Sonntag, 7. November 2010

08.November 2010 Planung Camino 2012

Im Jahr 2011 sind Geduld und Durchhaltevermögen gefragt, da der nächste Camino erst wieder in 2012 stattfinden kann. Nächstes Jahr wird es höchstens einzelne Tagesestappen auf deutschen Jakobswegen in unmittelbarer Nähe geben.
Für 2012 habe ich nun genügend Zeit mich für den nächsten Camino zu entscheiden:
-soll es nochmal die Meseta werden (hat mir so gut gefallen)
-oder der Camino Portuges (teilweise am Meer entlang)
-oder doch die Via de la Plata (Einsamkeit pur)?
Auch für eine Jahreszeit habe ich mich noch nicht entschieden: wieder im Frühjahr (wenn die Mohnblumen blühen) oder soll ich es mal im Herbst versuchen?
Hoffentlich überstehe ich das Jahr "ohne Camino" ohne allzu große Entzugserscheinungen ;-))).

Mittwoch, 4. August 2010

23. Mai 2010 Santiago de Compostela - Bilbao

Schon wieder eine fast schlaflose Nacht, da ich endlos lange Husten mußte. Irgendwann ging es dann zum Glück und ich bin erschöpft eingeschlafen. Nachdem ich mich fertig gemacht habe und der Rucksack gepackt war, habe ich mich von der netten Senora, welche mir das Zimmer vermietet hat, verabschiedet. Mein erster Weg führte mich zur Gepäckaufbewahrung in unmittelbarer Nähe des Pilgerbüros, wo ich meinen Rucksack bis 21 Uhr deponieren kann. Die am Rucksack befestigten Teleskop-Trekkingstäbe haben sie leider nicht genommen - blöd! Ich hatte diese sogar schon mit Kabelbindern am Rucksack befestigt, damit sie auf dem Flug nicht verloren gehen. Naja, sei´s drum. Wieder gönne ich mir ein Frühstück in dem wundervollen Hotelgarten und warte auf den Beginn der Pilger-Messe. Leider ist es dann vor dem Eingang zur Kathedrale so voll, daß ich erst gar nicht versuche ins Innere zu gelangen. Schade - aber ich habe im Jahr 2008 an so einer emotionalen Pilgermesse teilgenommen, daß ich wahrscheinlich sowieso enttäuscht gewesen wäre. So bummele ich den ganzen Tag in Santiago herum, besorge mir Hustentropfen und treffe bei meiner Suche nach einem kleinen Mittagessen nochmals auf Sherryl. Wir machen Fotos voneinander und haben nun auch noch die Chance uns voneinander zu verabschieden. Gegen 20 Uhr hole ich meinen Rucksack wieder ab und mache mich auf den Weg zum Busbahnhof. Dort warte ich zusammen mit einer Spanierin auf unseren Bus, während sich die Wartehalle immer mehr leert. Gut, daß wir wenigstens zu Zweit sind, denn es ist der letzte Bus des Tages. Dieser trifft pünktlich ein und ich mache es mir bequem für die lange Fahrt nach Bilbao.

Sonntag, 1. August 2010

22. Mai 2010 Finisterra - Santiago de Compostela

Durch meinen krähenden Handy-Wecker werde ich um 9 Uhr geweckt. So habe ich genügend Zeit mich frisch zu machen und meinen Rucksack zu packen. Weil es gestern Abend so schön war, beschließe ich auch mein Frühstück in der Bar "La Frontera" einzunehmen. Man sitzt hier wirklich sehr schön an der frischen Luft mit Blick auf den Hafen. Eigentlich schade, daß es heute schon wieder los geht. Kurz bevor ich aufbrechen möchte, kommen noch Wolfgang und "Der Kapitän". Wolfgang gibt mir noch ein paar Tipps für Bilbao und "Der Kapitän" hat noch eine Unterkunftsmöglichkeit und ein günstiges Restaurant für Santiago parat. Wir verabschieden uns voneinander und ich mache noch einen letzten Rundgang durch Fisterra. Als ich später im Bus sitze kommt tatsächlich nochmal "Der Kapitän" und winkt mir zum Abschied mit einem Taschentuch. Wirklich eine nette und ungewöhnliche Truppe: die deutsche Kolonie von Finisterra. Die 3-Stunden-Fahrt geht diesmal schnell vorüber. Am Busbahnhof angekommen kaufe ich mir direkt das Ticket für die morgige Fahrt nach Bilbao - wird bestimmt anstrengend (ca. 10 Std.), aber vielleicht kann ich ein wenig schlummern - ist ja eine Nachtfahrt. Der Rückweg in die Altstadt ist müll- und saharatechnisch interessant. Bei der Hitze entfaltet der (immer noch nicht abgeholte) Müll ein eigenes Aroma - naja egal. In der Altstadt ist es dann besser - hier merkt man kaum etwas. In einer Seitenstraße kurz vor der Kathedrale frage ich wegen einer Unterkunft, da ich die empfohlene leider nicht gefunden habe. In dieser ist leider nichts mehr frei, aber der Pensionswirt telefoniert mit einer Dame, die auch tatsächlich noch etwas frei hat. Es ist nur um die Ecke, ein kleines nettes Zimmer mit Gemeinschaftsbad für nur 20 Euro. Ich schlage direkt zu, erfrische mich mit einer Dusche und: auf in das Getümmel von Santiago. Nach meiner Shopping-Tour - nur Klamotten, keine Souvenirs - ergattere ich einen soeben frei werdenden Tisch und bestelle ein Vino Tinto & eine Tortilla. Die Stadt ist zu Pfingsten wirklich sehr voll und so kann ich ein deutsches Ehepaar erfreuen, als ich ihnen anbiete sich zu mir an den Tisch zu setzen. Es entsteht ein angeregtes Gespräch und die Beiden berichten mir von ihrer Rundreise durch Portugal. Nach Auflösung der Runde sitze ich noch ein wenig vor der Kathedrale und begebe mich anschließend in mein kleines Zimmer.

Mittwoch, 14. Juli 2010

21. Mai 2010 Finisterre - Kap Finisterre

Heute bleibt einfach nur Zeit Urlaub zu machen: es ist ca. 30 Grad, Sonne, Strand Meer, leckeres Essen - was will man mehr?! Eva und Martina sind leider bis heute nicht eingetroffen - schade. Morgen geht´s wieder zurück nach Santiago. Aber vielleicht sollte ich mir das nochmal überlegen. Im Fernsehen habe ich gesehen, daß die Müllabfuhr immer noch bestreikt wird - also: es stinkt zum Himmel. Abends wird es nochmal interessant. Nachdem ich vom Muschel-Strand zurückgekehrt bin, möchte ich mal wieder etwas warmes essen. Die erwählte Bar "La Frontera" liegt wunderschön am Hafen und wird von einer deutschen Frau mit spanischem Ehemann geführt. Beide sind wirklich sehr nett und das Essen ist ausgezeichnet. Am Nachbartisch sitzt die "deutsche Kolonie" von Fisterra und bittet mich herüber, falls ich Lust dazu hätte. Es ist eine bunte Mischung verschiedenartigster Menschen. Da wäre einmal "Der Kapitän", welcher nach 5.000 km auf verschiedenen Jakobswegen immer wieder in Finisterre gelandet ist und letztendlich auch geblieben ist. Der Künstler "Don Giovanni" kreiert faszinierende Bilder im Picasso-Stil, in denen er seine (Pilger-)Erlebnisse verarbeitet und ist zudem auch noch ein Lebenskünstler. Wolfgang organisiert die verschiedensten Aktivitäten für Touristen und Pilger. Helga ist wie ich eine Pilgerin, die aber schon vor 2 Jahren zum ersten Mal nach Finisterre gekommen ist. Wir erleben einen tollen Abend miteinander bei Wein, Cafe, Bier, Wasser, eine Schinken-Käse-Platte und einem guten Brandy. Da Helga in demselben Hotel wohnt wie ich, gehen wir auch gemeinsam zurück dorthin. Irgendwie scheint unter den jungen Spaniern die Feierlaune ausgebrochen zu sein, so daß es eine Nacht mit sehr wenig Schlaf wird.

