich relativ schnell wieder ein. Ohne Frühstück (was mir aber nichts ausmacht) bin ich heute schon um 6.45 Uhr auf dem Weg, falls es nochmal so heiß werden sollte wie gestern. Nach ca. 45 min fängt es an zu regnen. Am Weinbrunnen des Klosters Irache ziehe ich den Regenponcho aber wieder aus, da es unerträglich heiß darunter ist. Nun noch einen Schluck aus dem Wein-Hahn zur Erfrischung - moment, daß war wohl ein Satz mit X - nix. Um 7.30 Uhr morgens ist der Wein versiegt. Ob die Pilger von gestern .......? Okay, weiter geht´s. Der Regen hat mittlerweile aufgehört und ich treffe immer wieder auf eine sehr nette Koreanerin, welche ihren ersten Camino bestreitet. Das Laufen im Pulk nervt mich heute ganz schön, aber auf dem Weg nach Villamayor de Monjardín, läuft hinter mir eine Gruppe Französinnen, welche wunderschöne Lieder singen. Am Ortsausgang mache ich eine Pause. Während ich dort auf einer Mauer sitze, zieht ein Teil der Scharen an mir vorüber. Nun läuft es sich schon leichter. Hoffentlich schaffe ich es noch weiter als bis nach Los Arcos, aber es wird immer heißer. Zwischen riesigen Feldern (weite Sicht ohne Bäume und viele Pilger auf dem Weg) wird es dann kritisch: die Hitze & weit und breit keine "Pilger- Toilette". Aber dann ganz plötzlich ist sie in Sicht. Schon von weitem sieht man die Rucksäcke der Pilger fliegen und als ich endlich dort ankomme, nutze auch ich die Chance. Auch das gehört zum Camino!!! Das erste, was ich von Los Arcos zu Gesicht bekomme ist eine "Pilger-Erfrischungs-Station" - ein dreiseitig geschlossenen Raum mir jeder Menge Automaten (gefüllt mit Getränken, Speisen und Pilger-Gebrauchsgegenstände, wie z.B. Pflaster, Zahnbürsten, Jakobsmuscheln usw.). Nun muß ich eine Entscheidung treffen. Ich frage im "Casa Austria" nach und falls ein Platz frei sein sollte, bleibe ich. Und tatsächlich kann ich in einem kleinen Schlafsaal ein Bett beziehen. Nach der Dusche & der Wäsche trinke in einer netten Bar vor der Kirche einen "Café con leche". Die beiden deutschen Mädel´s, welche sich auch dort niedergelassen haben (& auch in derselben Herberge untergebracht sind), können mir bei der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit weiterhelfen. Zurück in der Herberge treffe ich außerdem noch zwei Französinnen aus St.Jean-Pied-de-Port und Clemens aus Pamplona. Heute entscheide ich mich dafür einmal selber zu kochen. Die Nudeln mit Tomatensoße und Oliven schmecken sehr gut und ich habe mich auch nicht mit dem Gasherd in die Luft gesprengt. Während des Essens fängt es an zu regnen und nach der "Spül-Aktion" kommt ein Gewitter auf. Schnell rette ich meine Wäsche aus dem Innenhof und sitze nun in dem sehr gemütlichen Aufenthaltsraum bei guten Gesprächen mit meinen Mitpilgern. Passend dazu möchte ich mir auch noch ein leckeres Getränk aus dem Getränkeautomaten ziehen, aber nachdem das Gerät aufgund des Gewitter zweimal ausgefallen ist und es mein Geld geschluckt hat, ohne daß ich ein Getränk erhalten habe, verzichtete ich auf einen dritten Versuch. Es ist trotzdem ein wunderschöner Abend geworden!!!

