Dienstag, 23. Juni 2009

21.Mai 2009 Pamplona - Obanos 22,6 km


Die Nacht im "Casa Paderborn war sehr erholsam. Um 6 Uhr hören wir die "Guten-Morgen-Weck-Musik" und es erwartet uns ein gemütliches Frühstück. Der Weg aus Pamplona heraus zieht sich hin und ist durch die vielen Straßen & den Autoverkehr nicht sehr angenehm. Auch körperlich habe ich einen "Durchhänger", so daß die ersten 2 Stunden zur Qual werden. Wir starten bei herrlichstem Sonnenschein, aber nun zieht es sich langsam immer weiter zu. Hoffentlich gibt es kein Gewitter, wenn wir oben am "Alto del Perdon" sind. Ich wünsche mir ganz intensiv ein wenig Sonnenschein und es funktioniert tatsächlich. Nachdem ein paar schöne Fotos entstanden sind, treffen wir dort auch nochmals die beiden Deutschen. Auch die Radfahrer, welche sich auf dem Fußweg hochgearbeitet haben, sind mittlerweile heil oben angekommen. Nun wieder bergab, ganz langsam, auf wunderschönen Wanderwegen zwischen Mandelbäumen, Olivenbäumen, Weinreben und Weizenfeldern. Endlich taucht die Abzweigung zur Kirche Eunate auf, so daß wir unser letztes Teilstück erpilgern können. Körperlich geht es mir erstaunlicherweise immer besser und schließlich erreichen wir Eunate. Zum Glück fahren kurz vor unserer Ankunft die beiden riesigen Reisebusse ab. Ich genieße die ungewöhnliche Ausstrahlung dieses Kleinods und die Atmosphäre im Inneren der Kirche. Nach einiger Zeit ziehen wir unsere Schuhe & Socken aus und laufen 3 mal um die Kirche herum. So wollen wir die spirituelle Kraft & Energie dieses Ortes erspüren. Frisch erholt und nach Erhalt eines Erinnerungs-Stempels für unseren Credencial, schaffen wir auch noch die restlichen 2,6 km bis Obanos. Die Herberge ist nur zu einem Drittel gefüllt. Die meisten Pilger sind bestimmt bis nach Puente la Reina gelaufen. Nach der Dusche, der Wäsche & dem Einkauf suchen wir die "Dorf-Bar" auf. Beim "Menu de la Dia" lernen wir u.a. Terry & Joann aus Kanada und Andrea aus Frankreich kennen. Das Essen war mal wieder sehr lecker und wir hatten unglaublich viel Spaß. Wie so oft bei uns lagen Besinnlichkeit und Freude nah beieinander!!!

Montag, 22. Juni 2009

20.Mai 2009 Trinidad de Arre - Pamplona 4,6 km


Obwohl der Schlafsaal in der Klosterherberge "Trinidad de Arre" größer ist als in dem letzten Refugio, konnte ich eine ruhige Nacht in meinem Stockbett am Fenster genießen. Sobald die ersten Pilger-Gefährten am diesen Morgen zu hören sind, hält auch mich nichts mehr in meinem Bett. Nach einem sehr gemütlichen und ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum "Casa Paderborn" in Pamplona. Das sind nur ca. 5 km, so daß wir auf diesem kurzen Stück noch nicht einmal einen geeigneten Picknick-Platz finden. So treffen wir schon um halb zehn an unserem Tagesziel ein. Da die Herberge erst um 13 Uhr öffnet, picknicken wir kurzentschlossen auf einer Wiese am Fluß Arga. Eine Stunde später deponieren wir unsere Rucksäcke in einem Raum der Herberge und nutzen die Zeit für eine erste Stadtbesichtigung. Gerade noch rechtzeitig zurück, können wir uns in die Warteschlange einreihen und bekommen alle Drei ein Bett in der begehrten Herberge. Der zweite Teil der Stadtbesichtigung folgt. Da wir heute
unseren erwählten "Wellness-Tag" haben, gönnen wir uns ein Tapas-Mittag- bzw. Nachmittagsessen und beenden unseren Pamplona-Tag mit Power-Shopping. Auf dem Rückweg zur Herberge bemerken wir eine verdächtige Veränderung der Himmelsfarbe und kurz vor dem Ziel fallen die ersten Regentropfen begleitet von einem Donnergrollen. Wir flüchten in den Aufenthaltsraum (der auch gleichzeitig als Büro genutzt wird) und teilen den von Margret gespendeten Wein mit Alexandra und ein paar weiteren Pilgern. Später stoßen noch ein Ehepaar, der Berliner und Clemens dazu, so entsteht eine fröhliche Runde. Wir lachen sehr viel, was aber wohl nicht so gut ankommt, so daß wir von den Herbergseltern um etwas mehr Ruhe gebeten werden. Da wir aufgrund des schlechten Wetters aber auch nicht nach Draußen ausweichen können, lassen wir uns die Stimmung nicht verderben (es ist ja auch gerade erst 20 Uhr) und haben noch weitere fröhliche und besinnliche Gespräche miteinander. Eine Stunde später meldet sich das Gewitter nochmals zurück und versetzt uns in Aufbruch-Stimmung.

