Mittwoch, 14. November 2012

11. November 2012 Jakobsweg Deutschland 2.Etappe - Duisburg Salvatorkirche - Düsseldorf-Kaiserswerth St. Suitbertus 23 km

Die Anreise mit dem Zug nach Duisburg ist heute trotz des Sonntags etwas nervig, da die "Jecken" schon auf dem Weg zur Düsseldorfer Altstadt sind: um 11:11 Uhr starten sie in die Karnevalssaison. Gesänge und Alkoholausdünstungen begleiten uns auf der Fahrt zum Hauptbahnhof.


Wir erreichen zu Fuß die Salvatorkirche und das direkt daneben liegende Rathaus. Hier entdecken wir merkwürdige blaue "Raketen" ;-) - ach das sollen moderne Weihnachtsbäume sein - interessant.


Nun haben wir erst einmal eine Straßenrally vor uns - leider fehlen einige Jakobswegschilder, so daß wir immer wieder fragen müssen. Irgendwann erreichen wir die Dickelsbachsiedlung im Stadtteil Wanheimerort. Wir erfahren ein Stück Geschichte unserer Region: eine Dame mit Hund schildert uns bereitwillig einige Hintergrundinformationen zur Entstehung der in langen Reihen angeordneten Typenhäuser. Danke :-)))


Es folgen die Markenwälder und wir passieren die Sechs-Seen-Platte. Die Sonne bricht langsam durch und es ist herrlich durch die herbstlich gefärbten Wälder zu wandern.


Ein Pause machen wir hier und die nächste folgt an der St. Hubertuskirche in Duisburg-Rahm. Diese ist leider wie auch schon zuvor die Salvatorkirche geschlossen. Nichts desto trotz hören wir auf unserer Pausenbank gedämpfte Orgelmusik. Wir genießen das und schlummern in der Sonne.


Auf Straßen, Alleen, an Bächen entlang und zwischen Feldern geht´s weiter Richtung Angermund und wir entschließen uns für einen Abstecher zum Schloß Heltorf.


Gestärkt von einem heißen Tee halten wir nochmals an einer kleinen Kapelle inne. Zum Andenken an die heilige Agnes wurde hier eine Andachtsstätte errichtet.


Zwischen Feldern Richtung Wittlaer unterwegs, verpassen wir erneut (wie schon im letzten Jahr) den Abzweig (leider fehlen auch hier die Pilgerweg-Schilder). Also in die Gegenrichtung - entlang der B8. Als wir den Ort erreichen wird auch die Lauferei wieder angenehmer.


Hier erreichen wir den Rheinuferweg und jetzt ist es nur noch fantastisch. Die einsetztende Abenddämmerung taucht den Fluß in ein mysteriöses Licht.


Das Farbenspiel der untergegenden Sonne betrachten wir bei einer letzten Rast. Nun ist es nur noch ein kleines Stück bis zum wirklich bezaubernden Kaiserswerth. Die Kirche St. Suitbertus ist geöffnet, so daß wir auch heute einen würdigen Abschluß unseres Pilgertages erhalten.


Die Rückreise mit U-Bahn, Zug und Bus zieht sich ein wenig hin, da ein Streckenabschnitt teilweise gesperrt ist. Aber wir kommen heil und zufrieden zu Hause an.

Dienstag, 6. November 2012

6. November 2012 Planung Ökumenischer Pilgerweg "Via Regia" 2013


So, jetzt ist es raus. Nächstes Jahr geht es auf den Ökumenischen Pilgerweg durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Start wird vorraussichtlich der 11.April 2013 ab Görlitz sein. Zusammen mit meiner Freundin werden wir ca. 10 Tage unterwegs sein. Wir sind sehr gespannt auf das für uns "unbekannte" Deutschland.

Fotos aus dem Buch "Der Ökumenische Pilgerweg"


2. November 2012 Jakobsweg Deutschland 1.Etappe Von zu Hause aus - Duisburg Salvatorkirche 16,5 km

"Ich pilgere dann mal eben nach Santiago de Compostela" - Es fühlt sich fantastisch an, als ich mit diesem Gedanken aus der Haustür trete. Alles Bekannte wirkt heute ein wenig unwirklich - ich bin wieder auf dem Camino.


Meine Heimatkirche ist leider geschlossen und so wandere ich gemütlich zu unserem Treffpunkt. Meine Freundin ist nämlich zeitgleich aus ihrem Haus getreten, um mit mir gemeinsam auf die erste Etappe zu gehen.


Es ist heute zwar grau in grau und ein frisches Lüftchen weht, aber solange es trocken bleibt sind wir schon zufrieden. Unterwegs sind noch die Nachwirkungen von Halloween zu sehen.



Glücklich zusammengefunden erstehen wir noch ein paar Backwaren im Stadtteil Sterkrade Anschließend machen wir uns auf: Richtung Westen.


Wir überqueren die Emscher und gelangen zu dieser Straße: (s. Foto). Hier war ich noch nie, wenn das mal kein Zeichen ist ;-).


Es folgt ein Straßenparcour bis wir den Rhein-Herne-Kanal erreichen. Diesem folgen wir bis zum Stadtteil Lirich und in Höhe der Schleuse wird es dann Zeit für eine Stärkung.


Wir bauen unser Pilgerbuffet auf, welches aus Essensresten von der Halloween-Party, Obst, Gemüse, Stutenkerlen und Wasser besteht - welch edle Speisen.


Nach unserem Picknick sind wir doch ganz schön ausgekühlt und passieren flott das Schleusen-Gelände. Und weiter geht´s immer am Kanal entlang.


Zwei Schwäne erblicken uns und erhoffen sich ein "Leckerchen". Wir kämpfen weiterhin gegen den kühlen Wind an. Die Bewegung tut gut und wärmt.


Parallel zu "unserem" Jakobsweg verlaufen diverse andere Wander- und Fahrradwege. So können wir leicht die Richtung nach Duisburg anpeilen.


Nun führt der Weg ein wenig Abseits des Kanals an einem Industriegebiet entlang, aber schön geschützt von Bäumen.


Und dann passiert das unfassbare: ein Fahrradfahrer passiert uns und wir hören ein "Buen Camino". Wir sind so perplex, daß er unser "Muchas Gracias" bestimmt nicht mehr gehört hat.


Wir überqueren das Große Wehr an der Ruhr in Höhe von Duisburg-Meiderich und schon können wir die Salvatorkirche von weitem erkennen.


Eine weitere Bestätigung ist natürlich der gelbe Pfeil (wofür auch immer dieser hier gedacht ist ;-)), welcher sogar in die richtige Richtung weist.


Wir erreichen die Altstadt von Duisburg mit ihren Marktplatzruinen. Im Hintergrund befindet sich die Salvatorkirche.


Glücklicherweise ist die Kirche geöffnet und einen Pilgerstempel erhalten wir auch. Wir genießen die Ruhe der Kirche mitten in der Innenstadt. Da auch die Sonne sich zeigt, ergibt sich ein herrliches Lichterspiel im Inneren der Kirche. Die Kirchenfenster erzählen Geschichten.


Durch die Einkaufsstrasse geht es zum Hauptbahnhof und von dort aus nach Hause. Mit einer kleinen Unterbrechung in einem netten Cafe beenden wir unsere heutige Pilgerwanderung Richtung Santiago.

Dienstag, 2. Oktober 2012

4. Juni 2012 El Acebo – Ponferrada - Barcelona





Ein herrliches Bergdorf – ich erwache vom Vogelgezwitscher. Die Wanderschuhe stopfe ich in den Rucksack und auch der Rest ist schnell verstaut. Kaum ein Wölkchen am Himmel, aber noch ist es sehr kühl. Das Frühstück ist vorbereitet – ich habe den ganzen Raum für mich. Es ist ja auch schon 8 Uhr und die Pilger werden schon weg sein. Ich kann es gemütlich angehen lassen, da das Taxi erst gegen 9 Uhr kommen soll. Um 9:15 Uhr ist weit und breit kein Taxi zu sehen. Der Chef meiner Unterkunft fragt, wann ich denn in Ponferrada sein müsste, er hätte dort sowieso noch etwas zu erledigen. Ich zeige ihm die Abfahrtszeiten des Zuges und schon ist die Sache geritzt: da er davon ausgeht, dass das Taxi wohl nicht mehr kommen wird, organisiert er noch ein paar Dinge und um 9:30 Uhr sind wir auf dem Weg. Ich kann es nicht fassen – so hilfsbereite Menschen :-). Da ich nebenbei erwähnt habe, dass ich auch noch Geld bräuchte, hält er in Molinaseca kurz an und weist mich auf ein Gebäude hin und sagt: „Telebanco“ – jetzt komme ich sogar noch ganz bequem an mein Geld. Am Bahnhof setzt er mich dann ab und als ich ihm wenigstens etwas Spritgeld geben möchte, setzt er sich schnell in sein Auto, winkt nochmal und weg ist er – ich bin sprachlos. Was mich allein die Taxifahrt gekostet hätte?! Daaaanke :-). Das gesparte Geld bin ich dann ganz schnell wieder los. Am Renfe-Ticket-Schalter erfahre ich, dass für die Strecke nach Barcelona nur noch 1.Klasse-Tickets verfügbar sind. Ich beiße in den sauren Apfel, sonst hätte ich ja noch einen Tag in Barcelona verloren und das wäre einfach zu schade. Pünktlich trifft der Zug ein und so kann ich nur noch sagen: Adios Camino 2012!!!