Dienstag, 13. Juli 2010

20. Mai 2010 Finisterre - Kap Finisterre

Das Ausschlafen hat gut getan. Unten im Hotel gehe ich frühstücken und nutze auch gleich die Chance mal wieder meine E-Mail abzurufen. Als nächstes steht Shopping auf dem Programm, um für den Abend am Kap vorbereitet zu sein. Ich erstehe: Weintrauben, Brot, Käse, Sekt (Piccolo), Feuerzeug, Servietten und eine Kerze. Vor meinem Mittagsmahl laufe ich dann erst einmal zum "Wilden Strand". Dort sind nur wenige Menschen, da man hier aufgrund der gefährlichen Brandung nicht schwimmen gehen kann. Dafür ist es herrlich einfach mal so viel Strand & Meer nur für sich zu haben. Nach ca. 2 Stunden kehre ich für eine Siesta ins Hotelzimmer zurück. Danach entschließe ich mich zum Muschel- und Badestrand zu laufen. Hier finde ich schon die ersten Modelle an Jakobsmuscheln in verschiedenen Farben & Größen - ich kann gar nicht mehr aufhören, soviel Spaß macht es! Zurück im Hotel packe ich meine "chiccen" Plastiktüten mit der Verpflegung, meiner Sitzmatte, den Wanderschuhen und ein Paar Socken. Der Weg zum Kap ist herrlich und auch mein schon gestern ausgespähter Sitzplatz steht noch zur Verfügung. Heute ist es schon etwas voller, aber das macht mir nichts aus. Genüsslich verspeise ich mein Abendessen mit traumhaftem Ausblick. Je mehr die Sonne im Ozean versinkt, desto stiller wird es in meiner Umgebung. Und dann ist es soweit - der perfekte Moment - es ist als scheint die Zeit stehen zu bleiben. Keiner spricht mehr! Alle haben den Blick fasziniert auf dieses Naturschauspiel gerichtet. Dann ist es vorbei. Ich packe langsam meine Sachen zusammen. Werfe zuerst meinen Müll und auch meine Wanderschuhe in den Mülleimer. Ich will die Schuhe nicht verbrennen, wegen der verschiedenen nicht so umweltfreundlich zu verbrennenden Materialien. Dafür habe ich meine Socken mitgebracht. Mit diesen mache ich mich auf dem Weg zur Feuerstelle. Das Verbrennen eines Teils der Pilgerbekleidung fühlt sich tatsächlich an, wie eine Befreiung & ein Abschluß. In Santiago hatte ich endlich das Gefühl angekommen zu sein und am Kap fühlte ich mich von der körperlichen Anstrengung befreit. Auf dem Rückweg bleibt noch etwas Zeit, um dieses Erlebnis zu verarbeiten.

Sonntag, 11. Juli 2010

19. Mai 2010 Santiago de Compostela - Finisterre

Nach einer erkältungsgeplagten Nacht schwinge ich mich aus meinem Bett und mache den Rucksack schon einmal fertig. Ich habe noch ca. 2 Std. Zeit, bis ich das Zimmer verlassen muß bzw. mich auf den Weg zur Busstation mache. Dieser führt vorbei an riesigen Müllbergen, da die Müllabfuhr z.Zt. streikt. Wenn ich es recht überlege, wurde ich auch gestern schon von einem betörenden Duft empfangen :-(. Aber zuerst einmal werde ich ausgiebig frühstücken. Auf Empfehlung von Anke suche ich das Hotel mit dem wunderschönen Garten. Ein Platz in der Sonne ist auch noch frei und so erhalte ich von der wirklich sehr freundlichen Kellnerin meine Tostadas, ein Croissant, eine Marmeladenauswahl, einen Cafe con leche und einen frisch gepreßten Orangensaft. Beim Frühstück kommt mich eine kleine Meise am Tisch besuchen und der Duft einer riesigen Jasmin-Ranke steigt mir in die Nase. Ich will gerade aufbrechen, da kommen Eva und Martina, auch angelockt von diesem herrlichen Ambiente, um ebenfalls zu frühstücken. Ich verlängere spontan meinen Aufenthalt und bestelle mir noch einen Orangensaft. So war das mal wieder einer dieser Camino-Zufälle. Santiago hat bestimmt noch mehr Frühstücksmöglichkeiten zu bieten ;-). Vom Morgen noch das ruhige & leere Santiago gewöhnt, scheint in der Zwischenzeit das Leben in der Stadt explodiert zu sein. Den Plaza de Obradoiro kann ich kaum überqueren und vor der Heiligen Pforte warten Menschenmassen. Den Rucksack geholt, Schlüssel abgegeben und nach ca. 20 min erreiche ich den Busbahnhof und erstehe ein Ticket nach Finisterre für 12,05 Euro. Die Fahrt dauert 3 Stunden. Dort angekommen verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick. Wieder am Hafen zurück, höre ich meinen Namen rufen und sehe Anke auf einer Restaurant-Terrasse sitzen. Wir essen noch ein Nachmittags-Snack und die Tisch-Nachbarin hat noch einen Tipp für eine günstige Unterkunft. So zahle ich nur 18 Euro für eine Übernachtung im Einzelzimmer. Ich buche für 3 Nächte und so geht´s erst mal unter die Dusche. Eine Ruhepause tut auch ganz gut, da ich durch die Erkältung und die Hitze doch relativ schlapp bin. Der Weg zum Kap dauert ungefähr 45 min. Es ist herrlich! Obwohl immer ein paar Menschen in der Nähe sind, findet man irgendwo ein ruhiges Plätzchen. Weiter vorne sehe ich eine Frau sitzen und denke: das könnte Anke sein. Und tatsächlich - als sie aufbricht, um sich zur Feuerstelle vorzuarbeiten, kümmern wir uns gemeinschaftlich um die Entzündung des Feuers und die Verbrennung ihres auserwählten T-Shirts. Ich mache noch ein Foto von ihr und nehme mir dieses Ritual für morgen vor, da ich heute nicht recht vorbereitet bin. Wir laufen gemeinsam zurück in den Ort und beschließen noch einen "Kap-Finisterre-Wein" zu trinken. Leider ist der Wein nicht so gut, was unserer Stimmung aber keinen Abbruch tut. Die Außenterrasse ist herrlich, aber langsam wird es kalt und meine Erkältung meldet sich auch wieder zurück. Erschöpft, aber glücklich gehe ich zu Bett. Endlich am Meer!!!

