Donnerstag, 26. Juli 2012

26. Mai 2012 Carrión de los Condes - Ledigos 24,6 km


Es ist wirklich unglaublich – man trifft die ganze Welt auf dem Camino: Pilger aus Frankreich, Spanien, Deutschland, Ungarn, Neuseeland, Australien, USA, Kanada, Dänemark usw. – aber von vorne. Die Waden halten, das Wetter spielt mit, ich werde also laufen :-).Obwohl ich so früh aufstehe bin ich wieder eine der Letzten. Die Betten werden schon abgezogen und dann bin ich auch endlich auf dem Weg. Die erste Stunde raus aus Carrión führt nur über Straßen.  Die Schotterpiste ist eine Erholung, aber nur kurzzeitig, da sich das ganze über 18 km erstreckt ohne dass wir eine Ortschaft passieren. Der Wind ist so eisig (was meinen Waden natürlich gut tut), dass ich bei einer Pause an einer „Fuente“ Quelle meine zweite Jacke, Halstuch, Stirnband und Handschuhe aus den Untiefen meines Rucksackes hervorhole. Eine junge Deutsche – Annike – sitzt auch schon dort und hinzu kommt Edith aus Ungarn. Trotz der netten Gesellschaft beende ich meine Pause zügig, da ich anfange zu frieren. Kurze Zeit später kommt die improvisierte Bar in der Nähe einer Blech-Scheune. Hier wird auch tatsächlich ein Cafe con leche angeboten und so verweile ich auch hier. Eine kanadische Pilgerin winkt mir zu, bevor ich mich wieder auf den Weg mache und auch Edith trifft wieder ein. Ich entdecke den Rastplatz von 2008, der jetzt sehr verwaist wirkt, da der Spanier ja jetzt die improvisierte Bar in einer kleinen Blechhütte kurz davor  betreibt. Vor drei Jahren verfügte er nur über einen Tisch gegenüber des Rastplatzes. Ein weiterer neuer Rastplatz erscheint, aber ich ziehe locker vorbei – jetzt kann es doch nicht mehr weit sein. Irrtum – wieder einmal zieht sich der Weg wie Gummi, aber wenigstens ist es heute nicht so heiß, sonst hätten wir bestimmt ein paar Hitzeopfer – unter denen ich bei diesem unschattigen Weg auch wäre ;-). Wir halten durch und endlich: „Calzadilla de la Cueza“. In einem Hostal erstürmen wir die gut gefüllte Bar. Eine Pilgergruppe (hauptsächlich Franzosen) erfreut uns mit einigen Liedern zur Gitarrenmusik:
 
und
Die Videos entstanden an der Eremita de la Virgen del Puente (Sahagun), sind aber von derselben Pilgergruppe und wurden mir freundlicherweise von „Pilgerfred“ zur Verfügung gestellt. Derweilen gönne ich mir eine Tortilla und eine Coca-Cola. Ein neuseeländisches Ehepaar gesellt sich zu mir und später treffen auch Marlene & Wolfgang ein. Die Neuseeländer verweilen hier und wir Drei wollen weiter nach Ledigos – terradillos de los Templarios möchte ich meinen Waden dann doch nicht zumuten ;-). Leider werde ich Marita & Edwin dann wohl nicht antreffen – Schade. Nach einer ausgiebigen Pause starte ich wieder, treffe einen deutschen Pilger und gemeinsam geht die Zeit bis Ledigos schnell vorüber. Wir haben (mal wieder ;-)) die Befürchtung keinen Platz mehr in der Herberge „El Palomar“ zu bekommen, da „angeblich“ soooo viele Pilger hier übe nachten wollen. Dem ist zum Glück oder leider (Heinrich, Annike, Marita & Edwin, die Deutschen und Franzosen sind nicht hier untergekommen) nicht so. Die Pilger mit Reservierung bekommen ein Bett in dem engen unteren Schlafsaal und wir (als Nachzügler) erhalten die „Luxus-Einzelbetten“ in dem schön ausgebauten Dachboden. Meine Waden sehen schon etwas besser aus, so dass ich den herrlichen Garten der Herberge genießen kann. Die Tienda des Hauses wird um 17 Uhr geöffnet und um 20 Uhr gibt es das Pilgermenü. Ich mache eine Dorfbesichtigung, welche sehr schnell erledigt ist, da es sich wirklich um einen winzigen Ort mit einigen Lehmhütten handelt. Mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen durch nette Gespräche mit Pilgern aus Australien und Deutschland, trage ich meine Erlebnisse in mein Tagebuch ein. Ein Telefongespräch mit meinem Liebsten rundet das Ganze ab und so erwarte ich nun die Füllung meines Magens mit edlen Speisen. Während der Wartezeit zusammen mit Marlene & Wolfgang (jaaaa, sie sind auch hier :-)))) kommen wir mit einem Japaner ins Gespräch. Dann ist es endlich soweit und wir ergattern zusammen mit dem netten Australier (mit dem ich mich auch schon mittags unterhalten hatte) einen Vierertisch. Das Essen ist ganz okay und ich bin fasziniert durch interessante Geschichten. Nach der zweiten Flasche Wein entwickeln wir die nötige Bettschwere. Der Schlafraum ist wirklich klasse und so wird es eine erholsame Nacht.

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