23.Mai 2009 Lorca - Estella 9 km


Da wir vermuteten, daß es auch heute wieder sehr heiß wird, sind wir schon um 6.30 Uhr aufgestanden. Andrea, die heute Probleme mit dem Laufen hat, bleibt erst einmal in der Herberge zurück. Ebenso Terry & Joann, denen die gestrige Fiesta nicht so gut bekommen ist. Hoffentlich schaffen es die Drei heute noch. Der Himmel ist bedeckt, zeitweise tröpfelt es sogar und später kommt auch noch Wind auf. Die Wegbeschaffenheit ist nicht so schwierig, im Gegensatz zu den letzten Tagen, so daß ich meine Trekking-Stäbe kaum benötige. Die Temperaturen sind schwankend und so läuft es auf ein ständiges "Jacke an - Jacke aus" hinaus. Nach 9 km erreichen wir Estella. Seit 2 Tagen verstärkt sich in mir das Gefühl von nun an alleine weitergehen zu müssen. Also entscheide ich mich dafür in Estella zurück zu bleiben. Margret, Christina & ich gönnen uns zum Abschluß je ein "Bocadillo de Jamon Serrano" und einen Café beim vorläufig letzten gemeinsamen Frühstück. Wir verabschieden uns voneinander mit vielen guten Wünschen für unseren weiteren Camino. Auf Umwegen bummele ich langsam zur Gemeinde-Herberge zurück, da diese erst um 13 Uhr öffnet. Während ich auf einer Bank vor dem Refugio warte, legen Terry & Joann eine kleine Pause dort ein, da es Joann immer noch nicht viel besser geht. Kurze Zeit später starten die Beiden dann aber doch wieder und treffen heute Abend vielleicht auf Chistina & Margret. Zu meiner Freude kommt nun auch Andrea flotten Schrittes an der Alberge vorbeimaschiert. Dank spezieller Tabletten kann sie wieder laufen kann. Da ich meinen Rucksack schon so früh in die "Rucksack-Warteschlange" eingereiht habe, kann ich mir ein schönen Bettplatz oben in einer Ecke direkt am Fenster aussuchen. Wie sich später herausstellt, treffe ich in dieser Herberge dann zum ersten mal die beiden deutschen Mädel´s. Nun folgt eine längere Pause im Hof der Herberge da ich meine täglichen
Pilgertätigkeiten: Dusche, Wäsche & Einkäufe, schon hinter mir habe. Ich mache mich nochmals auf den Weg, da mein Kugelschreiber so langsam seinen Geist aufgibt und auch das Tagebuch fast voll ist. Das wird also die dritte Stadtbesichtigung des Tages. Leider werden meine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt und auch mein Pilgermenü werde ich in einer anderen Bar als der ürsprünglich Erwählten einnehmen müssen, da diese heute Abend wohl nicht mehr geöffnet hat. Das Essen der Ausweich-Bar war aber auch sehr lecker. Dort lerne ich den Negativ-Mann kennen, welcher nicht nur am Essen etwas auszusetzten hatte. Ich wünsche ihm, daß er den Camino nutzen kann, um an seinem negativen Denken und seiner negativen Ausstrahlung arbeiten zu können!!!

Samstag, 4. Juli 2009

22.Mai 2009 Obanos - Lorca 16,3 km


Die Nacht war ruhig, so daß wir gut erholt diesen netten Ort verlassen können. Heute entscheide ich mich schon morgens für die Shorts, da wir bei herrlichem Sonnenschein starten. In Puente la Reina machen wir ein paar Fotos und Christina kauft sich ihren Pilgerstab "Sam". Weiter geht´s und nachdem es immer heißer und heißer wird, sehnen wir einen Picknickplatz herbei. Die Zehen schmerzen, der Wasservorrat ist aufgebraucht und das Fußgelenk zickt rum - aber weit und breit keine geeignete Stelle in Sicht. In Manerú geht es schnurstracks in die Bar und dort bekomme ich endlich ein Café con leche. Mittlerweile benötige ich meinen Sonnenhut, da der weitere Weg relativ unschattig ist. So dauert es auch noch sehr lange, bis wir wenigstens einen halbschattigen Platz finden. Das ersehnt Frühstück wird dann somit eher ein Mittagessen, so daß wir eine Mahlzeit gespart haben. Bis 14 Uhr wandern wir noch durch die Hitze bergauf & bergab. Nun wird es auch langsam schwül. Wir sind froh, daß wir in dem Ort Lorca ein 4-Bett-Zimmer in der kleinen, netten Herberge "Alberge de Lorca" ergattern können. Heute gibt´s dann mal keinen "Pilgerstreß", da bis zum Menue de Peregrino um 19 Uhr noch reichlich Zeit ist. Die Kanadier Terry & Joann und auch Jean sind schon dort eingetroffen und genießen eine "Cerveca". Andrea, die ältere französische Dame, bezieht das letzte Bett in unserem Zimmer. Leider treffen zum Schluß auch noch "Pat & Patarchon"ein, welche wir schon abgehängt glaubten. Eine Dusche erfrischt heute ungemein und um 17 Uhr geht es zum "Power-Shopping": Wasser, Brot und Bananen. Mal wieder muß ich meine Gürteltasche reparieren (wie schon auf dem letzten Camino), was aber schnell erledigt ist. Kurz vor 19 Uhr ruft der Hospitalero "Jose" alle Peregrinos & Peregrinas zum Essen zusammen. In einer sehr heiteren Runde essen wir und singen abwechselnd Lieder aus der Mundorgel (hauptsächlich englischsprachige Lieder, aber auch zwei französischsprachige). Nach dem Essen entscheiden wir uns spontan, die Fiesta des Ortes zu besuchen. Zusammen mit Joann & Terry feiern wir noch bis nach 22 Uhr. Kurz bevor wir ins Bett gehen, wird ein mit Feuerwerkskörpern gespickter Metall-Stier durch die Straßen gezogen, vor dem die Kinder des Dorfes flüchteten. Nun kehren wir in unsere Herberge zurück. Das 4-Bett-Zimmer verspricht eine ruhige Nacht, aber um 1 Uhr Nachts geht die Party/Fiesta erst richtig los. So wird es leider nichts mit dem Schlaf bis ca. 5 Uhr Morgens.. Hinzu kommt auch noch die unglaubliche Hitze in unserem Zimmer.