Mittwoch, 7. Juli 2010

18. Mai 2010 Pedrouzo - Santiago de Compostela 21,8 km

Aufgrund einer beginnenden Erkältung habe ich leider nicht so gut geschlafen, obwohl die Ohrenstöpsel wirklich prima sind - ich muß es einfach immer wieder erwähnen. Um kurz nach 7 Uhr sind schon fast alle Pilger auf dem Weg und als ich um 7.45 Uhr auch endlich soweit bin, bin ich die Letzte. Im Dorf Amenal trinke ich ein Cafe con leche und ein zumo de naranja natural. Durch San Paio geht es weiter bis Lavacolla, wo die nächste Pause ansteht. Und immer wieder bergauf, bergab, bergauf, bergab...-das geht mir (als "Flachlandbewohnerin") langsam auf den Keks. Kurz vor Monte de Gozo muß ich dingendst mal "irgendwo hin" ("Montezumas Rache") und so rase ich zu dem kleinen Kirchlein bei dem Papstmonument, hole mir schnell einen Stempel für mein Credencial und eile sofort weiter in ein Cafe des Monte-de-Gozo-Komplexes. Der Rucksack fliegt und die Rettung naht - eine Toilette - ist schon eine üble Sache wenn man unterwegs ist ;-))). Die anschließende lange Pause bei einer Coca-Cola und Oliven (gab´s so dabei) genieße ich ausgiebig und sie tut auch richtig gut. Wie auch schon vor zwei Jahren zieht sich der Weg zur Kathedrale endlos hin. Aber dann ist es endlich geschafft. Ich treffe in der Altstadt ein und werde als erstes von der Irin & dem Spanier zu meiner Ankunft in Santiago beglückwünscht. Vor der Kathedrale setze ich mich zusammen mit zwei auch soeben eingetroffenen Pilgerinnen mitten auf den Plaza de Obradoiro und lasse die Kathedrale auf mich wirken. Eine unglaubliche Erleichterung und Freude überkommt mich. Auch der Gedanke an die Pilger aus viel härteren Zeiten (Hunger, Seuchen, Überfälle usw.) und deren Gefühle bei Ihrer Ankunft, läßt mich nicht mehr los. Und wieder Glückwünsche von einem deutschen Pilger. Nachdem es mir nun einfach zu heiß ist, steuere ich kurz entschlossen einfach das nächste Hostal an, nehme ein Einzelzimmer und mache mich frisch für einen ersten Rundgang durch Santiago. Auf gut Glück schaue ich mal ins Pilgerbüro rein und tatsächlich - es ist fast leer und so bin ich schon als nächste dran - erstaunlich, es ist ca. 15.30 Uhr - wo sind die anderen Pilger!!! Draußen treffe ich Anke und sie spricht über ihre Planungen bezüglich der Busfahrt nach Finisterra. Ich gehe auch sofort zur Touristen-Information und besorge mir die Unterlagen. Nun muß ich entscheiden, ob ich den Weg wirklich zu Fuß bewältigen kann. Was dagegen spricht ist mein defekter linker Wanderschuh (es hat sich im Innenfutter eine Falte gebildet - deshalb auch immer meine aufgescheuerte Ferse), meine Erkältung (hat sich leider wesentlich verschlimmert) und die Wettervorhersage über Temperaturen in den nächsten Tagen um die 30 Grad (was toll ist, aber nicht zum wandern). Ich drehe noch eine Runde zum Nachdenken und treffe dabei Sherryl. Sie möchte noch einen weiteren Tag in Santiago verweilen und anschließend zu Fuß zum Kap Finisterre wandern. Ein Eis später ist es entschieden - ich werde mit dem Bus fahren! In der Nähe der Kathedrale suche ich die passenden Hinweisschilder für den Eingang durch die "Heilige Pforte". In diesem "Heiligen Jahr" ist der der Ein-/ und Auslass in die Kathedrale streng reglementiert und wird von Sicherheitskräften überwacht. Aber auch hier habe ich Glück und muß nicht lange warten. Nun wird es Zeit für ein Abend-Snack und wie es der Zufall will treffe ich Anke. Wir entscheiden uns für den Besuch einer Tapas-Bar und trinken dazu einen trockenen Rotwein. Anschließend genießen wir noch einmal auf dem Obradoiro-Platz die wiedereinkehrende Ruhe in der Stadt (die Tages-Touristen sind jetzt wieder weg) und die untergehende Sonne. Leider macht mir meine Erkältung zu schaffen, so daß ich mich von Anke verabschiede, mit dem Hinweis auf ein Wiedersehen am Kap Finisterre. Gut, daß ich ein Einzelzimmer genommen habe, so störe ich wenigstens niemanden.

Montag, 5. Juli 2010

17. Mai 2010 Ribadiso - Pedrouzo 23,1 km

Und wieder einmal heißt es "Schade" diesen herrlichen Ort zu verlassen, obwohl bei nicht so schönem und warmen Wetter ist es bestimmt sehr kalt unter den Duschen der Herberge, welche in sehr luftigen separaten Gebäuden untergebracht sind. Wieder ist es ein eisiger, aber auch strahlend schöner Morgen. Bis Arzua ist es nicht weit und viele Pilger frühstücken dort. Ich habe mich gerade so schön warmgelaufen, also entschließe ich mich weiterzulaufen. Es duftet heute ganz intensiv nach frisch geschnittenem Gras, Eukalyptus und Weißdorn - traumhaft. Beim erst möglichen Bar-Aufenthalt hinter Arzua treffe ich Eva. Wir frühstücken gemeinsam mit dem Finnen, welcher sogar ein wenig deutsch spricht. Sherryl & der Indianer, die Norwegerinnen und jede Menge Spanier ziehen vorbei. Aber insgesamt scheinen weniger Pilger als an den letzten beiden Tagen unterwegs zu sein. Nun geht es weiter zu meiner "Hexen-Bar" von vor 2 Jahren. Leider hat das Personal gewechselt - sehr unfreundlich - und auch das Stempel-Motiv für den Credencial ist ein anderes: aus einer Hexe ist ein Camino-Pfeil geworden. Ich bestelle trotzdem ein zweites Frühstück, da auch Eva wieder dabei ist. Danach zieht sich der Weg hin und es wird auch immer heißer. So mache ich hinter Santa Irene eine 45minütige Pause. Frisch erholt schaffe ich auch noch das letzte Stück bis Pedrouzo. Als erstes steuere ich direkt die Herberge "Porta de Santiago" an. Sherryl kommt begeistert aus dieser herausmarschiert und meint es wären noch Plätze frei - sehr schön. Die Betten im Schlafraum sind tatsächlich anders aufgeteilt (wie im Unterkunftsverzeichnis der Jakobusfreunde beschrieben), so daß man mehr Platz hat. Nach den typischen Pilger-Verrichtungen sitze ich erst einmal in einem Cafe bei Coca-Cola & "Empanadillos" gefüllte Teigtaschen. Das Warten auf´s Internet ist bis jetzt leider noch nicht von Erfolg gekrönt worden. Also lege ich mir erst einmal ein paar kleinere Vorräte für den Weg zum Kap Finisterre zu: Bananen, Madalenas und Käse. Auch danach ist der Internet-Zugang noch nicht frei - Sherryl wartet auch schon vergebens. Dann ziehe ich mein Abend-Snack einfach vor und schon sitze ich wieder im (Nachbar-)Cafe bei Wein & Oliven. Später kommen Eva, die beiden deutschen Pilgerinnen und das italienische Ehepaar dazu. Alle (außer ich) bestellen das "Menue del Dia" und ich muß sagen die vegetarische Lasagne sieht wirklich gut aus. Wir genießen mal wieder die Abendsonne und beenden um 21.30 Uhr den Abend, um für den Weg nach Santiago ausgeruht zu sein. Endlich ist auch ein Internet-Terminal frei und so kann ich meine E-Mail´s auf den Weg bringen, bevor ich in´s Bett gehe.

Sonntag, 4. Juli 2010

16. Mai 2010 San Xulian - Ribadiso 23,5 km

Supergut erholt, bei strahlendem Sonnenschein geht es wieder auf den Weg. Es ist zwar eisig kalt, aber durch die immer wiederkehrenden Steigungen wird mir langsam warm. So kann ich im Laufe des Tages endlich ohne Stirnband und später sogar nur im T-Shirt laufen - herrlich. Bei den "Los Dos Alemanes" sitze ich zum ersten mal auf diesem Camino für ein Frühstück draußen in der Sonne. Wieder unterwegs laufe ich in einem Pulk von Pilgern Richtung Melide. Der Weg durch den Ort wird zum Spießrutenlauf, da heute Markttag ist. Endlich hindurch bin ich mal wieder auf der Suche nach einem schönen Pausenplatz. Die Bank vor einer Kirche bewährt sich leider nicht. Der Spanier und die Irin werfen mir ein "See you in Santiago" zu und ziehen von dannen. Kurz vor einer Bachüber/-durchquerung entdecke ich ein sonniges Stück Wiese. Ich breite meine "Picknickdecke" aus und beobachte die lustigen "Pilger-"Völkchen, welche an meinem herrlichen Picknickplatz vorbeiziehen. Ich kann mich kaum aufraffen, aber ich muß heute ja noch weiter. Meinen Stempel in der Kirche im Dorf Furleos (kurz vor Melide) habe ich mir auch wieder geholt und in Boente wird mir auch in diesem Jahr der dortige Stempel aufgenötigt. Über Castaneda bis nach Ribadiso geht es endlos auf und ab, aber endlich kann ich glücklich meinen Bettplatz in der idyllisch am Rio Iso gelegenen Herberge beziehen. Ich treffe Eva, die deutschen Pilgerinnen, Sherryl & den Indianer, welche allesamt in dieser wunderschönen Herberge untergekommen sind. Nach Dusche, Wäsche und einem Telefongespräch mit meinem Liebsten, breite ich meine Alu-Matte in der Sonne am Rio Iso aus und relaxe einfach nur. 1 1/2 Stunden später bekomme ich langsam Hunger und begebe mich in den Garten der nebenan gelegenen Bar. Ich schreibe noch schnell 2 Postkarten und ab 19 Uhr kann das Pilgermenü beginnen. Eva und Susanne setzen sich zu mir und erzählen ein wenig über ihre Beweggründe für ihren Camino. Beide haben vor dem Jakobsweg ihren Beruf aufgegeben und nutzen nun die Zeit auf dem Camino für Gedanken, wie es in ihrem Leben in Zukunft weiter gehen soll - bewundernswert. Wir haben einen wunderschönen Abend in der Abendsonne, aber nun sind wir ganz schön durchgefroren. Also, ab ins Bett und im Schlafsack aufgewärmt.

