Obwohl ich gestern noch dachte ich müßte den Camino abbrechen, geht es heute erstaunlich gut. Dank meiner Ohrstöpsel habe ich super geschlafen, so daß mein Körper sich anscheinend gut erholt hat. Auch die Anrufe meiner Lieben haben zu meinem Wohlbefinden beigetragen. Beim Abmarsch von der Herberge verabschiede ich mich von den Leipziger Ehepaar und dem Spanier mit dem Pilger-Spaniel - man weiß ja nie, ob man sich nochmal wiedersieht. Die erste Pause mache ich in Pereje bei einem Cafe con leche. Als ich die Bar verlasse, treffe ich die Holländerin. Sie berichtet mir, daß sie gestern einen fürchterlichen Wandertag hatte und glaubte niemals in Villafranca anzukommen - unglaublich, so ging es mir ja auch! Sie hat sich dann aufgrund ihrer Erschöpfung ein Hotelzimmer im Ort genommen. In einer Bar in Trabadelo sehe ich zum ersten mal den Indianer, von welchem ich schon in Astorga gehört hatte. Ich sitze hier so gemütlich am Kaminfeuer bei einem frisch gepreßten Orangensaft, daß ich gar nicht aufstehen mag. Aber, weiter geht´s! Ach, den "Camino Duro"(den schweren Weg) hatte ich übrigens verpaßt - ist aber vielleicht ganz gut so, denn den hatte "ich" ja schon gestern ;-). Der Weg hinter Trabadelo ist leider nicht so schön, da es viel an einer gut befahrenen Straße langführt. Außerdem sind hier heute jede Menge Schwertransporte unterwegs mit riesigen Bauteilen für Windräder. Ab Ruitelan wird der Weg wieder besser. Ich mache noch 2 Pausen und bin dann hoffentlich vorbereitet für den Aufstieg nach La Faba. Oben angekommen erhalte ich um 16.20 Uhr den vorletzten Bettplatz in der Pfarrherberge neben der Kirche. Eine sehr schöne Herberge mit herzlichem Empfang. Nach der Dusche kann ich mir den Föhn der deutschen Hospitalera ausleihen, damit ich bei diesem kalt-windigen Wetter nicht mit nassen Haaren zur Tienda laufen muß. Ich erstehe dort Nudeln, Soße im Glas und eine Flasche Wein. Da es für mich allein natürlich zu viel ist, überrede ich Gertje (aus Amsterdam), Siggi, Uwe und Sebastian mit bei der Vernichtung zu helfen. Um 20 Uhr gehen wir gemeinsam zur Messe, die von einem Franziskaner-Mönch gehalten wird. Als erstes wird eine Öl-Lampe von Pilger zu Pilger weitergereicht, mit der Möglichkeit seine Fürbitte vorzutragen. Anschließend findet bei 5 Pilgern eine Fußwaschung statt. Nun kann jeder von seinen Erfahrungen und Erlebnissen auf dem Camino berichten. Wir beten zusammen das "Vater unser" mit abschließendem Friedensgruß. "Wenn alle Menschen dieser Welt so friedlich ihre Zuneigung zueinander zeigen würden, dann gäbe es keine Kriege & Konflikte. " gibt uns der Mönch mit auf den Weg. Wir sollen den Frieden in die Welt hinaustragen. Zum Schluß erhalten wir den Pilgersegen. Ich zünde noch eine Kerze an, bevor ich zu Bett gehe.
Sightseeingtour in Bilbao und Rückreise
vor 8 Jahren
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