Samstag, 15. September 2012

3. Juni 2012 Rabanal del Camino – El Acebo 16,7 km




Gestärkt mit einem Cafe con leche & Multi-Vitaminsaft starte ich in den regenfreien Morgen. Eine zweite Jacke, Stirnband und Halstuch braucht man schon, da es sich abgekühlt hat. Es geht immer bergauf, aber obwohl ich gesundheitlich angeschlagen bin, ist es viel einfacher als die Jahre zuvor. Was das ausmacht, wenn Beine und Füße in Ordnung sind. Foncebadon muß für ein Frühstück herhalten. Der Aufenthalt in der Alberge Monte Irago bei Kaffee & Cornflakes ist wieder sehr nett. Der Weg zum Cruz Ferro kommt mir so kurz vor, dass ich es gar nicht fassen kann. Heute ist viel los hier und so ist es richtig schwierig dazwischen zu kommen. Nachdem ich meine Steine abgelegt habe treffe ich genau hier zum letzten Mal (das weiß ich jetzt) Marlene & Wolfgang – da passt!!! Ich mache ein Foto von den Beiden am Kreuz und Marlene berichtet von der großen Buspilgerreisegruppe, welche vorhin vorgefahren ist. Bei diesen handelt es sich um eine Mitglieder  der bayrischen Jakobsgesell-schaft. Die Beiden ziehen weiter und ich verweile noch ein wenig und lausche den Gebeten und Gesängen jener Gruppe. Als das Lied: „Hilf, Herr meines Lebens…“ erklingt, stimme ich ergriffen mit ein. Beschwingt mache auch ich mich auf den Weg. Manjarin lasse ich dieses mal „rechts“ ;-) liegen, sehe aber im Vorbeigehen zum ersten Mal Tomas in seinem Kreuzrittergewand. Die Berglandschaft ist herrlich. Durch den Wechsel von Sonne und Wolken kann ich sogar ein Bergpanorama genießen – das ich das mal erlebe :-). Der Anstieg ist natürlich sehr anstrengend, da man unheimlich aufpassen muß, aber nach zwei weiteren Pausen erreiche ich schließlich El Acebo. Schnurstracks steuere ich die „La Posada de Peregrinos“ an, da ich hier beim letzten Mal sehr zufrieden war. Für 35,- Euro incl. Frühstück erhalte ich eines dieser wunderbaren Zimmer. Zuerst liegen ein paar Besorgungen in der Tienda an. Anschließend schaue ich in der Herberge vorbei, aber bis auf eine Kanadierin und ein deutsches Ehepaar kommt mir niemand bekannt vor. Jetzt einfach nur duschen, schlafen, relaxen, telefonieren usw.. Nach einem Telefonat mit meiner Tante aus Spanien ist es dann entschieden: das ist also das offizielle Ende meines diesjährigen Camino´s. Ich werde morgen ein Taxi nach Ponferrada nehmen, und anschließend mit dem Zug um 11:37 Uhr nach Barcelona. Dort werde ich dann ein Zimmer für zwei Nächte nehmen. Am Mittwoch geht dann der Flug zurück in die Heimat zu Familie und Freunden. Beim Abendessen erlebe ich noch einen dieser Camino-Zufälle: der einzige Gast dort ist ein Englisch sprechender Spanier aus Barcelona, der mir den einen oder anderen Tipp für meinen Aufenthalt in dieser Stadt gibt – wirklich unglaublich. Das Essen war sehr gut und als Nachtisch gibt es sogar frische Erdbeeren mit Sahne. Anschließend organisiert der nette junge Mann aus dem Servicebereich meine morgige Taxifahrt nach Ponferrada. So ist also alles geregelt und ich kann beruhigt zu Bett gehen.

Sonntag, 2. September 2012

2.Juni 2012 Astorga – Rabanal del Camino 21,4 km



Um 4:45 Uhr geht das geknarze los. Wie ein überdimensionaler Ameisenhaufen: hin und her ca. 2 Stunden. Als es endlich ruhiger wird, beschließe ich aufzustehen – nun habe ich Platz und Ruhe. Und Hurra – keine Sonne (merkwürdig, normalerweise liebe ich die Sonne ;-)) und kühler ist es auch. Ich kann mir also Zeit lassen. Gemütlich bummele ich aus Astorga heraus. In Murias de Rechivaldo gönne ich mir im Meson El Llar ein desayuno completo. Die Barbetreiberin ist supernett, beherrscht mehrere Sprachen und verwendet nur die besten Zutaten. Frisch gepresster Orangensaft und für die Tostadas gibt es Honig aus eigener Herstellung – mmmh lecker. Es bleibt trocken – was will man mehr. Ich lerne eine 4er-Gruppe (woah – keine 3er-Gruppe) deutscher Pilger kennen, welche ihren Jakobsweg heute in Astorga begonnen haben und zum Frühstück erstmal jeder eine Riesenstück Tortilla verspeisen. Weiter geht´s in der hügeligen Landschaft der Maragateria, die sich bis zu den Bergen von Leon erstreckt. Ich entscheide mich für die empfohlene Nebenroute nach Castrillo de los Polvozares. Die Natur ist herrlich und ich bin ganz allein unterwegs. Der Ort ist wirklich sehenswert und so schieße ich viele Fotos. Am Ende des Ortes schlängelt sich der Weg zwischen Lavendel und Ginster durch die Hügel. Schließlich gelange ich wieder auf den Hauptweg und anschließend nach Santa Catalina de Somoza. Die deutsche 4er-Herrengruppe ist schon vor Ort und zweifelt an ihrem Verstand, da sie sich nicht erinnern können mich überholt zu haben. Ich erlöse sie von den Gedanken an Alzheimer und kläre sie über die parallel laufende Route auf. Erleichterung setzt ein, so dass auch noch eine zweite Runde „Cerveza“ für die Truppe drin ist. Langsam wird es doch drückend, da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Eine gefährliche Kombination mit dem kühlen Wind, wenn man naßgeschwitzt ist. So versuche ich bei jeder Gelegenheit das T-Shirt zu wechseln. In El Ganso pausiere ich in der „Katzenbar“ – direkt neben der „Cowboy-Bar“. Von hier aus sind es noch mal 7 km bis Rabanal. Es sieht schon düster aus, aber das Wetter hält sich, so dass es auf halber Strecke auch noch für ein Picknick reicht. In Rabanal del Camino wähle ich wieder einmal das Refugio Sr. Pilar und werde sehr herzlich empfangen. Die Hospitalera trägt meinen Rucksack in den Schlafsaal, wo ich mir ein Bett aussuchen darf. Nach Dusche und Pilgerwäsche setzt der Regen ein. Na super, ist zwar toll, dass ich vor dem Regen hier eingetroffen bin, aber wie soll nun meine Wäsche trocknen. Die Hospitalera sammelt die gut bestückten Wäscheständer ein und verteilt diese auf die überdachten Vorräume. Daraufhin gönne ich mir eine Empanada Castilla (auch wieder superlecker) und einen sehr heißen Cafe. Meine Erkältung bringt sich heute wieder verstärkt in Erinnerung und so friere ich ein wenig. Eine Siesta tut gut und so fühle ich mich ein wenig besser auf dem Weg zur Tienda. Ich nehme Regina aus Mainz mit, so dass wir das Nötigste besorgen können. Gerade möchte ich zur Herberge zurückkehren, da sehe ich aus dem Augenwinkel Marlene & Wolfgang – was für eine Freude. Wir tauschen die Erlebnisse der letzten Tage aus. Die Beiden waren gestern doch schon in Astorga, direkt in der ersten Herberge des Ortes, so dass wir uns irgendwie verpasst haben – Schade. Leider sind die Beiden heute Abend schon verabredet, so dass wir uns morgen auf dem Camino treffen werden. Ich wusele noch ein wenig in der Herberge herum, mache mich dann regenfest und auf geht´s zum Menue de Peregrino. Dort bin ich mit Regina verabredet. Als sie nach 12 Minuten immer noch nicht aufgetaucht ist, beginne ich einfach – vielleicht hat sie es sich doch anders überlegt. Nach ca. 30 Minuten trifft sie dann doch noch ein, im Schlepptau mit einem Iren namens John-Joe. Die Beiden haben sich noch den Kirchengesang gegönnt und Regina hat mich nicht mehr angetroffen, um mir Bescheid zu geben. Eric aus den USA kommt auch noch hinzu und so wird es ein lustiger Abend. Es ist herrlich, wie Eric beschreibt, dass ein Mitpilger seine grob ausgelüfteten Socken auf Eric´s „Pillow“ (Kissen) ausbreitet und er (verständlicherweise) mit Entsetzen darauf reagiert. Er bringt es so lustig rüber :-), dass wir unaufhörlich lachen müssen. John-Joe hingegen versetzt mich in Erstaunen, als er bei der Beschreibung meiner Heimatstadt und der Region das Wort „Ruhrpott“ erwähnt – dies hat er so in der Schule gelernt. So, langsam fühle ich mich immer elender und so verzichte ich auf den Pilgersegen und verabschiede mich von meinen Mitpilgern. Zum Glück hatte ich noch nicht so ein Erlebnis wie Eric: Zu Beginn seines Camino´s  erwischte auch ihn eine Erkältung und eine französische Pilgerin wies ihn darauf hin, dass er doch gefälligst woanders (wo auch immer :-() als in der Herberge schlafen sollte. Eric erwähnte daraufhin, dass es dort wo er herkommt normal sei einander zu helfen, wenn es jemandem schlecht geht und nicht ihn wegzuschicken – recht hat er!!! Ein sehr unchristlicher Gedanke – passt irgendwie nicht auf den Camino. Glücklicherweise ist so etwas selten. Da ich also nicht draußen im Regen im Innenhof schlafen muß, kuschele ich mich in meinem Schlafsack ein. Die Wärme tut mir heute gut und das Plätschern der Regentropfen lässt mich schnell einschlafen.