Mittwoch, 30. Juni 2010

15. Mai 2010 Portomarin - San Xulian 29,6 km

Ich habe tatsächlich gut geschlafen und die Sonne scheint an diesem morgen auch - zumindest vorerst. Heute kommt also der Hexenwald/Feenwald - mal schau´n ob und was er in diesem Jahr zu bieten hat ;-). Nun sieht´s auf dem Camino wirklich wie auf einer Volkswanderung aus - aber egal - solange ich Abends ein Bett bekomme. Auf dem Weg treffe ich nun häufig bekannte Gesichter: den Spanier mit dem Pilgerhund, Sherryl, die Polinnen, die Norwegerinnen, den Indianer usw.. Zum Mittagessen gibt es eine Tortilla Francesa und ansonsten nur ein Madalena und 2 Riegel Schokolade - das muß bis zum Abend reichen. Die eine oder andere Bar suche ich auf und unterwegs kann ich heute schöne Tierfotos ergattern. Zum Schluß zieht sich der Weg nach Palas de Rei mal wieder ganz schön hin. Dafür sind aber mittlerweile die Pilgermassen an mir vorbeigezogen. Die erste Herberge macht einen total überfüllten Eindruck auf mich, so daß ich gar nicht erst nachfrage. Außerdem scheint dort eine Hochzeit stattzufinden, mit einer großen Schar an Gästen. Die zweite von mir ausgewählte Alberge ist schon "completo", aber damit habe ich gerechnet. Dann also doch noch weiter, raus aus Palas de Rei. In San Xulian werde ich dann fündig. Vor 2 Jahren habe ich hier schon einmal bei klassischer Musil gefrühstückt und nun darf ich in dieser wunderschönen Herberge übernachten. Nur 3 Stockbetten mit eigenem Bad bilden ein Zimmer - Luxus! Den Spanier mit dem Spaniel habe ich auch hier gesehen, aber ich weiß nicht, ob er auch hier schläft (ist ja mit Hund nicht immer so einfach einen Platz zu finden). Außerdem ist noch der Indianer vor Ort. Könnte ein interessanter Abend werden beim gemeinsamen Menü. Das Essen ist gut, der Hospitalero sehr nett und an meinem Sitzplatz vor dem Kamin trockenen sogar meine Haare. Eva führt das Tischgespräch an und so erfahren wir, daß der "Native Amerikan" aus einem ganz kleinen Stamm aus Arizona/Grand Canyon stammt, den man nur zu Fuß erreichen kann. Weitere nette Gespräche entstehen mit den beiden deutschen Frauen und dem italienischen Ehepaar. Der Wirt legt immer wieder Musik der verschiedensten Stilrichtungen auf. Ein wirklich wunderbares Ambiente, so daß ich mich gar nicht aufraffen kann schlafen zu gehen. Als ich es dann endlich geschafft habe, schlummern die beiden Spanierinnen in meinem Zimmer schon und so ich schleiche mich ganz leise in mein Bett.

Dienstag, 29. Juni 2010

14. Mai 2010 Sarria - Portomarin 23,5 km

Der Morgen beginnt mit Regen und so wirkt alles ein wenig trist und grau. Das Laufen klappt aber trotz meiner durchgescheuerten Ferse ganz gut. Hinter Mercado mache ich dann meine Frühstückspause. Hier merkt man schon, daß ab Sarria mehr Spanier auf dem Weg sind, aber ich denke das hält sich aufgrund des schlechten Wetters in Grenzen. Draußen sehe ich endlich die ersten Pilger zu Pferd. ich schnappe mir meinen Fotoapparat, haste nach draußen, drücke den Auslöser - nichts! Da sind doch ausgerechnet in diesem Moment die Batterien leer. Also zurück zum Rucksack, die Batterien rausgekramt und gewechselt, wieder nach draußen - keiner mehr da. Pech gehabt! Als nächstes habe ich die Bar von Casa Morgade für eine Pause ausgewählt. Diese ist bei dem regnerischen Wetter natürlich proppevoll. Ich setze mich zu Sherryl und erfahre, daß sie heute auch nach Portomarin möchte - sehr schön. Weiter geht´s über Stock und Stein bis nach Mercadorio. Dort ist nach 2 Jahren tatsächlich eine Herberge zu der Bar dazu gekommen (hatte mir der spanische Barmann damals angekündigt). Ich pfropfe mich in den Gastraum und genieße eine "Empanada Casera de Atun" Thunfisch-Pastete - wirklich hervorragend. Nach und nach treffen auch noch Anke (habe ich gestern Abend kennengelernt), die Irin und der Spanier mit der Sehnenentzündung (ist zum Glück endlich besser geworden) ein. Nach dem ich den Kampf mit einer riesigen ;-) grünen Spinne gewonnen habe, mache ich mich auf den Weg zur letzten Etappe nach Portomarin. Von einer Gruppe deutscher Pilger, welche ihren Rucksack erst 5 km vor Portomarin in Empfang nehmen, erfahre ich von einer Umleitung des Caminos. Als auch diese geschafft ist, erreiche ich den Ort und erhalte einen Bettplatz in der privaten Herberge "Ferramenteiro" für 10,-Euro. Die Ausstattung der Herberge ist sehr gut, aber der Schlafsaal (110 Betten in einem Raum) läßt auf eine unruhige Nacht schließen, zumal eine Jugendgruppe dort untergebracht ist. Im Ort kaufe ich erst einmal Postkarten und mache mich dann auf den Weg in´s O´Mirador, das Restaurant mit dem schönen Ausblick auf den Stausee. Dort treffe ich Anke und wir haben einen ganz tollen Abend mit vielen Bestellungen an das Universum. Zurück im Schlafsaal, es ist ca. 22 Uhr, hat die befürchtete Party der jungen Leute schon begonnen. Aber egal - Ohrenstöpsel rein und - silence!

Montag, 28. Juni 2010

13. Mai 2010 Triacastela - Sarria 19 km

Nach dem gestrigen langen Abstieg gibt es heute nur eine kleine Etappe nach Sarria. Dort kann ich dann auch mal wieder Geld abholen, "Power-shoppen" ;-) und ein wenig regenerieren. Die Landschaft ist heute sehr schön und auch das Wetter ist besser. Die erste Bar, welche lange auf sich warten läßt, wird von allen Pilgern gestürmt - von mir natürlich auch. Ansonsten verläuft der Weg heute relativ problemlos. Obwohl ich mir viel Zeit lasse, bin ich schon so gegen 14 Uhr in der gewünschten Herberge, in der ich das letzte Bett ergattern kann. In den anderen Herbergen wären zur Not aber auch noch genügend Plätze frei gewesen. Die Dusche ist diesmal recht großzügig geschnitten und es gibt tatsächlich einen Föhn, so daß ich mir bei diesem kalten Wetter auch mal wieder die Haare waschen kann. Sogar die Wäsche trocknet im frischen Wind auf dem Dach der Herberge - erstaunlich. Da ich gestern ein Pilger-Menü hatte, verzichte ich heute darauf. Nachdem ich einen Supermarkt ausfindig gemacht habe, erstehe ich alle Zutaten für einen Salat und als Krönung entdecke ich meinen spanischen Lieblingswein für kleines Geld. Leider ist der Aufenthaltsraum noch recht kalt, aber ich hoffe das ändert sich noch, indem der Hospitalero "endlich" die Gasflasche für den Heizstrahler austauscht - wir frieren alle ganz schön. An diesem nahezu ereignislosen Tag werde ich wohl auch wieder früh zu Bett gehen. Aber es kommt immer anders als man denkt: als wir mit mehrern Pilgern in dem nun langsam warm werdenden Aufenthaltsraum sitzen - ja, er hat es tatsächlich geschafft - lädt uns der Hospitalero zum "probieren" einiger Schnäpse/Likeure (Oruja, Herbas usw.) in das Kaminzimmer ein. Gemütlich sitzen wir zusammen und tauschen unsere Camino-Erlebnisse aus. Das Kaminfeuer ist herrlich und so merken wir gar nicht, daß es schon 22.30 Uhr ist. Ich verziehe mich dann auch schnell in mein schwankendes Stockbett, da ich ja morgen noch weiterpilgern möchte.

