Dienstag, 31. Juli 2012

27. Mai 2012 Pfingstsonntag Ledigos – Sahagun – Bercianos del Real Camino 26,9 km


Etwas später als geplant möchte ich aufbrechen, als ich feststelle, dass ich gestern Abend wohl meine Alu-Matte im Speisesaal hab´ liegenlassen. Obwohl die Bar schon seit einer ½ Stunde geöffnet sein soll, ist weit und breit niemand zu sehen. Ich warte und suche noch weitere 10 Minuten – vielleicht liegt sie ja doch woanders?! Da wird die Bar zum Glück doch noch geöffnet und dort finde ich auch meine von den Hospitaleros sichergestellte Matte – Gott sei Dank – die hätte ich wirklich schmerzlichst vermisst. Nun kann ich endlich aufbrechen. Ich wähle die Variante durch die Felder und bin so schon nach 2,9 km in Terradillos de los Templarios und der Weg war auch viel schöner :-). Der Morgen ist doch sehr frisch, aber eine Jacke ist schon ausreichend. So komme ich gut voran und erhalte auch bald meinen Cappucchino in der deutschsprachigen Bar “Hostal Moratinos“. Frisch gestärkt von einem Snickers ;-) ist auch der Weg nach San Nicolas schnell bewältigt. Anschließend wechsle ich die Provinz: von Palencia nach Leon. Eine kurze Pause mit dem Eincremen der Füße & Beine und schon bin ich bereit für den Weg nach Sahagun.Den Umweg über die Kapelle Virgen del Puente lasse ich aus – kenne ich ja auch schon vom meinem Camino 2008. Ich wusele durch Sahagun und treffe endlich wieder bekannte Gesichter. Die erwählte Bar liegt günstig am Camino, aber viele Pilger sind irgendwie nicht unterwegs – wo sind sie nur alle? Nachdem ich meine Mittagspause beendet habe und für Unterwegs noch einen Pfirsich und eine Tomate ergattert habe, verlasse ich den Ort Richtung Abzweig Calzada del Coto. Kurz davor wird es noch mal unübersichtlich, aber ich finde den richtigen Weg nach Bercianos. Dieser ist natürlich nicht so schön zu laufen, aber die heranwachsenden Pappeln entlang des Weges retten mich über den heißer werdenden Nachmittag. Und wieder treffe ich keinen einzigen Pilger auf dem Weg, wie auch schon am Vormittag. Kurz vor meinem Ziel passiere ich ein Kreuz in Gedenken an einen verstorbenen deutschen Pilger. Das nimmt mich in dem Moment schon sehr mit – verstorben in der Fremde ohne Familie und Freunde nochmals gesehen zu haben :-(. Am Ortseingang empfängt mich fröhlich ein französischer Pilger und berichtet begeistert von der tollen Pfarrherberge des Ortes. Also mache ich mich auf den Weg und werde von der netten kanadischen Hospitalera in die Gepflogenheiten der Herberge eingewiesen. Ein Bett ist auch noch zu haben und so erkunde ich nach der Dusche und der Pilgerwäsche den Ort. Marlene und Wolfgang sind wohl im Hostal untergekommen, aber heute treffe ich die Beiden leider nicht an. Zurück in der Herberge verfliegt die Zeit und schon bereiten die Pilger gemeinsam das Abendessen zu, wie es hier Brauch ist. Da die Küche schon überfüllt ist, helfe ich beim Tisch decken. Dann eröffnen die Hospitaleros das Essen mit einer weiteren Tradition: jeder Pilger nennt seinen Namen und aus welchem Land er kommt. Das Essen ist gut und bevor die Tafel aufgelöst wird lernen wir einen dritten Brauch der Herberge von Bercianos kennen. Alle Pilger aus den jeweiligen Ländern sollen sich zusammenfinden, ein Lied in Landessprache auswählen und dieses anschließend vortragen. Eigentlich sind wir 3 Pilger aus Deutschland, aber der Dritte möchte nicht so recht. In der Kürze der Zeit schlägt Lilly „Bruder Jakob“ vor, so brauchen wir nicht alleine zu singen, da auch anderen Pilgern dieses Lied in ihrer Landessprachen bekannt ist. Es ist unglaublich spannend und mitreißend, was die Pilger aus Spanien, Frankreich, Japan, Israel usw. vortragen. Das war ein schöner Abschluß des gemeinsamen Essens. Wir relaxen noch ein wenig in der Abendsonne, da läutet erneut die Glocke für eine kurze Andacht in der Kapelle. Es werden 4 Texte in 4 verschiedenen Sprachen von den Pilgern vorgetragen. Zum Schluß wird die Pilgerkerze rumgereicht mit den Wünschen und Danksagungen jedes Einzelnen. Anschließend werden wir zur Bettruhe entlassen.

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