Sonntag, 26. August 2012

1. Juni 2012 Hospital de Orbigo – Astorga 18,0 km


Schlapp und unausgeschlafen arbeite ich mich zum Frühstücksraum vor. Das Frühstück gibt Kraft und Energie und der Multi-Vitaminsaft tut ein Übriges. Bis ich endlich fertig bin - ich hatte ja noch auf ein verweilen in Hospital de Orbigo gehofft - ist es auch schon 7:45 Uhr. Nun muß ich Gas geben und das in meinem gesundheitlich angeschlagenen Zustand. Es ist noch heißer als gestern :-( und ich habe unglücklicherweise nicht genügend Wasser dabei. So steuere ich die Bar in Santianez an: ein Wasser direkt in den Hals und die andere Flasche in den Rucksack. Ich verspüre schon jetzt leichte Kopfschmerzen, was kein gutes Zeichen ist. Die einzigen Körperteile, welche keine Probleme machen sind Füße und Beine – na wenigstens etwas. Wieso muß der Camino einem in jedem Jahr etwas Neues bieten? Wenn die Hitze & die Erkältung nicht wären, könnte ich locker flockig diese Etappe erpilgern. Aber irgendwie gibt es keinen Weichei-Camino ;-). Wieder ist jeder Baum Goldes wert. Da muß ich an eine Erkenntnis von Hape Kerkeling denken: „Was wäre die Welt ohne den Gesang der Vögel?“ Dem kann ich nicht widersprechen; möchte aber hinzufügen dass der Welt ohne den Schatten der Bäume – besonders in der Hitze auf dem Camino – auch etwas fehlte! In diesem Sinne entere ich eine kleine Ansammlung von Schatten spendenden Bäumen. Ich regeneriere nur sehr langsam von der Hitze und werde auch die Kopfschmerzen nicht los. Ab jetzt mache ich alle 30 Minuten eine Pause. Am Ortseingang von San Justo de la Vega gibt´s nochmal einen Fingerzeig von einem älteren Spanier mit dem Hinweis: „Sombra, Sombra!“ – ahhh, ich soll die Straßenseite wechseln wegen des Schattens – „Muchas Gracias“. Endlich erreiche ich die Herberge San Javier. Ich habe schon die Befürchtung trotz Hut einen Sonnenstich zu haben. Nach einer Dusche, Kopfschmerztabletten, einer Siesta und 1,5 l Wasser sieht es schon besser aus. Ich erkunde Astorga und vor einem urigen Teeladen trinken Eric und eine weitere Pilgerin eine heiße Schokolade. Die Beiden laden mich ein ihnen Gesellschaft zu leisten, um ebenfalls in den Genuß dieser fantastischen Schokolade zu kommen. Sie ist so dickflüssig und sämig wie eine Mahlzeit, so dass ich das Mittagessen gespart habe. Meine Vorräte stocke ich in einem Supermarkt auf. Nun ist die Sonne kaum noch zu sehen und es bilden sich dunkle Gewitterwolken am Himmel. Diese Chance nutze ich für eine Außenbesichtigung der Kathedrale und des Bischofspalastes von Gaudi. Anschließend gehe ich in die Warteschleife zum Pilgermenü vor dem Gaudi-Palast. Dort kommt Edith aus Ungarn auf mich zugeschlichen – sie sieht gar nicht gut aus. Eine Erkältung hat auch sie erwischt und starke Schmerzen im Bein zwingen sie zum Verweilen in Astorga. Ich wünsche ihr alles Gute und hoffe, dass sie ihren Weg nach Santiago de Compostela bald fortsetzen kann. Heftige Windböen treiben uns in den Eingangsbereich des Hotels Gaudi und dann geht´s auch schon los. Nicht nur mit dem Gewitter, sonder auch mit dem Einlass zum Pilgermenü. Ich sitze zusammen mit einer Südafrikanerin und einer Schweizerin am Tisch. Es sind mal wieder interessante Persönlichkeiten. Die Schweizerin ist von Genf aus gestartet und stellte beim Erreichen von Logrono fest, dass die eingeplante Zeit nun knapp wird. Daraufhin hat sie den Zug nach Astorga genommen und steigt hier wieder ein, um den Camino fortzusetzen. Im Moment hat sie somit ca. 1000 km hinter sich gebracht – Respekt. Die Südafrikanerin wurde in Johannisburg geboren, hat aber schon fast überall in der Welt für mehrere Jahre gelebt, wovon es viel zu erzählen gibt. Wir alle wollen früh zu Bett, da die Hitze des Tages uns doch sehr zugesetzt hat. Der Weg zum Refugio ist nicht weit, so dass uns der leichte Regen des ausklingenden Gewitters nichts anhaben kann. Im Schlafraum merkt man schon, dass es langsam kühler wird. Die Fenster sind geöffnet, obwohl es ein reines Frauenzimmer ist (das ist der Beweiß, wir sind einfach härter ;-)) und so könnte es eine erholsame Nacht werden, wenn die Holzbohlen nicht so knarzen würden.