Sonntag, 27. Juni 2010

12. Mai 2010 La Faba - Triacastela 27 km

Und wieder muß ich eine sehr schöne Herberge hinter mir lassen. Der Aufstieg geht so heftig weiter, wie er gestern aufgehört hat, aber schließlich passiere ich den Grenzstein zu Galizien. Es geht noch ein Stück bergauf, Nebel zieht auf (wie sollte es anders sein ;-)) und endlich bin ich in O´Cebreiro. Ich mache mehrere Fotos von dem Ort mit seinen Pallozas und hole mir nach Besichtigung der Kirche den gigantischen Stempel für mein Credencial. In einer Bar sitze ich ganz alleine bei einem Cafe con leche und einer Tarte de Santiago. Anschließend verweile ich noch ein wenig im Ort und nehme die durch den Nebel hervorgerufene mystische Atmosphäre in mich auf. Weiter geht´s zur Passhöhe von San Roque und wie sollte es anders sein - auch hier kann ich kein Bergpanorama genießen. Langsam läßt er Nebel etwas nach und am Alto do Poio ist mir nach dem Aufstieg richtig warm geworden. Insgesamt gesehen läßt das Wetter aber zu wünschen übrig: ein leichter Nieselregen begleitet von Wind kühlt den Körper sehr schnell wieder aus. So wärmt mich die heiße gallicische Kohlsuppe "Caldo Gallego" von innen her wunderbar auf und ich starte frisch gestärkt auf den Camino. Ein Gespräch mit einem deutschen Pilger und das Wiedertreffen mit Sherryl (Saskatchewan/Kanada) lassen die Zeit schnell vorüber gehen. Um ca. 17.30 Uhr treffe ich in Triacastela ein und auch heute bekomme ich problemlos ein Bettplatz in der Herberge. Ein Stunde Regeneration nach dem langen Abstieg tun meinem Körper ganz gut. Danach mache ich mich auf die Suche nach einem netten Restaurant mit Pilgermenü. Kurz nachdem ich meine Bestellung aufgegeben habe setzt sich Sherryl zu mir. Nach einem sehr netten Abend und einem guten Essen gehen wir früh zu Bett, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Dienstag, 22. Juni 2010

11. Mai 2010 Villafranca del Bierzo - La Faba 23,5 km

Obwohl ich gestern noch dachte ich müßte den Camino abbrechen, geht es heute erstaunlich gut. Dank meiner Ohrstöpsel habe ich super geschlafen, so daß mein Körper sich anscheinend gut erholt hat. Auch die Anrufe meiner Lieben haben zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Beim Abmarsch von der Herberge verabschiede ich mich von den Leipziger Ehepaar und dem Spanier mit dem Pilger-Spaniel - man weiß ja nie, ob man sich nochmal wiedersieht. Die erste Pause mache ich in Pereje bei einem Cafe con leche. Als ich die Bar verlasse, treffe ich die Holländerin. Sie berichtet mir, daß sie gestern einen fürchterlichen Wandertag hatte und glaubte niemals in Villafranca anzukommen - unglaublich, so ging es mir ja auch! Sie hat sich dann aufgrund ihrer Erschöpfung ein Hotelzimmer im Ort genommen. In einer Bar in Trabadelo sehe ich zum ersten mal den Indianer, von welchem ich schon in Astorga gehört hatte. Ich sitze hier so gemütlich am Kaminfeuer bei einem frisch gepreßten Orangensaft, daß ich gar nicht aufstehen mag. Aber, weiter geht´s! Ach, den "Camino Duro"(den schweren Weg) hatte ich übrigens verpaßt - ist aber vielleicht ganz gut so, denn den hatte "ich" ja schon gestern ;-). Der Weg hinter Trabadelo ist leider nicht so schön, da es viel an einer gut befahrenen Straße langführt. Außerdem sind hier heute jede Menge Schwertransporte unterwegs mit riesigen Bauteilen für Windräder. Ab Ruitelan wird der Weg wieder besser. Ich mache noch 2 Pausen und bin dann hoffentlich vorbereitet für den Aufstieg nach La Faba. Oben angekommen erhalte ich um 16.20 Uhr den vorletzten Bettplatz in der Pfarrherberge neben der Kirche. Eine sehr schöne Herberge mit herzlichem Empfang. Nach der Dusche kann ich mir den Föhn der deutschen Hospitalera ausleihen, damit ich bei diesem kalt-windigen Wetter nicht mit nassen Haaren zur Tienda laufen muß. Ich erstehe dort Nudeln, Soße im Glas und eine Flasche Wein. Da es für mich allein natürlich zu viel ist, überrede ich Gertje (aus Amsterdam), Siggi, Uwe und Sebastian mit bei der Vernichtung zu helfen. Um 20 Uhr gehen wir gemeinsam zur Messe, die von einem Franziskaner-Mönch gehalten wird. Als erstes wird eine Öl-Lampe von Pilger zu Pilger weitergereicht, mit der Möglichkeit seine Fürbitte vorzutragen. Anschließend findet bei 5 Pilgern eine Fußwaschung statt. Nun kann jeder von seinen Erfahrungen und Erlebnissen auf dem Camino berichten. Wir beten zusammen das "Vater unser" mit abschließendem Friedensgruß. "Wenn alle Menschen dieser Welt so friedlich ihre Zuneigung zueinander zeigen würden, dann gäbe es keine Kriege & Konflikte. " gibt uns der Mönch mit auf den Weg. Wir sollen den Frieden in die Welt hinaustragen. Zum Schluß erhalten wir den Pilgersegen. Ich zünde noch eine Kerze an, bevor ich zu Bett gehe.

Montag, 21. Juni 2010

10. Mai 2010 Ponferrada - Villafranca del Bierzo 23,5 km

Es ist Schade diese wunderbare Herberge wieder verlassen zu müssen und schon geht es los im Regen. Der Weg aus Ponferrada zieht sich hin und der Regen fällt zum Glück nur sporadisch. Noch "halten" die Zehen und nach dem ersten Stop in einer Bar in Columbrianos geht´s auch gut weiter. Nach Camponaraya sieht es schon nicht mehr so gut aus. Abgelenkt durch die Störche und ein altes Bauernehepaar, welches ihr Feld tatsächlich noch mit Ochse und Pflug bestellt, erreiche ich auch noch Carcabelos. Aber eine erneute Pause müßte doch ausreichen für die restlichen 8 km. Jetzt beginnt der Weg der Schmerzen und er scheint kein Ende zu nehmen. Ich habe zwischenzeitlich das Gefühl nicht mehr weitergehen zu können. Aufgund des stärker werdenden Regens und des Fehlens einer Bar kann ich auch keine weitere Pause einschieben. Es ist ein Trip durch die Hölle und dieser Ort will einfach nicht auftauchen. Aber dann -endlich- kurz hintereinander, erst die Gemeindeherberge und anschließend die Alberge "Ave Fenix". Ich werde sehr freundlich empfangen, muß aber erst einmal im Aufenthalts-/Speiseraum warten, da die Herbergsbesatzung gerade ihr Essen auf dem Tisch hat. Es sei Ihnen gegönnt und ich hätte in der nächsten Stunde ohnehin nicht aufstehen können. Als es dann zu Bettenzuweisung und Buchung des Abendessens geht, erhalte ich einen Tee und werde nochmals herzlichst begrüßt. Okay, der Schlafraum ist wirklich -sagen wir mal- sehr rustikal, aber dafür schläft man unter Sternen (sternförmige Aussparungen im Dach). Ich dusche erst einmal und lege mich anschließend zur Regeneration aufs Bett. Mehrere spanische Fahrradpilger reißen mich aus meinem Schlummer und so sitze ich hier im Aufenthaltsraum am Feuer, schreibe meine Zeilen und warte auf den Beginn des Abendessens. Nach einem Gespräch mit Claudine geht es dann auch schon los. Es gibt eine "Caldo Gallego" gallizischen Kohl-Eintopf mit Kartoffeln, Kohl und Kichererbsen - lecker- anschließend Spiegeleier mit "Chorizo"& Salat und zum Schluß (Fall-)Obst (vom letzten Jahr?/rührt keiner an!).