Montag, 15. Juni 2009

19.Mai 2009 Zubiri - Trinidad de Arre 16,6 km


Die Wäsche ist über Nacht leider nicht komplett getrocknet. Also wird der Rest am Rucksack befestigt und auf Sonnenschein gehofft. Nachdem wir den "Schnarcher-Saal" hinter uns gelassen haben, genießen wir den Weg. Auf einer kleinen Bergwiese nehmen wir unser zweites Frühstück zu uns, zusammen mit einem Deutschen und einer Russin - ich komme mir schon vor, wie bei den Hobbits: erstes, zweites, drittes Frühstück...usw.! Diesmal kommt der Wetterwechsel dann schon so gegen 10 Uhr. Auf wunderschönen Wanderwegen pilgern wir im Sonnenschein und treffen schließlich auf ein am Straßenrand geparktes Campingmobil mit "Gladbacher" Kennzeichen. Nach einem Smal-Talk erfahren wir von dem Fahrer, daß seine Frau zusammen mit ihrer Freundin in Etappen auf dem Jakobsweg wandert. Später treffen wir eben diese Beiden und wünschen ihnen ein "Buen Camino". Die Mittagspause verbringen wir auf einem Picknick-Platz. Dort cremen wir uns auch nochmals ein, da die Sonne schon ganz schön heftig brennt. Nun müßte auch so langsam die Klosterherberge auftauchen. Kurz vor einer weiteren Brücke haben wir die Befürchtung den Ort mit der erwählten Herberge verpaßt zu haben. Aber es trennt uns eben nur noch die Überquerung dieser Brücke von unserem heutigen Ziel. Wir klingeln und ein herzlicher Empfang durch einen älteren Herren, der uns die Gepflogenheiten dieser Herberge näherbringt (soweit wir seine spanischen Erläuterungen verstehen), bestätigt uns in unserer Wahl. In dem wunderschönen Garten können wir relaxen und gleichzeitig unsere Wäsche trocknen. Die gesamte Alberge gefällt uns sehr gut und verfügt über alle Vorzüge, welche eine gute Herberge benötigt: getrennte Waschräume & Toiletten, Aufenthaltsraum, Küche usw.. Im Ort bekommen wir alles, was das Pilgerherz begehrt: Proviant & Pilgermenü!!!