Sonntag, 19. August 2012

31. Mai 2012 Villar de Mazarife – Hospital de Orbigo 15,3 km


Schon vor dem zu Bett gehen bemerke ich stärker werdende Halsschmerzen. Jetzt habe ich mich doch angesteckt :-(. Es hatte aber auch viele Pilger erwischt und irgendwann hat man einfach keine Chance mehr. Also wieder früh los, da ich mich jetzt schon schlapp fühle, obwohl die Hitze ja erst noch kommt. Die Störche geben mir noch eine Feder mit auf den Weg (diese liegt auf dem Boden vor der Kirche). Der Weg gibt heute nicht viel her: entlang an Straßen oder auf einer Schotterpiste. Zwei Pausen  mache ich im Schatten der Bäume, da die Bar in Villavente auch nicht so toll ist. Der Cafe con leche ist ja noch okay, aber die Toiletten sind gruselig. Eine junge deutsche Pilgerin vergibt die Note 6 minus – da kann ich mich nur anschließen. Und weiter geht´s – kurz vor Hospital de Orbigo höre ich schon die Störche klappern und wundere mich, dass diese auf den Strommasten nisten – das ist doch sehr gefährlich. Und tatsächlich – neben einem Nest entdecke ich einen toten Storch – der Arme – ein schauriger Anblick wie er da hängt. Mit letzter Kraft – die Hitze (ich weiß ich wiederhole mich, aber komme dagegen einfach nicht an) – überquere ich die einmalig schöne Brücke. Diese erstrahlt nach der Restaurierung im frischen Glanz. Die ersten Zelte werden für das Mittelalterfest aufgebaut, welches in zwei Tagen hier stattfindet. Ich glaube ich werde versuchen hier unterzukommen, um mir dieses Spektakel anzusehen. Dann geht´s halt nur noch bis Astorga und von dort aus zurück nach Barcelona. Ich erreiche die Herberge San Miguel und es ist herrlich. Ein sehr netter Empfang und eine tolle Ausstattung mit gut eingerichteter Küche und nettem Innenhof. Es haben hier aber nicht viele eingechecked. Mehrere US-Amerikaner, eine Koreanerin – später stoßen noch einige Radfahrer hinzu. Zum Mittagessen bereite ich eine „heiße, salzige“ Nudelsuppe zu, in der Hoffnung, dass es meinem Hals hilft. Aber ich habe mir auch schon einen Sirup und Lutschtabletten aus der Farmacia besorgt. Die Suppe ist gerade fertig, da trudelt Eric ein. Gerne nimmt er das Angebot an, mir bei der Vernichtung der Suppe zu helfen. Für mich alleine wäre das eh zu viel gewesen. Als Entschädigung brauche ich weder zu spülen noch abzutrocknen – das wäre nicht nötig gewesen, aber ich kann ihn nicht davon abhalten. Eine kurze Siesta tut gut und anschließendem Telefonat mit meinen Eltern – alles in Ordnung. Pilgermenü gibt es heute nicht, also eile ;-) ich (bei der Hitze) zur Tienda. Ich erstehe Zutaten für folgendes Menü: primero plato: atun con queso ; secundo plato: tortilla de patatas ; postre: Schokoladenpudding. Ich drehe noch eine kurze Runde durch den Ort und treffe Constance, die mich einlädt an einem Barbeque teilzunehmen. Ich möchte mir das wenigstens einmal ansehen und so begleite ich Constance bis zum Grillplatz. Eine tolle Truppe hat sich dort zusammen gefunden und es wird bestimmt ein toller Abend mit deftigem Essen, Wein, Tanz und Gitarrenmusik. Leider baue ich gesundheitlich weiter ab, so dass ich mich wieder verabschiede, nicht ohne einen Dank für die Einladung und die besten Wünsche für eine unvergessliche Nacht. Wieder zurück in der Herberge erkunde ich die Unterkunftsmöglich-keiten in Hospital de Orbigo für zwei weitere Nächte. Leider können mir die Hospitaleras nicht weiterhelfen – es war ein Versuch wert. Um etwas für meine Gesundheit zu tun, gehe ich früh zu Bett. Es ist sehr warm im Schlafraum, obwohl die beiden Fenster weit geöffnet sind. Deshalb quäle ich mich rum, bis ich endlich erschöpft einschlafe. Buenas Noche.

Dienstag, 7. August 2012

30. Mai 2012 Leon – Villar de Mazarife 21,6 km


Nachts werde ich zweimal geweckt – einmal von zurückkehrenden Hostalgästen und das zweite Mal sind es Feiernde aus dem benachbarten Park. Ansonsten herrscht eine himmlische Ruhe. Das morgentliche Aufstehen kostet dann schon reichlich Überwindung, da es im Zimmer und auch Draußen noch so still ist – kein Geraschel und Gepolter ;-). Aber auf – wer weiß, wie heiß es heute wieder wird. Um 7:15 Uhr bin ich wieder auf dem Camino und wieder ist der Morgen angenehm kühl und so kann ich richtig Gas geben ;-), um möglichst schnell dem Stadtverkehr zu entfliehen. Über eine Stunde benötige ich bis Virgen del Camino. In der ortsansässigen Bar bestelle ich einen Kaffee und geselle mich zu Lilly & Jürgen. Jürgen gibt uns alle möglichen Tipps mit auf unseren Weg. Bald können wir keine Hinweise mehr aufnehmen und so flüchten Lilly und ich Richtung Villar de Mazarife. Lilly erzählt von ihren Auslandsaufenthalten in Neuseeland und dem geplanten in Benin / Afrika. Es sind Stipendien, welche sie in jungen Jahren diese fantastischen Erfahrungen machen lassen – bewundernswert. Im nächsten Ort bleibe ich für eine Pause zurück. Ich erwähle einen erhöhten Platz unter einem Baum, direkt am Camino mit wundervollem Ausblick auf die Meseta. Wenige Minuten später lerne ich Marleen aus den USA / Florida kennen. Diese leistet mir Gesellschaft und wir tauschen Kirschen, Schokolade und Erlebnisse aus. Es ist sooo spannend – ich kann´s nicht glauben. Auch heute sieht es hitzetechnisch gar nicht gut aus. Ich benötige vor dem nächsten Dörfchen eine weitere Pause. Dort passieren zwei Pilgern in Schottenröcken meinen Schattenplätzchen. Das muß ich noch mal in Erfahrung bringen. Ich schließe wieder bei Marleen und einer Finnin auf. Wir quälen uns durch die Hitze. Und erneut ein kurzer Stopp im Schatten. Hier erreichen uns die drei irischen Pilgerinnen, die genauso unter der Hitze leiden. Endspurt – der Kirchturm mit den Störchen ist in Sicht und das soll dann auch mein Ziel für heute sein. Die Hitze ist ein Grauen – das ist nichts für mich. Den nächsten Camino werde wieder Anfang Mai bestreiten. Wie beim letzten Mal in der Herberge „Tio Pepe“  ist reichlich Platz. Die Lebensgeister werden wie immer durch die Dusche geweckt. Ein kurzer Besuch in der benachbarten Herberge bringt keine neuen Erkenntnisse. Die Einzige, welche ich erkenne ist Sabine, also weiter zur Tienda. Die Vorräte werden aufgefüllt und eine leckeres Eis-chen passt auch noch. In der Warteschleife für das Abendessen komme ich mit Fred ins Gespräch. Später stößt Eric ein US-Amerikaner zu uns und so begeben wir uns gemeinsam zum Menue de Peregrino. Ich wähle die Menestra (Gemüsesuppe), das Pollo al Vino und ein Helado (noch ein Eis ;-)). Das Essen ist gut und die Herren unterhalten sich über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Betriebssysteme, PC´s usw. Nach einem abschließenden Vino Tinto wird es Zeit.

Montag, 6. August 2012

29. Mai 2012 Mansilla de las Mulas – Leon 19,5 km


Es hat sich gelohnt diese Herberge zu wählen. Gut erholt starte ich in den neuen Tag und ein Frühstück erhalte ich auch noch. Im TV läuft die Wettervorhersage: 26°C, sonnig, später evtl. Gewitter – schau´n wir mal. Die erste Etappe des Tages geht nach Puente de Villarente und umfasst 6,3 km. Noch sind wir geschützt vor den Autos, aber nach Villamoros wird es unangenehm. Aber vorher zur Stärkung noch einen Cafe con leche bei klassischer Musik in der ersten Bar des Ortes, wo ich auch Edith auch Ungarn wiedertreffe. Nun folgen immer wieder enge Straßenabschnitte und wir Pilger sind froh, als wir wieder auf einen Parallelweg geleitet werden. In Arcahueja an dem Picknickplatz treffe ich Marlene & Wolfgang wieder, die mich bis zur Bar-Abzweigung begleiten. Dort läuft mir die Französin Constance mit den lustigen Zehenschuhen über den Weg. Sie schenkt mir eine gelbe Rose, da der Camino heute so hässlich ist – damit ich etwas schönes zum Ansehen habe :-). Wie immer zieht sich der Weg bis zur Altstadt. Gegen 13 Uhr erreiche ich die Kathedrale und nun ist es nicht mehr weit bis zum Hostal „Boccalino“. Das gönne ich mir heute, da es ja wirklich keine schöne Etappe des Caminos ist. Problemlos bekomme ich ein Zimmer unter dem Dach, diesmal leider nicht mit dem Ausblick auf die Basilika San Isodoro, aber das hatte ich schon beim letzten Mal. Entspannung pur und schon starte ich zu einem ersten Stadtrundgang. Ich treffe die drei deutschsprachigen Franzosen, welche in La Virgen del Camino untergebracht sind und mit dem Bus wieder nach Leon gefahren sind. Diese berichten mir, dass Heinrich aus Lingen auch hier rumschwirrt. Auf dem Weg zurück komme ich an einem kleinen Park vorbei und siehe da: Marita & Edwin. Wir quatschen eine gute halbe Stunde und zum Schluß erhalte ich noch einen Tipp von Marita für einen günstigen Supermercado. Auf geht´s – ich will gerade den Plaza Isodoro  überqueren, da entdecke ich Heinrich. Wir setzen uns zusammen auf ein Bier und eine Cola. Da wir uns lange nicht gesehen haben, berichten wir uns gegenseitig von unseren Camino-Erlebnissen. Abends wollen wir dann schau´n, wo wir lecker Essen gehen können. Nun aber ab zu Einkaufen, da ich doch endlich mit meinem Liebsten telefonieren möchte. Hier in Leon trifft man wirklich alle wieder – immer dieser Pilgerstress ;-). Die Zeit reicht gerade noch für die wichtigsten Tagebucheinträge. Kurz vor 19 Uhr begebe ich mich mit Heinrich auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant – zu teuer, zu ungemütlich, zu einseitig :-(. Nach ca. 45 min mit mehreren zusätzlichen Lauf-Kilometern landen wir wieder an unserem Ursprungspunkt und entscheiden uns letztendlich für das Restaurant Boccalino. Die Pizza sieht super aus und so haben wir mal etwas anderes, als ein Pilgermenü. Eine Cerveza passt gut und so prosten wir Marlene & Wolfgang, die sich eine Paella gegönnt haben, am Nachbartisch zu. Ein herrlicher Abend auf der Plaza San Isodoro. Selbst die dunklen Wolken verziehen sich wieder. Gegen 22 Uhr wird es dann Zeit, da wir morgen ja doch wieder wandern bzw. pilgern wollen.