Dienstag, 15. Juni 2010

9. Mai 2010 El Acebo - Ponferada 16,5 km

Gestern mußte ich tatsächlich nicht alleine speisen, da die deutsche Pilgerin vom ersten Wandertag (ich weiß leider bis heute nicht ihren Namen), auch hierhin zum Essen kam. Ich bestellte mir zwei Omlettes mit Käse, Salat, Wasser und Wein. Es wurde ein sehr schöner Abend. Trotz der himmlischen Ruhe in meinem Zimmer, konnte ich nicht durchschlafen. Bestimmt fehlte mir die Geräuschekulisse der Pilger-Herberge. Das Frühstück war inclusive, so dass ich ein Cafe con leche (Milchkaffee), einen frischen zumo de naranja (Orangensaft) und tostadas (Toast) genießen konnte. Es war eine schöne Zeit in der "La posada del peregrino" und auch in dem Ort "El Acebo". Merkwürdig: so kann es sein, daß in dem einen Jahr ein Ort unwirtlich rüberkommt und im nächsten Jahr sehr einladend erscheint - und umgekehrt! Dieses Jahr z.B. wirkte Hospital del Orbigo sehr abweisend auf mich im Gegensatz zu El Acebo. Um ca. 8.45 Uhr streifte ich meinen Regenponcho über und machte mich auf den Abstieg nach Riego de Ambros und anschließend bis nach Molinaseca. Nun ist die schlimmste Strecke geschafft und auch das Wetter ist etwas besser geworden. Kurz vor Ende des Abstiegs treffe ich nochmals die deutsche Pilgerin von gestern Abend und wir kehren in eine Bar in Molinaseca ein. Sie wird hier bleiben, da noch ein Abstecher zum Kloster in Penalba geplant ist. Nach der Verabschiedung mache ich mich wieder auf den Weg. Trotz meiner schmerzenden kleinen Zehen schaffe ich es auch heute wieder. Diesmal gibt es keine Rucksackwarteschlange vor der Herberge in Ponferrada und ich komme sofort dran. Die sehr nette schweizer Hospitalera weist mit ein Bett in einem Vierbettzimmer für alleinreisende Pilgerinnen zu. Unser Zimmer heißt übrigens "Penalba", ich bin also auch dort, wie die deutsche Pilgerin, welche ich in Molinaseca zurückgelassen habe. Nachdem ich nach der Dusche meine Ferse und die Zehen verarzten will, spricht mich ein älterer Spanier (gehört wohl zur Herberge) auf meine schmerzenden Füße an. Kurzentschlossen baut er seine kleine "Krankenpflegestation" im Hof der Herberge auf und so nutze ich zum ersten Mal das Angebot einer medizinischen Versorgung meiner Füße. Die Blasen werden aufgestochen, mit Jod behandelt und verpflastert. Anschließend genieße ich die Massage der Füße und der Waden. Obwohl die ganze Prozedur sehr schmerzhaft war, kann ich diesem "Engel des Camino´s" nicht genug danken. Draußen auf dem Hof trifft die Holländerin ein und zurück im Zimmer werde ich von Claudine überrascht. Nun sind wir schon zu Dritt im Zimmer, aber ich habe wieder den Eindruck, daß die Herberge nicht voll ist. Ob es an dem schlechten Wetter liegt oder der gestern geschlossenen Flughäfen (wg. Vulkanasche-Wolke) in Nordspanien? Man weiß es nicht. Da heute alle Geschäfte geschlossen sind (Sonntag) werde ich wohl auf jeden Fall ein Pilgermenü zu mir nehmen. Auf meinem Rundgang durch die Stadt treffe ich Claudine, bepackt mit einem Beutel voll mit Lebensmitteln. Sie kann mir den Weg zum "Gschäfter´l" zeigen und so gibt es heute doch noch eine selbst zubereitete Mahlzeit für mich. Wir teilen uns die Flasche Wein und besuchen anschließend zusammen mit dem Dresdner und dem Mannheimer um 20 Uhr die Pilgermesse in der kleinen Herbergs-Kapelle. Die Messe ist sehr bewegend und ich habe den Eindruck besonders die koreanischen Pilger nehmen intensive die spirituelle Kraft in sich auf. Zum Schluß erhalten wir den Pilgersegen und haben nun beim gemeinsamen Resteessen und -trinken noch etwas Zeit das Erlebte zu verarbeiten.

Montag, 14. Juni 2010

8. Mai 2010 Rabanal del Camino - El Acebo 18 km

Die Nacht war ruhiger, aber zugleich auch unruhiger als gedacht. Die ersten Schnarcher konnte ich anhand meiner Ohrenstöpsel ausschalten. Leider hatte der Pilger unter mir einen sehr unruhigen Schlaf, so dass ich ständig von dem wackelnden Stockbett aufgewacht bin. Trotz allem war ich relativ gut erholt und meine Blasen machten auch einen guten Eindruck, so dass ich keine Probleme beim Abmarsch hatte. Je mehr ich aber lief desto schmerzhafter wurde die linke Zehenblase. Kurz vor Foncebadon ein stechender Schmerz, so als ob mir jemand in den Zeh geschnitten hätte. Zum Glück kam direkt nach der nächsten Kurve ein Picknickplatz und so konnte ich nachsehen: unterhalb der alten Blase ist eine Neue entstanden und diese ist dann aufgeplatzt. Erst einmal habe ich alles gut verarztet und sicherheitshalber auch die Fersenblase nochmals gepolstert. In Foncebadon gab´s in der Alberge einen heißen Cafe con leche und eine Pause für den kleinen Zeh ;-). Wieder auf dem Weg war es nicht mehr weit bis zum Cruz de Ferro. Dort angekommen wechselte meine gute Laune, welche ich aufgrund der netten Pilger und des Sonnenscheins hatte. In diesem Jahr wurde die Ablage der Sorgensteine eine sehr emotionale Sache für mich. Nachdem ich wieder ein wenig zur Ruhe gekommen bin und der Pilger-Spaniel, welcher mittlerweile eingetroffen war, mich aufgemuntert hatte, hieß es: Weiter. Lauftechnisch ging´s danach wieder besser, bis Manjarin - wo ich in diesem Jahr mit dem Läuten der Glocke begrüßt wurde. Erneut eine Pause und ein Cafe und so blieb noch Zeit, um mich mit den Katzen dieser Örtlichkeit anzufreunden. Eine weitere Stunde hinter Manjarin hatte ich nochmals das Erlebnis mit dem Zeh. Der Rest ging dann wieder etwas besser, aber der Abstieg nach El Acebo war schon hart und ich wollte mit meinen Knien auch nichts riskieren. So habe ich mir heute ein nettes Zimmer im Ort genommen und schaue nun aus dem Fenster auf den Regen, welcher kurz vor meiner Ankunft mit einem Hagelschauer begonnen hat. Mal schau´n, ob ich heute Abend alleine Essen muss, aber eigentlich lernt man auf dem Camino ja immer nette Menschen kennen - ich lass mich überraschen.

