Dienstag, 15. Juni 2010

9. Mai 2010 El Acebo - Ponferada 16,5 km

Gestern mußte ich tatsächlich nicht alleine speisen, da die deutsche Pilgerin vom ersten Wandertag (ich weiß leider bis heute nicht ihren Namen), auch hierhin zum Essen kam. Ich bestellte mir zwei Omlettes mit Käse, Salat, Wasser und Wein. Es wurde ein sehr schöner Abend. Trotz der himmlischen Ruhe in meinem Zimmer, konnte ich nicht durchschlafen. Bestimmt fehlte mir die Geräuschekulisse der Pilger-Herberge. Das Frühstück war inclusive, so dass ich ein Cafe con leche (Milchkaffee), einen frischen zumo de naranja (Orangensaft) und tostadas (Toast) genießen konnte. Es war eine schöne Zeit in der "La posada del peregrino" und auch in dem Ort "El Acebo". Merkwürdig: so kann es sein, daß in dem einen Jahr ein Ort unwirtlich rüberkommt und im nächsten Jahr sehr einladend erscheint - und umgekehrt! Dieses Jahr z.B. wirkte Hospital del Orbigo sehr abweisend auf mich im Gegensatz zu El Acebo. Um ca. 8.45 Uhr streifte ich meinen Regenponcho über und machte mich auf den Abstieg nach Riego de Ambros und anschließend bis nach Molinaseca. Nun ist die schlimmste Strecke geschafft und auch das Wetter ist etwas besser geworden. Kurz vor Ende des Abstiegs treffe ich nochmals die deutsche Pilgerin von gestern Abend und wir kehren in eine Bar in Molinaseca ein. Sie wird hier bleiben, da noch ein Abstecher zum Kloster in Penalba geplant ist. Nach der Verabschiedung mache ich mich wieder auf den Weg. Trotz meiner schmerzenden kleinen Zehen schaffe ich es auch heute wieder. Diesmal gibt es keine Rucksackwarteschlange vor der Herberge in Ponferrada und ich komme sofort dran. Die sehr nette schweizer Hospitalera weist mit ein Bett in einem Vierbettzimmer für alleinreisende Pilgerinnen zu. Unser Zimmer heißt übrigens "Penalba", ich bin also auch dort, wie die deutsche Pilgerin, welche ich in Molinaseca zurückgelassen habe. Nachdem ich nach der Dusche meine Ferse und die Zehen verarzten will, spricht mich ein älterer Spanier (gehört wohl zur Herberge) auf meine schmerzenden Füße an. Kurzentschlossen baut er seine kleine "Krankenpflegestation" im Hof der Herberge auf und so nutze ich zum ersten Mal das Angebot einer medizinischen Versorgung meiner Füße. Die Blasen werden aufgestochen, mit Jod behandelt und verpflastert. Anschließend genieße ich die Massage der Füße und der Waden. Obwohl die ganze Prozedur sehr schmerzhaft war, kann ich diesem "Engel des Camino´s" nicht genug danken. Draußen auf dem Hof trifft die Holländerin ein und zurück im Zimmer werde ich von Claudine überrascht. Nun sind wir schon zu Dritt im Zimmer, aber ich habe wieder den Eindruck, daß die Herberge nicht voll ist. Ob es an dem schlechten Wetter liegt oder der gestern geschlossenen Flughäfen (wg. Vulkanasche-Wolke) in Nordspanien? Man weiß es nicht. Da heute alle Geschäfte geschlossen sind (Sonntag) werde ich wohl auf jeden Fall ein Pilgermenü zu mir nehmen. Auf meinem Rundgang durch die Stadt treffe ich Claudine, bepackt mit einem Beutel voll mit Lebensmitteln. Sie kann mir den Weg zum "Gschäfter´l" zeigen und so gibt es heute doch noch eine selbst zubereitete Mahlzeit für mich. Wir teilen uns die Flasche Wein und besuchen anschließend zusammen mit dem Dresdner und dem Mannheimer um 20 Uhr die Pilgermesse in der kleinen Herbergs-Kapelle. Die Messe ist sehr bewegend und ich habe den Eindruck besonders die koreanischen Pilger nehmen intensive die spirituelle Kraft in sich auf. Zum Schluß erhalten wir den Pilgersegen und haben nun beim gemeinsamen Resteessen und -trinken noch etwas Zeit das Erlebte zu verarbeiten.

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