Freitag, 3. August 2012

28. Mai 2012 Pfingstmontag Bercianos del Real Camino – Mansilla de las Mulas 26,9 km


Aus einem unruhigen Schlaf erwache ich endlich. Einen Kaffee gibt es heute leider nicht, da die Gasvorräte für den Herd zur Neige gegangen sind. Also verabschiede ich mich von den netten Hospitaleras und mache ich mich an das erste Teilstück bis El Burgo Ranero. Der Weg ist nicht so schön, da nun die Geräuschkulisse der Autobahn zu hören ist. Aber die künstlich angelegten Alleen werden uns auch heute wieder über den Tag retten, da es viel wärmer ist als gestern – aber noch ist es angenehm kühl. Kurz vor dem anvisierten Ort treffe ich Marlene und Wolfgang. Zusammen machen wir uns auf den Weg zur nächsten Bar. Dort gönnen wir uns das übliche spanische Frühstück: Cafe con leche, Tostadas, Mermelada, Mantequilla y Zumo – wir sind zufrieden. Ich starte als Erste und laufe, mache Pause, laufe weiter, wieder Pause – es zieht sich wie Gummi. Kurz vor Religios sehe ich, wie Marlene und Wolfgang soeben den Picknickplatz verlassen, so dass wir gemeinsam bis zum Ortseingang wandern. Dort nutze ich mal wieder die Möglichkeit eines Bar-Besuches – die Beiden ziehen weiter. Drei irischen Ladys lassen es sich genauso wie ich schmecken. Wieder auf dem Weg bekomme ich ein unheilvolles Magengrummeln und ich sehne die Ankunft in Mansilla de las Mulas herbei. Die Herberge „Jardin del Camino“ macht einen einladenden Eindruck mit seinem gepflegten Garten und der guten Ausstattung. So bin ich gerne bereit den Komplettpreis in Höhe von 20,-€ zu entrichten (Übernachtung/Frühstück/Abendmenü). In der städtischen Herberge halte ich Ausschau nach bekannten Gesichtern. Und tatsächlich sind hier u.a. Marita & Edwin, Marlene & Wolfgang, Sabine, Lilly, die beiden Koreanerinnen aus Bercianos usw. untergebracht. Schön, dass ich alle wiedersehe und die Meisten haben für morgen auch Leon anvisiert. Nachdem ich auch das Pilgershopping hinter mich gebracht habe, ist es Zeit für das Abendessen. Glücklicherweise wird es draußen im Garten serviert. Ein französisches Ehepaar, welches morgen seinen letzten Tag in Leon hat, lädt mich zu sich an ihren Tisch ein. Schön, dass die Beiden auch die englische Sprache beherrschen, so dass es ein sehr unterhaltsamer Abend bei excellentem Essen in diesem herrlichen Garten-Ambiente :-) wird. Um ca. 22:30 Uhr beenden wir den Abend, da es langsam etwas kühl wird. Im Schlafraum angekommen stelle ich mit Erleichterung fest, dass die Fenster geöffnet sind. Es ist schon so warm genug und gegen den einen oder anderen „Killer-Moskito“ ;-) kann man sich ja einsprühen.

Dienstag, 31. Juli 2012

27. Mai 2012 Pfingstsonntag Ledigos – Sahagun – Bercianos del Real Camino 26,9 km


Etwas später als geplant möchte ich aufbrechen, als ich feststelle, dass ich gestern Abend wohl meine Alu-Matte im Speisesaal hab´ liegenlassen. Obwohl die Bar schon seit einer ½ Stunde geöffnet sein soll, ist weit und breit niemand zu sehen. Ich warte und suche noch weitere 10 Minuten – vielleicht liegt sie ja doch woanders?! Da wird die Bar zum Glück doch noch geöffnet und dort finde ich auch meine von den Hospitaleros sichergestellte Matte – Gott sei Dank – die hätte ich wirklich schmerzlichst vermisst. Nun kann ich endlich aufbrechen. Ich wähle die Variante durch die Felder und bin so schon nach 2,9 km in Terradillos de los Templarios und der Weg war auch viel schöner :-). Der Morgen ist doch sehr frisch, aber eine Jacke ist schon ausreichend. So komme ich gut voran und erhalte auch bald meinen Cappucchino in der deutschsprachigen Bar “Hostal Moratinos“. Frisch gestärkt von einem Snickers ;-) ist auch der Weg nach San Nicolas schnell bewältigt. Anschließend wechsle ich die Provinz: von Palencia nach Leon. Eine kurze Pause mit dem Eincremen der Füße & Beine und schon bin ich bereit für den Weg nach Sahagun.Den Umweg über die Kapelle Virgen del Puente lasse ich aus – kenne ich ja auch schon vom meinem Camino 2008. Ich wusele durch Sahagun und treffe endlich wieder bekannte Gesichter. Die erwählte Bar liegt günstig am Camino, aber viele Pilger sind irgendwie nicht unterwegs – wo sind sie nur alle? Nachdem ich meine Mittagspause beendet habe und für Unterwegs noch einen Pfirsich und eine Tomate ergattert habe, verlasse ich den Ort Richtung Abzweig Calzada del Coto. Kurz davor wird es noch mal unübersichtlich, aber ich finde den richtigen Weg nach Bercianos. Dieser ist natürlich nicht so schön zu laufen, aber die heranwachsenden Pappeln entlang des Weges retten mich über den heißer werdenden Nachmittag. Und wieder treffe ich keinen einzigen Pilger auf dem Weg, wie auch schon am Vormittag. Kurz vor meinem Ziel passiere ich ein Kreuz in Gedenken an einen verstorbenen deutschen Pilger. Das nimmt mich in dem Moment schon sehr mit – verstorben in der Fremde ohne Familie und Freunde nochmals gesehen zu haben :-(. Am Ortseingang empfängt mich fröhlich ein französischer Pilger und berichtet begeistert von der tollen Pfarrherberge des Ortes. Also mache ich mich auf den Weg und werde von der netten kanadischen Hospitalera in die Gepflogenheiten der Herberge eingewiesen. Ein Bett ist auch noch zu haben und so erkunde ich nach der Dusche und der Pilgerwäsche den Ort. Marlene und Wolfgang sind wohl im Hostal untergekommen, aber heute treffe ich die Beiden leider nicht an. Zurück in der Herberge verfliegt die Zeit und schon bereiten die Pilger gemeinsam das Abendessen zu, wie es hier Brauch ist. Da die Küche schon überfüllt ist, helfe ich beim Tisch decken. Dann eröffnen die Hospitaleros das Essen mit einer weiteren Tradition: jeder Pilger nennt seinen Namen und aus welchem Land er kommt. Das Essen ist gut und bevor die Tafel aufgelöst wird lernen wir einen dritten Brauch der Herberge von Bercianos kennen. Alle Pilger aus den jeweiligen Ländern sollen sich zusammenfinden, ein Lied in Landessprache auswählen und dieses anschließend vortragen. Eigentlich sind wir 3 Pilger aus Deutschland, aber der Dritte möchte nicht so recht. In der Kürze der Zeit schlägt Lilly „Bruder Jakob“ vor, so brauchen wir nicht alleine zu singen, da auch anderen Pilgern dieses Lied in ihrer Landessprachen bekannt ist. Es ist unglaublich spannend und mitreißend, was die Pilger aus Spanien, Frankreich, Japan, Israel usw. vortragen. Das war ein schöner Abschluß des gemeinsamen Essens. Wir relaxen noch ein wenig in der Abendsonne, da läutet erneut die Glocke für eine kurze Andacht in der Kapelle. Es werden 4 Texte in 4 verschiedenen Sprachen von den Pilgern vorgetragen. Zum Schluß wird die Pilgerkerze rumgereicht mit den Wünschen und Danksagungen jedes Einzelnen. Anschließend werden wir zur Bettruhe entlassen.