Mittwoch, 9. Juni 2010

7. Mai 2010 Astorga - Rabanal del Camino 21,2 km

 

Trotz des relativ großen Schlafsaal habe ich gut geschlafen. Nachdem die meisten Pilger weg sind mache ich mich auf den Weg. Meine Füße schmerzen ganz schön, aber mit den Blasen geht es besser als ich dachte, außer die hintere Fersenblase. In Murias de de Rechivaldo erspähe ich eine Bar mit freien Außensitzplätzen. Dort sitzt nur eine Holländerin auf der Suche nach Ruhe und Frieden. Nachdem ich mein Frühstück geordert habe trifft zu unserem Leidwesen eine größere Gruppe ein. Die holländische Pilgerin erzählt mir, daß es sich um eine deutsche Gruppe von Sozialarbeitern mit Jugendlichen mit Mirgrationshintergrund handelt. Der Weg soll ihnen als Chance dienen, ihre Probleme im Alltagsleben besser bewältigen zu können. Es wird immer düsterer und schon fallen die ersten Tropfen. Der Poncho und die Regengamaschen werden ausgepackt und schon kann nichts mehr passieren. Auch in Santa Catalina de Somoza lockt eine sehr schöne Bar zu einer Pause im Trockenen. Es gibt sogar einen frisch gepressten Orangensaft und so bin ich bestens gerüstet für den regnerischen Tag. Durch die schmerzenden Füße kommen mir die heutigen 21 km wie die gestrigen 33 km vor. Endlich ist Rabanal del Camino in Sicht und ich laufe schnurstracks zur Herberge "Refugio Pilar". Ich bin früher da, als ich eigentlich wollte, aber ich habe mich doch wieder verrückt machen lassen, daß es in Rabanal heute sehr voll sein soll. Ich belege dann ein Bett in der um ca. 14 Uhr nur halb gefüllten Herberge. Die Französin (Claudine) von gestern ist auch hier untergekommen und den Kanadier (Jacques) treffe ich nach dem Tienda-Besuch. Auch er hat die Posada mit der tollen Gazpacho für sein Abendessen auserkoren und so werden wir bestimmt noch einige andere Pilger dort treffen. Da es immer wieder anfängt zu regnen mache ich mich schon um viertel nach sechs auf den Weg. Jacques ist auch schon da und kurze Zeit später trifft auch Claudine dort ein. Ich entscheide mich tatsächlich wieder für die fantastische Gazpacho und nehme zusätzlich noch eine Forelle mit Schinken und einen Milchreis. Nach wunderbaren Gesprächen laufe ich mit Claudine zu unserer Herberge zurück und Jacques zu seiner, in der Hoffnung auf eine ruhige Nacht zusammen mit der Gruppe Jugendliche & Sozialarbeiter auf seinem Zimmer.

 

 

Dienstag, 8. Juni 2010

6. Mai 2010 Villar de Mazarife - Astorga 33 km

 

Vom klappern der Störche werde ich geweckt und mache mich nach einer herrlich erholsamen Nacht fertig für den Camino. Es ist ein wunderbar sonniger Morgen - zwar eisig, aber kein Wölkchen am Himmel. Der Weg aus aus Villar de Mazarife heraus zieht sich ganz schön hin: es geht Schnurgeradeaus immer an einer zum Glück wenig befahrenen Straße entlang. In Villavante genieße ich meinen ersten Cafe con leche des Tages. Die Bar ist aber nicht so schön, so dass ich kurz hinter dem Ort auf einem Picknickplatz mein eigentliches Frühstück zu mir nehme. Lilly gesellt sich zu mir und wir genießen die Sonne. Sie erzählt, dass sie auf jeden Fall in Hospital de Orbigo übernachten möchte. Alleine geht es weiter und in diesem Jahr erlebe ich die Ankunft in Hospital de Orbigo erstmalig zu Fuss. Im Jahr 2008 bin ich ja aufgrund meiner Knieprobleme mit dem Bus angereist. Leider wird die schöne mittelalterliche Brücke zur Zeit renoviert - schade. Aber schlimmer als für mich ist es für die Pilger, welche die Brücke noch nie in voller Pracht bewundern konnten. In der Bar mit dem Blick auf die Brücke gönne ich mir einen frisch gepressten Orangensaft und beobachte die ankommenden Pilger. Es ist erst 13 Uhr und ein Blick auf die Schlange vor der Herberge "San Miguel" lockt mich wieder auf den Camino. Ich wähle die Route über Santibanez de Valdeiglesias. Die dortige Herberge wirkt abweisend und auch im Ort fühle ich mich nicht wohl. Also doch bis Astorga. Am Ortsausgang lerne ich eine koreanische Pilgerin kennen und so machen wir uns zu Zweit auf den Weg. Zu dieser Zeit, es ist mittlerweile 14.30 Uhr, sind kaum noch Pilger unterwegs, außer einer Gruppe deutscher Pilgerinnen und 2 einzelnen Pilgern. Die Ferse scheuert, die Zehen schmerzen und nun bereue ich meine Entscheidung weiter gegangen zu sein - doch nun muß ich da durch. Viele Dinge erkenne ich wieder - manches hat sich verändert und anderes ist unverändert. Am Wegkreuz Santo Toribio habe ich den Eindruck nie anzukommen und die Überquerung der Bahngleise kurz vor Astorga über eine serpentienartige Brücke verlängert den Camino bestimmt um mind. 1 Kilometer ;-). Um 17.30 Uhr oben an der Kathedrale angekommen wage ich es tatsächlich in der Herberge "San Javier" nach einem freien Platz zu fragen. Die deutsche Hospitalera kann mir diesen Wunsch erfüllen und auch bis zum Abend ist die Herberge nicht komplett gefüllt - das war in 2008 anders. Ich kann sogar noch meine Wäsche waschen und trocknen lassen, was ich nach diesem langen Wandertag gerne in Anspruch nehme. Nach der Dusche verarzte ich meine Füße und tatsächlich: Blasen an beiden kleinen Zehen und eine Blase an der linken Ferse. Mit einem Ermäßigungsgutschein von der Herberge entschließe ich mich für das Pilgermenü im Hotel-Restaurant "Gaudi". Das Ambiente war gut, das Essen jetzt nichts besonderes, aber die "Mousse de lemon" war sensationell! Am Tisch saßen wir zusammen in einer bunt gemischten Gruppe: ein Franco-Kanadier (Quebec), eine Französin, ein 70-jähriger Ire, noch eine Deutsche und ich. Der Pilger aus Kanada erzählte eine Geschichte von einer Koreanerin, welche mit einem riesigen Hut und langen Handschuhen bekleidet auf den Jakobsweg ging. Einen Abend zuvor hörte ich eine ähnliche Geschichte mit dem Hintergrund des Schutzes der Haut vor der Sonne, damit sie für die bevorstehende Hochzeit schön weiß bleibt. So hat jede Kultur ihre manchmal für uns ungewöhnlichen und schwer zu verstehenden Bräuche. Auf dem Rückweg zur Herberge begleitete mich die deutsche Pilgerin, da sie die Hospitalera wegen eines Arztes fragen wollte. Sie hat starke Schmerzen in einem Zeh und hofft ihren Camino noch beenden zu können. Ich drücke ihr die Daumen.