Freitag, 12. Juni 2009

18.Mai 2009 Roncesvalles - Zubiri 22,8 km


Die letzte Nacht war wider Erwarten ruhig, obwohl wir in einer kleinen Kammer mit 18 Personen einquartiert waren. Hier haben wir nur eine Dusche und eine Toilette für alle hier untergebrachten Pilger. Aber irgendwie schafften wir es Alle die knapp bemessenen Sanitäranlagen in diesem engen Zeitfenster zu nutzen. Da sich direkt hinter meinem Bett am Kopfende die Steckdosen befanden, gab es einen ständigen Kampf um die begehrten Plätze. Ich konnte aber glücklicherweise ein größeres Blutbad verhindern. Das zweite Pilgermenü dieses Weges konnte sich auch wieder sehen lassen: es gab Nudeln mit Tomatensoße & Käse überbacken, danach eine sehr leckere Forelle mit Pommes und zum Schluß einen Joghurt. Heute Morgen steht kein einziger Pilger vor 7 Uhr auf, was bei 18 Personen beachtlich ist. Wahrscheinlich sind die Meisten noch kaputt von der gestrigen Pyrenäen-Überquerung?! Gegen 8 Uhr sind wir wieder auf dem Weg und das Wetter zeigt sich ähnlich schlecht wie gestern. Die Wolken hängen immer noch sehr tief und es ist feucht und kalt. Später ziehe ich sogar noch meinen Regenponcho über, da ich regelrecht ausgekühlt bin, trotz der körperlichen Anstrengung. Kurz nach 10 Uhr machen wir eine Essenspause, welche aber aufgrund der Witterung relativ kurz ausfällt. Die beiden Italiener von gestern gesellen sich auch wieder dazu und so entsteht das eine oder andere Foto. Weiter geht´s und gegen 11 Uhr schlägt das Wetter um. Da hatte die Wetter-Regel, welche wir von Christina gelernt hatten mal wieder recht (genauso wie gestern): In den Bergen entscheidet sich um 11 Uhr, ob sich das Wetter ändert oder bleibt wie es ist!!! Nun können wir langsam wieder unsere Kleidung wechseln und eine Stunde später steht einer längeren Pause nichts mehr entgegen. Wir wählen eine Bergwiese aus und genießen die Sonne & einen kleinen Snack. Frisch ausgeruht wähnen wir uns schon ziemlich am Ende unserer heutigen Etappe, was leider ein Trugschluß ist. Die steilen Abstiege ziehen sich extrem hin und ich frage mich mal wieder, warum ich mit das überhaupt antue?! Die Füße und Waden schmerzen und fühlen sich an wie Blei. Die Schulter beginnt wieder weh zu tun. Jetzt nochmals eine Pause zu machen geht gar nicht und so trenne ich mich kurzzeitig von Margret und Christina und hoffe auf ein Wiedersehen am Ortseingang von Zubiri. Ich habe mal wieder den Eindruck der Zielort wird niemals auftauchen. Als ich dann endlich die Brücke über dem Arga überquere, kann ich es gar nicht glauben - wieder einmal geschafft. Ich positioniere mich auf einer Mauer gegenüber der Brücke und erwarte die Beiden. Nachdem wir wieder komplett sind und in der ersten Herberge abgewiesen werden, bekommen wir um 16.30 Uhr noch ohne weiteres ein Bett in der Gemeinde-Herberge. Heute können wir endlich unsere Wäsche waschen und nach dem Besuch einer Tienda & einer Pharmazie machen wir uns auf den Weg, um ein Pilgermenü+ zu uns zu nehmen.