Donnerstag, 26. Juli 2012

26. Mai 2012 Carrión de los Condes - Ledigos 24,6 km


Es ist wirklich unglaublich – man trifft die ganze Welt auf dem Camino: Pilger aus Frankreich, Spanien, Deutschland, Ungarn, Neuseeland, Australien, USA, Kanada, Dänemark usw. – aber von vorne. Die Waden halten, das Wetter spielt mit, ich werde also laufen :-).Obwohl ich so früh aufstehe bin ich wieder eine der Letzten. Die Betten werden schon abgezogen und dann bin ich auch endlich auf dem Weg. Die erste Stunde raus aus Carrión führt nur über Straßen.  Die Schotterpiste ist eine Erholung, aber nur kurzzeitig, da sich das ganze über 18 km erstreckt ohne dass wir eine Ortschaft passieren. Der Wind ist so eisig (was meinen Waden natürlich gut tut), dass ich bei einer Pause an einer „Fuente“ Quelle meine zweite Jacke, Halstuch, Stirnband und Handschuhe aus den Untiefen meines Rucksackes hervorhole. Eine junge Deutsche – Annike – sitzt auch schon dort und hinzu kommt Edith aus Ungarn. Trotz der netten Gesellschaft beende ich meine Pause zügig, da ich anfange zu frieren. Kurze Zeit später kommt die improvisierte Bar in der Nähe einer Blech-Scheune. Hier wird auch tatsächlich ein Cafe con leche angeboten und so verweile ich auch hier. Eine kanadische Pilgerin winkt mir zu, bevor ich mich wieder auf den Weg mache und auch Edith trifft wieder ein. Ich entdecke den Rastplatz von 2008, der jetzt sehr verwaist wirkt, da der Spanier ja jetzt die improvisierte Bar in einer kleinen Blechhütte kurz davor  betreibt. Vor drei Jahren verfügte er nur über einen Tisch gegenüber des Rastplatzes. Ein weiterer neuer Rastplatz erscheint, aber ich ziehe locker vorbei – jetzt kann es doch nicht mehr weit sein. Irrtum – wieder einmal zieht sich der Weg wie Gummi, aber wenigstens ist es heute nicht so heiß, sonst hätten wir bestimmt ein paar Hitzeopfer – unter denen ich bei diesem unschattigen Weg auch wäre ;-). Wir halten durch und endlich: „Calzadilla de la Cueza“. In einem Hostal erstürmen wir die gut gefüllte Bar. Eine Pilgergruppe (hauptsächlich Franzosen) erfreut uns mit einigen Liedern zur Gitarrenmusik:
 
und
Die Videos entstanden an der Eremita de la Virgen del Puente (Sahagun), sind aber von derselben Pilgergruppe und wurden mir freundlicherweise von „Pilgerfred“ zur Verfügung gestellt. Derweilen gönne ich mir eine Tortilla und eine Coca-Cola. Ein neuseeländisches Ehepaar gesellt sich zu mir und später treffen auch Marlene & Wolfgang ein. Die Neuseeländer verweilen hier und wir Drei wollen weiter nach Ledigos – terradillos de los Templarios möchte ich meinen Waden dann doch nicht zumuten ;-). Leider werde ich Marita & Edwin dann wohl nicht antreffen – Schade. Nach einer ausgiebigen Pause starte ich wieder, treffe einen deutschen Pilger und gemeinsam geht die Zeit bis Ledigos schnell vorüber. Wir haben (mal wieder ;-)) die Befürchtung keinen Platz mehr in der Herberge „El Palomar“ zu bekommen, da „angeblich“ soooo viele Pilger hier übe nachten wollen. Dem ist zum Glück oder leider (Heinrich, Annike, Marita & Edwin, die Deutschen und Franzosen sind nicht hier untergekommen) nicht so. Die Pilger mit Reservierung bekommen ein Bett in dem engen unteren Schlafsaal und wir (als Nachzügler) erhalten die „Luxus-Einzelbetten“ in dem schön ausgebauten Dachboden. Meine Waden sehen schon etwas besser aus, so dass ich den herrlichen Garten der Herberge genießen kann. Die Tienda des Hauses wird um 17 Uhr geöffnet und um 20 Uhr gibt es das Pilgermenü. Ich mache eine Dorfbesichtigung, welche sehr schnell erledigt ist, da es sich wirklich um einen winzigen Ort mit einigen Lehmhütten handelt. Mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen durch nette Gespräche mit Pilgern aus Australien und Deutschland, trage ich meine Erlebnisse in mein Tagebuch ein. Ein Telefongespräch mit meinem Liebsten rundet das Ganze ab und so erwarte ich nun die Füllung meines Magens mit edlen Speisen. Während der Wartezeit zusammen mit Marlene & Wolfgang (jaaaa, sie sind auch hier :-)))) kommen wir mit einem Japaner ins Gespräch. Dann ist es endlich soweit und wir ergattern zusammen mit dem netten Australier (mit dem ich mich auch schon mittags unterhalten hatte) einen Vierertisch. Das Essen ist ganz okay und ich bin fasziniert durch interessante Geschichten. Nach der zweiten Flasche Wein entwickeln wir die nötige Bettschwere. Der Schlafraum ist wirklich klasse und so wird es eine erholsame Nacht.

Mittwoch, 25. Juli 2012

25. Mai 2012 Boadilla del Camino – Carrión de los Condes 26,6 km


Schade, und schon ist die schöne Zeit im “En el Camino” vorbei. „Von guten Mächten…..“ eins der gestern gesungenen Lieder begleitet mich in den frischen Morgen. Ca. 6 km führt der Weg entlang am Kanal von Kastillien bis ich Fromista erreiche. Die Geldvorräte ;-) werden aufgefüllt und in der Bar auf dem zentralen Platz von Fromista treffe ich Marita & Edwin, die heute Morgen schon eher weggekommen sind. Marita sieht immer noch nicht viel besser aus, aber wir kommen im Moment alle noch sehr gut voran. Lange halten wir uns nicht auf, da es wieder heiß zu werden scheint. In Poblacion de Campos verweile ich nur kurz für den Kauf eines Brotes. Ich wähle die Nebenroute entlang des Flusses „Rio Ucieza“. Wirklich eine gute Alternative zu der „Pilgerautobahn“ – kann ich nur jedem empfehlen. Auf halber Strecke in Villovieco in einer Bar treffe ich Edwin & Marita wieder. Wir pausieren ausgiebig, da es immer heißer wird und sich der Körper einfach nicht mehr so schnell regeneriert. Gut erholt starten wir auf einem wenigstens halbschattigen Weg. Die Frösche quaken wirklich superlaut und auch die Vögel geben ihr Bestes, um mit ihrem Gezwitscher dagegen anzukommen ;-). Das letzte Stück vor Villacazar de Sirga zurück zum Hauptweg führt leider über eine schattenlose Straße. Es ist so heiß und meine verbrannten Waden fangen an zu schmerzen, obwohl ich seit gestern keine Shorts mehr trage. In der Bar des Ortes brechen wir regelrecht zusammen vor Hitze und kämpfen mit uns. Nach einer sehr langen Pause möchte ich auf jeden Fall noch Carrión de los Condes erreichen und auch Marita & Edwin raffen sich noch mal auf. Aber es wird ein Weg der Schmerzen. Die Hitze setzt uns extrem zu. Edwins Fußblasen werden immer schlimmer und ich habe den Eindruck meine Waden verbrennen durch die lange Hose hindurch noch mehr. Am Ortseingang schnappen wir noch mal den ersten Schatten. Aber danach komme ich kaum noch hoch und schaffe es gerade soeben bis zur Klosterherberge „Santa Clara“. Die Beiden ziehen weiter zur Klosterherberge „Espiritu Santo“, aber die kenne ich ja schon. Sabine, die ich kennenlerne, versorgt mich mit diversen Cremes, bis ich mir diese selber besorgt habe. Die Dusche ist mal wieder das Highlight des Tages, wobei die Kühlung der Waden zuerst sehr schmerzhaft ist. Ich habe das Gefühl die Beine nicht strecken zu können – alles ist angeschwollen und feuerrot. So etwas habe ich noch nie gehabt :-(. Auf der Suche nach einem Supermercado und einer Farmacia treffe ich wieder auf Edwin & Marita. Wir versorgen uns als erstes mit dem Nötigsten in einem großen Supermarkt. Dort erhalte ich auch meine Sonnencreme mit Schutzfaktor 50 und eine After Sun Creme. Als ich meine Einkäufe in meinem Rucksack verstaue, sehe ich mit Freude, dass auch Heinrich in der Klosterherberge eingechecked hat. Wir tauschen uns kurz aus, da wir Beide (Marita & Edwin + ich und Heinricht + die drei Franzosen) ja gleich zum Essen verabredet sind. Wir wählen unabhängig voneinander dasselbe Restaurant für unser Menue de Peregrino. Dort entscheiden Marita & Edwin morgen mit dem Bus nach Ledigos zu fahren. Ich werde morgen früh mal sehen, ob meine Waden mitspielen und ob das vorrausgesagte kühlere Wetter eintrifft. Die dunklen Wolken sind auf jeden Fall schon mal da und es grummelt gewittertechnisch auch ganz gut. Also schnell zurück zu unserer Klosterherberge. Marita schaut noch mal kurz rein, während ich mein Tagebuch schreibe, da sie den Hospitalero noch etwas fragen wollte. Dieser ist aber nicht auffindbar und so ist sie wieder weg. Die neben mir sitzende Dänin schreibt ebenfalls in ihrem Tagebuch und wird schließlich von einem Landsmann unterbrochen. So komme ich auch nicht mehr zum schreiben und mache mich auf den Weg zum Schlafraum. Ich nehme vor dem zu-Bett-gehen noch einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche – bähhhhhhhh! Nicht richtig hingeschaut – süßer Sprudel.
Na dann, gute Nacht ;-)))