5. Mai 2010 León - Villar de Mazarife 22 km

León-Sonne-3 Grad-Die Frisur sitzt! Die Nacht im Hostal "Boccalino hat wirklich gut getan, so daß ich frisch ausgeruht starten kann. Leider ist die Basilika San Isodoro noch verschlossen, so daß ich hier keinen Stempel erhalten kann. Dort lerne ich Sascha kennen und so machen wir uns um 7.40 Uhr auf den Camino. Wir laufen ein Stück gemeinsam. An einem Informationshäuschen für Jakobspilger gibt´s dann doch noch einen Stempel und das Frühstück nehme ich in Virgen del Camino ein. Mittlerweile wieder alleine unterwegs entscheide ich mich für die Abzweigung über Villar de Mazarife. Das Naturschutzgebiet ist wirklich wunderschön. Am Wegesrand wächst Lavendel und es duftet stark nach Thymian. Die Pause am Wegesrand geschützt vor dem eisigen Wind hinter einem Busch, nutze ich für einen Snack mit Käse & Salami und ein Sonnenbad. Auf meinem weiteren Weg bekomme ich nun auch endlich etwas Mineralwasser und Bananen. So gestärkt kann ich auch das letzte Drittel meiner heutigen Tagesetappe bewältigen. In Villar de Mazarife angekommen entscheide ich mich für die Herberge bei den Storchennestern. Ab ca. 17 Uhr folgt dann das übliche Pilger-Pogramm: Suche nach der Tienda und Warten auf das Menu de Peregrino. In dieser Zeit treffe ich zum ersten Mal den spanischen Pilger mit seinem Pilger-Spaniel (Cocker-Spaniel mit Jakobsmuschel). Auch diese Nacht verspricht sehr erholsam zu werden, da unser 4-Bett-Zimmer nur von Lilly (aus Dänemark) und mir belegt wird.

Sonntag, 6. Juni 2010

4. Mai 2010 Anreise León

 

Ein schwerer Abschied liegt hinter mir und nur die Vorfreude auf den Camino kann davon ablenken. Und auch die Hoffnung auf neue Kraft und Energie zieht mich wieder auf den "Weg". Mit 30-minütiger Verspätung hebt das Flugzeug Richtung Bilbao ab. Trotzdem landet der Flieger nach einem gruseligen Landeanflug mit nur 5 Minuten Verspätung. Nach einsammeln des Rucksackes ist die Bushaltestelle über einige Umwege (der Flughafen wird zur Zeit umgebaut) schnell gefunden. Der Shuttle-Bus quält sich durch die überfüllte Innenstadt, aber es bleibt immer noch reichlich Zeit für den Bus nach Burgos. Dort angekommen wärme ich mich erst einmal auf, da es nur so um die 5 Grad ist und ein eisiger Wind mit Schneegraupel durch die Gassen fegt. In einem kleinen Cafe nahe der Kathedrale nehme ich mein Mittagessen zu mir. Da ich auch jetzt noch reichlich Zeit habe, entscheide ich mich spontan für die Besichtiung der Kathedrale von Burgos, welche ich während meiner beiden letzten Caminos nicht geschafft habe. Sie ist schon sehr beeindruckend! Die restlichen 1 1/2 Stunden verbringe ich im Busbahnhof, wieder geschützt vor Wind und Regen. Auf der Fahrt nach León kündigt sich zum Glück eine Wetterbesserung an. Viel Sonne und kein Regen. Nur der eisige Wind bleibt mir erhalten. Pünktlich um 18.30 Uhr treffe ich in León ein. Erstaunlicherweise finde ich den Weg zur Kathedrale sofort. Die Touristen-Information an dieser Stelle existiert leider nicht mehr. Also an der Kathedrale vorbei auf den Camino, da ich unterwegs von einem anderen Pilger den Tipp bekommen habe, daß zur Not auch ein Stück außerhalb der Stadt noch jede Menge Hostals/Pensionen zu finden sind. Aber schon am Plaza San Isodoro werde ich fündig und so bleibt noch ein klein wenig Zeit für einen kurzen Stadtrundgang durch León. Zurück auf dem Zimmer verzehre ich einen Teil meiner mitgebrachten Vorräte und kann so morgen früh ausgeschlafen & gestärkt auf den Camino starten!

 

Samstag, 1. Mai 2010

Los geht´s!!!


...am Dienstag ist es dann soweit.
Wie man auf dem Foto sieht, wird nun der Rucksack gepackt. Die letzen Dinge werden gewogen und die Packliste aktualisiert (s. Packliste 2010). Sollte der Flug planmäßig gehen, so werde ich mir kurzfristig überlegen die Bustickets schon von Deutschland aus über das Internet zu kaufen.
So haben die Vorbereitungen für den Jakobsweg wider erwarten doch noch sehr gut funktioniert, obwohl es so ganz nebenbei auch noch viele wichtige Dinge zu organisieren gab. Aber so können nach dem "Camino" die neuen Lebensabschnitte beginnen.
Die Berichte über meine Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnisse werde ich, wie auch in den beiden Jahren zuvor, so bald wie möglich nachreichen. Somit bitte ich alle Pilgerfreunde um Geduld und begebe mich auf die Reise mit einem "Buen Camino"
Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen. - Johann Wolfgang von Goethe

Samstag, 3. April 2010

Endspurt!!!


So, jetzt geht es in die heiße Phase der Vorbereitungen. Alle 2-3 Tage unternehme ich Wanderungen zwischen 1 1/2 und 4 Stunden. In 2 Wochen werde ich diese dann auf Borkum fortsetzen. Und danach wird die endgültige Packliste erstellt, alle Klamotten nochmal gewaschen und die Wanderschuhe werden gereinigt und gut eingewachst. Sollte es keine Veränderungen bei der Abflugzeit geben, werde ich kurz vor Abreise auch meine Bustickets bei ALSA per Internet erwerben. Wenn der Mai dann gekommen ist, dann geht es eeeeeeeeendliche los. Jetzt werde ich doch langsam nervös, da es ja das erste mal ist, daß ich mich so ganz allein auf den Weg mache. Aber im Heiligen Jahr werde ich mir über Einsamkeit auf dem Camino Frances wohl keine Sorgen machen müssen ;-).
Der gestrige Aufstieg zum Gipfelkreuz auf dem Kreuzweg der Bottroper Halde Prosper Haniel mit so vielen gleichgesinnten Menschen war wie immer sehr bewegend. Morgen früh geht es dann um 5 Uhr in die Ostermesse und wir werden die ungewöhnliche Atmosphäre der nur mit Kerzenlicht beleuchteten Kirche in uns aufnehmen und der Vorlesung der Schöpfungsgeschicht lauschen. In diesem Sinne wünsche ich allen Pilgerfreunden ein frohes Osterfest.

Sonntag, 21. Februar 2010

Wanderungen im Ruhrpott


Noch 10 Wochen - dann geht es endlich los! Sonntag habe ich meine erste längere Wanderung zur Vorbereitung auf den Camino bewältigt. Es bereitete weniger Probleme, als ich vermutet hatte. Auch mit den ortopadischen Einlagen komme ich immer besser zurecht. Aber ich mußte diese schon sehr mühsam einlaufen, da ich sie zu Beginn als sehr widerspenstig empfand. Nun aber scheint es sich auszuzahlen, da ich zur Zeit über keinerlei Kniebeschwerden klagen kann!
Meine nächsten Probewanderungen plane ich auf den Etappen der Aktion "Pilgern im Pott". So geht es direkt vor der Haustür los und dann mitten durch das Ruhrgebiet. Falls ich dann noch Zeit haben sollte, möchte ich mit dem Zug nach Emmerich fahren und auf dem Weg des LVR über Kleve nach Kalkar pilgern. Mal schau´n, was da so passt?
Buen Camino ;-)))

Samstag, 2. Januar 2010

02. Januar 2010 Planung Camino Francés 2010 Teil 3

 
Der neue Credencial für das "Heilige Jahr" ist eingetroffen zusammen mit dem Unterkunftsverzeichnis der Jakobusfreunde Paderborn und vielen nützlichen Informationen und Texten. Der neue Rucksack trägt sich sehr gut. Ein Kilogramm Differenz zum alten Rucksack macht schon sehr viel aus. So langsam gewöhne ich mich auch an die ortopädischen Schuheinlagen, aber so hundertprozentig überzeugt bin ich noch nicht. Ich werde aber noch die heiße Phase der Vorbereitung ab März als Testphase nutzen. Zur Zeit kämpfe ich außerdem mit der Entscheidung, ob ich ausnahmsweise meine Therm-a-Rest mitnehmen soll oder ob ich im Zweifelsfall bei Überfüllung des Caminó Francés auf den Camino del Norte wechseln soll. Naja, erst mal abwarten. Kommt Zeit - kommt Rat.