Montag, 8. Juni 2009

17.Mai 2009 St.Jean-Pied-de-Port - Roncesvalles 26,9 km


Kurz vor 7 Uhr höre ich die Vorbereitungen für das Frühstück. So hält auch uns nichts mehr in den Betten und wir machen uns für unseren ersten Wander-/Pilgertag bereit. Nach einer herzlichen Verabschiedung aus meiner "Traum-Herberge" verlassen wir bei herrlichem Sonnenschein St.Jean-Pied-de-Port. Die ersten Anstiege sind schon sehr anstrengend, aber die einmalige Landschaft enschädigt uns für unsere Mühen. In Huntto machen wir unsere erste Pause und genießen den Sonneschein. Da Margret einen Zeltplatz in Orrisson reserviert hat, verabschieden wir uns dort voneinander und ich mache mich erst einmal alleine auf den Weg. Unterwegs treffe ich immer wieder eine Australierin, mit der ich mich durch den plötzlich aufkommenden Nebel kämpfe. Die Sicht verschlechterte sich auch weiterhin, so daß die Markierungen des Weges sehr schlecht zu finden sind. Ich sehe mich schon als eine dieser verschollenen Pilger, deren Körper von Geiern zerfleddert nach Wochen gefunden wird. Irgendwie finden wir doch immer wieder den Weg und am Schild, welches auf den Rolandbrunnen hinweist, ist erst einmal eine Pause fällig, trotz der sehr hohen (kalten) Luftfeuchtigkeit. Wie ich dort auf meinem Picknick-Stein sitze, meine ich plötzlich Margrets Stimme zu hören - Halluzinationen? Nein - es ist tatsächlich Margret - welche Freude!!! Das mit der Reservierung hatte leider nicht geklappt und so muß sie heute auch die "Schwerste Etappe" gehen. Mittlerweile hatte sich auch noch Christina angeschlossen und kurze Zeit später gesellten sich zwei Italiener dazu. Nach einer fröhlichen Pause, trotz des scheußlichen Wetters, machen wir uns zu Dritt wieder auf den Weg. Am Wegeskreuz lege ich mein mitgebrachtes kleines Holzkreuz ab und an der Rolands-Quelle füllen Margret und Christina ihre Wasservorräte auf. Eine Stein-Markierung zeigt an, daß wir heute tatsächlich an einem Tag von Frankreich nach Spanien gelaufen sind: "Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt......" - oder so ähnlich! Nun zieht sich der Weg nochmals richtig hin. Wir haben das Gefühl niemals anzukommen. Aber dann ganz plötzlich können wir das Kloster sehen. Da haben wir es also geschafft: um ca. 8 Uhr sind wir gestartet und um 17.30 Uhr in Roncesvalles angekommen - 9 1/2 Stunden später!!! Nun heißt es schnell ein Bettplatz sichern, das Pilgermenü reservieren und duschen. Rückblickend auf unsere Wanderung über die Pyrenäen denke ich an das herrliche Bergpanorama - moment mal - das war ja mal wieder nix - nur Nebel - keine Sicht - es ist mir einfach nicht vergönnt. Dafür scheinen die Füße und die Knie diese Tour relativ gut überstanden zu haben. Als Ausgleich dafür habe ich eine riesige Schwellung auf der Schulter. Natürlich genau an der Stelle, an der die Rucksackgurte sitzen. Ich vermute es liegt an dem intensiven Einsatz meiner Trekking-Stäbe, wobei ich die Muskeln (Sehnen, Bänder) wohl etwas überlastet habe?! Ich habe für Morgen die größten Befürchtungen, ob ich den Rucksack wieder tragen kann.

16.Mai 2009 Anreise St.Jean-Pied-de-Port


5.15 Uhr - der Wecker klingelt. Jetzt ist es also wieder soweit. Dreißig Minuten später sitzen wir bereits im Auto Richtung Flughafen Düsseldorf. Mit unseren E-Tickets checken wir problemlos ein und auch Margret´s Pilgerstab wird am Sondergepäck-Schalter entgegengenommen. Nach 2 1/2-stündigem Flug liegt unser Zwischenstop in Madrid an. Die Zeit vergeht recht schnell und nach einem unruhigen Flug in einer kleinen Maschine landen wir schließlich in Pamplona. Dort erhalten wird dann endlich unsere Rucksäcke zurück und warten auf den Bus, welcher uns ins Stadtzentrum bringen soll. Dummerweise fährt dieser Samstags & Sonntags nur alle 60 Minuten, so daß es mit unserem Anschluß-Bus ziemlich eng wird. Trotz allem erreichen wir den Bus nach Roncesvalles noch pünktlich und wollen dort zusammen mit einem deutschen Ehepaar ein Taxi nach St.Jean-Pied-de-Port nehmen. Aber es kommt mal wieder ganz anders. Zuerst ist gar kein Taxi verfügbar und zum Schluß fahren wir mit 7 Personen in einem Großraumtaxi und zahlen Jeder 10,- Euro. Nur noch ein paar Meter und wir sind in der wunderschönen Herberge "Esprit du Chemin" angekommen. Wir werden mit einem Tee & anschließendem Rundgang (durch das Haus) begrüßt. In einem gemütlichen 4-Bett-Zimmer bekommen wir ein Bett zugewiesen. Bis zum gemeinsamen Abendessen in der Herberge bleibt uns noch eine Stunde Zeit. Wir besichtigen diesen herrlichen Ort und besorgen uns zu guter Letzt jeder noch 2 Bananen und Wasser für den morgigen Wandertag. Ein Lunchpaket konnten wir in der Herberge bestellen. Die ersten Mit-Pilger lernen wir dann beim Abendessen kennen und beschließen somit einen anstrengenden, aber auch sehr interessanten Tag.