Dienstag, 24. Juli 2012

24. Mai 2012 Castrojeriz – Boadilla del Camino 20,1 km



Gregorianische Gesänge hallen durch den Schlafsaal – für uns Pilger das Zeichen zum Aufstehen. Ich warte mal wieder den größten Ansturm auf die Waschräume ab und treffe die meisten davon im Frühstücksraum wieder. Dort lerne ich Manfred und drei weitere Deutsche Frauen kennen. Bei einem Smalltalk trinke ich meinen Kaffee und nach Hinterlassung der Donation (Spende) und der Verabschiedung von dem netten Hospitalero bin ich wieder auf dem Weg. Der Morgen ist herrlich – wieder kein Wölkchen am Himmel und noch ist es schön kühl. Die Landschaft verleitet zum Fotografieren. Ich lasse die großen Pilgergruppen an mir vorüber ziehen und erreiche schließlich den Tafelberg. Gaaaanz langsam ziehe ich in einem durch und bin froh, als ich unter „Schnappatmung“ den Gipfel erreiche. Zum Glück fand der Aufstieg am Morgen statt – mittags wird das schon sehr heftig sein wegen der zu erwartenden Hitze! Kurze Pause - ´was trinken und weiter geht´s. Nun führt der Weg zwischen Feldern entlang. An der Quelle „Fuente el Piojo“ gibt es einen schattigen Rastplatz. Hier bietet ein Spanier Kaffee & Obst auf Spendenbasis an. Ich nehme dieses Angebot gerne an und setze mich zu Edwin & Marita. Diese sieht gar nicht gut aus und ich erfahre, dass ein grippaler Infekt sie erwischt hat – die Arme :-(. Die Beiden ziehen weiter und auch ich mache mich kurz danach auf den Weg. In Itero de la Vega flüchte ich in den Schatten einer Bar. Das tut gut – frisch gestärkt geht es weiter durch die herrliche „Tierra de Campos“. 5 km vor Boadilla del Camino wird es langsam unerträglich heiß. Ein Pinienwäldchen auf einem Hügel wird von uns erstürmt. Wir breiten unsere Decken & Matten aus und schlummern ein wenig nach einem kurzen Snack. Plötzlich schrecke ich hoch, da mir etwas auf die Füße fällt. Mein erster Gedanke ist, dass jetzt schon die Vögel wegen der Hitze vom Himmel fallen :-(. Ich sehe noch wie etwas „Grünes“ über Marita hinweg flitzt und entdecke schließlich eine Echse, welche den nächsten Baum hochschießt. Schlafen kann ich jetzt nicht mehr, also breche ich auf. Bei quälender Hitze erkämpfe ich mir die letzten Kilometer Richtung Boadilla. Meine verbrannten Waden fangen langsam an zu brutzeln und ich entwickle eine Kühlung aus einem nassen Handtuch. Tatsächlich erreiche ich die tolle Herberge aus dem Jahre 2008 – es ist einfach wieder nur schön. Mittlerweile gibt es sogar zwei neue Herbergen in dem kleinen Ort. Seit dem „Heiligen Jahr – 2010“ scheint sich so einiges getan zu haben. Die Dusche tut sooooooo gut und weckt die Lebensgeister – Wasser kann doch etwas wunderbares sein. Marita & Edwin treffen auch ein und sind begeistert. Wir vertrödeln die Zeit bis zum Abendessen im Garten der Herberge. Ich esse ein Eis, telefoniere mit meinem Liebsten und wir beobachten die Störche. Dann ist es endlich soweit. Es gibt eine kastillische Brotsuppe, ein Hähnchenschenkel mit einer fantastischen Soße und zum Schluss ein Eis. Eigentlich wollten wir früh zu Bett, aber es kommt mal wieder anders. Wir sitzen im Garten und ein französischer & ein deutscher Pilger spielen abwechseln Gitarre. Wir singen gemeinsam dazu und so wird es ein sehr schöner Abend, der bis kurz vor 22 Uhr andauert. Der Schlafraum ist einfach urig und ich hoffe morgen früh gut rauszukommen, so dass wir nicht wieder durch die große Hitze wandern müssen.

Donnerstag, 19. Juli 2012

23. Mai 2012 Hornillos del Camino – Castrojeriz 20,8 km


Sogar ohne Ohrstöpsel habe ich heute gut geschlafen. Es war nur ein wenig warm in dem kleinen Raum, aber wie ich hörte haben die meisten anderen Pilger in der Turnhalle gefroren. Edith aus Ungarn/Budapest und ich sind die letzten im Schlafraum, so dass wir in Ruhe einpacken können. Der Morgen ist frisch, aber es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Es ist herrlich, die Meseta ist einfach wunderschön. Die Frühstückspause nutze ich, um die Schuhe zu entsteinen. Das ist einer der Nachteile beim wandern mit Shorts – die kleinen Steinchen finden immer den Weg in die Schuhe. Nach einem Smalltalk mit einem Kanadier aus Quebec geht´s weiter. Ich genieße die Natur und gelange schließlich nach Hontanas. Edwin & Marita sind schon dort. Sie fragen nach den drei lustigen Ami´s aus Boston und South Carolina, aber die sind mir leider auch nicht über den Weg gelaufen. Eine weitere Cola später machen sich die Beiden wieder auf den Weg, da sie noch Fromista erreichen wollen. Dafür mache ich jetzt Bekanntschaft mit Christa aus Frankfurt, Heinrich aus Lingen (Niedersachsen) und den drei Franzosen (wohnhaft an der Grenze zum Saarland), welche sehr gut deutsch sprechen und verstehen. Seltsam, ich habe an den letzten 2 Tagen so viele Dreier-Gruppen kennengelernt wie noch nie ;-). Die Franzosen brechen auf und Christa und ich hinterher – Heinrich verweilt noch ein wenig. Jetzt wird es doch langsam sehr heiß, so daß ich mich für eine weitere Pause an der Ruine San Anton entschließe. Christa ist noch fit und zieht nach einer kurzen Besichtigung direkt nach Castrojeriz weiter. 10 min später trifft Heinrich ein und nachdem auch er sich regeneriert hat, begehen wir das letzte Stück gemeinsam. Zum Glück ist die Straße nach Castrojeriz mit Bäumen gesäumt. Wie auch beim letzten Mal zieht sich die Suche nach einer passenden Herberge hin. Heinrich möchte es in der Alberge „San Juan“ versuchen und ich schaue mir „San Esteban“ an. Die Herberge macht einen guten Eindruck, aber ein paar Häuser weiter ist eine Baustelle – das ist mir zu laut. Also auch „San Juan“, aber irgendwie finde ich diese nicht und so lande ich wieder in der Traditionsherberge „Bei Resti“. Nur wenige Pilger übernachten dieses mal hier und gegen 17 Uhr ist diese immer noch nicht gefüllt. Zusammen mit einem deutschen Ehepaar aus Hannover (Marlene & Wolfgang/welche ich später noch näher kennenlernen werde) fragen wir im Restaurant „La Taberna“ nach dem Pilgermenü. 18:30 Uhr soll es losgehen – da bin ich auch dabei. Da das Restaurant auch über einen kleinen Garten verfügt, werden fix ein Stück Tortilla und eine Cola geordert und schon sitze ic zusammen mit einer Dreiergruppe – wie soll es auch anders sein – dänischer Pilger an einem Tisch, So – jetzt noch das übliche Shopping und dann gibt´s schon Abendessen. Ich treffe nochmals Heinrich, der die Herberge auch nicht gefunden hat und nun in einem netten Hotel untergekommen ist,  und wir warten gemeinsam auf die Öffnung der Tienda. Anschließend sitzen wir auf dem Platz vor dem Restaurant „La Taberna“ auf eine Cerveza. Dort entschließe ich mich dann doch gemeinsam mit Heinrich an dem Menü in seinem Hotel teilzunehmen. Auch die drei Ami´s und die drei Dänen haben sich dafür entschieden. Leider war das Essen nicht so toll, bis auf den Flan mit Kaffee-Aroma. Zurück in der Herberge sammle ich noch meine Wäsche ein und ab in´s Bett.

Mittwoch, 18. Juli 2012

22. Mai 2012 Ankunft Burgos – Tardajos – Hornillos del Camino 21,4 km


Kurz nach 6 Uhr erreichen wir den Busbahnhof von Burgos – superpünktlich. Beim Aussteigen merke ich schon, daß es wesentlich kälter ist, als im sonnig-warmen Deutschland ;-). Ich wühle also im Rucksack um wärmere Klamotten zu Tage zu fördern. Die Teleskopstäbe werden auf die richtige Länge geschraubt und die Getränke und Lebensmittel in Position gebracht, um besser erreichbar zu sein. So gegen 6:30 Uhr geht es los, obwohl es eigentlich noch zu früh und außerdem zu dunkel ist. Also gaaaaaaaaaanz langsam zur Kathedrale vorarbeiten und den ersten gelben Pfeil suchen. Dort treffe ich dann auch die ersten Pilger, ein deutsches Ehepaar, welche mit dem Nachtzug auch soeben eingetroffen sind. Zusammen mit einem spanischen Pilger wuseln wir aus der Stadt. Der Morgen graut, aber richtig hell wird es nicht – es sieht doch sehr regenverhangen aus. Die Pilger werden immer mehr und nach ca. 1 Stunde lassen wir die Stadtetappe hinter uns. Der Weg wird netter, bis auf ein Stück an der Autobahn entlang. Aber das Wetter hält tapfer, obwohl es nach wie vor kritisch aussieht. In Tardajos dann endlich eine Pause. Ich nutze diese bei einem Cafe con leche und einem zumo de naranja natural voll aus. Noch ein wenig wärmer angezogen und die Füße einbalsamiert, dann kann es wieder losgehen. Schnell bin ich in Rabe de las Calzadas, obwohl ich rumgetrödelt habe. Da es immer noch so früh ist laufe ich durch den Ort und raste nochmals in einer netten Bar. Der Wirt schenkt jedem Pilger einen kleinen Glücksbringer – eine Madonna – in Form eines Anhängers, den wir sofort an unserem „mochila“ Rucksack befestigen müssen ;-). Nun beginnt das umgekehrte Progamm. Das Wetter verändert sich und alles, was ich zum Schutz gegen die Kälte angezogen habe, verschwindet nach und nach wieder im Rucksack. Es wird wärmer und auch die Sonne zeigt sich immer häufiger. Beim Brunnen Praotorre ist erneut eine Pause fällig. Die Picknickbänke laden zu einem Sonnenbad und einem kleinen Snack ein. Gemeinsam mit einem schwedischen Ehepaar erreiche ich Hornillos del Camino. Das deutsche Ehepaar (Edwin & Marita), drei Damen aus Kanada und der lustige Spanier haben auch schon in der Gemeindeherberge eingechecked, Heute erhalte ich ein Etagenbett in einem Nachbarraum der Herberge.  Die später eintreffenden Pilger, darunter sehr viele Deutsche, müssen sich mit einem Platz in der Turnhalle begnügen. Nun warten wir gemeinschaftlich auf das Pilgermenü und hoffen nicht erst in der zweiten Schicht dranzukommen. Es funktioniet reibungslos und ich genieße zusammen mit Edwin & Marita aus Heilbronn ein leckeres Pilgermenü mit Makkaroni´s, Fisch, Flan, Wasser und Wein. Anschließend nochmal etwas Sonne, Wäsche einsammeln und früh zu Bett.

21. Mai 2012 Anreise Düsseldorf – Barcelona - Burgos



Auf geht´s – mit dem Zug zum Flughafen Düsseldorf, Verabschiedung :-( , eingechecked und mit 25-minütiger Verspätung startet das Flugzeug Richtung Barcelona. Dort angekommen fahre ich mit dem Flughafenbus ins Zentrum zum Plaza de Cataluna. Hier befindet sich glücklicherweise eine Touristen-Information, so daß ich auch den Weg zum Busbahnhof schnell gefunden habe. Um kurz vor 21 Uhr erstehe ich ein Ticket für den letzten Bus des Tages, welcher um 22 Uhr Richtung Burgos fährt. Mein Sitzplatz ist leider nicht so toll – zwischen Knoblauchduft und Toilettenaroma. Aber da der Bus nicht ausgebucht ist kann ich – wie einige andere Mitreisende auch – einen Doppelplatz in den hinteren Reihen ergattern, so dass man sogar ein wenig schlummern kann. Der Nachtbus rauscht durch die spanischen Straßen und bringt mich meinem Pilger-Startpunkt langsam aber sicher immer näher!

18. Juli 2012 ...wieder zurück!!!


Ich bin wieder heil zurückgekehrt vom Jakobsweg. Jetzt habe ich auch endlich ein wenig Zeit neben der stressigen Arbeit  und so geht es los....................

Sonntag, 20. Mai 2012

20.Mai 2012 Jetzt kann´s losgehen :-)


Irischer Reisesegen - ein Lied
1. Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein; sanft falle Regen auf deine Felder, und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.
Ref.: Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.
2. Führe die Straße, die du gehst, immer nur zu deinem Ziel bergab; hab`, wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler Nacht.
Ref.: Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.
3. Hab` unterm Kopf ein weiches Kissen, habe Kleidung und das täglich Brot; sei über vierzig Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt: Du bist schon tot.
Ref.: Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.
4. Bis wir uns `mal wieder sehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt, er halte dich in seinen Händen, doch drücke seine Faust dich nicht zu fest.
Ref.: Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand, und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.
Quelle unbekannt

Das war das Abschlußlied der Sonntagsmesse von letzter Woche. Der (Vertretungs-)Kantor/Organist spielte die erste Strophe und schon war er weg, da er in einer anderen Kirche auch noch gebraucht wurde. Der Pastor war aber erst auf dem halben Weg aus der Kirche und die Gemeinde so schockiert über das plötzliche Ende, das wir spontan die restlichen Strophen sangen - dann halt ohne Orgel. Danach herrschte eine so emotionale Atmosphäre, daß mir die Tränen in den Augen standen. Ich empfand dieses Lied als Aussendung auf meinen Pilgerweg.
So, jetzt kann es also losgehen. Ich habe tatsächlich noch alles geschafft und morgen um diese Zeit bin ich schon auf dem Weg zum Flughafen Düsseldorf. Ich werden dann wie immer nach meiner Rückkehr berichten, wie es mir in diesem Jahr auf dem Camino ergangen ist.
Buen Camino an Alle die jetzt auf dem Weg sind oder sich in nächster Zeit auf den Weg begeben.



Montag, 7. Mai 2012

07.Mai 2012 Camino 2012 ab Burgos


Noch 14 Tage, dann geht es los - Panik. Irgendwie habe ich das Gefühl noch gar nicht vorbereitet zu sein. Der Rucksackinhalt schwirrt in der Gegend herum. Die Wanderschuhe sind noch nicht imprägniert. Die Reiseunterlagen befinden sich an den unterschiedlichsten Stellen. Das Fußgelenk muß noch ruhen, da es in letzer Zeit Probleme machte. Am Wahlsonntag wird gearbeitet - wir wühlen uns dann mal wieder unfreiwillig durch die Wahlscheine und Stimmzettel ;-). Der Garten muß noch hergerichtet (caminofest) werden. Und die Vorbereitungen für zwei Party´s stehen auch noch an. Aber dann ist es eeeeeeendlich soweit.
Buen Camino

28.April 2012 Pilgern im Pott - Dortmund, Stadtmitte über Holzwickede zur Emscherquelle 23,5 km