Dienstag, 24. Juli 2012

24. Mai 2012 Castrojeriz – Boadilla del Camino 20,1 km



Gregorianische Gesänge hallen durch den Schlafsaal – für uns Pilger das Zeichen zum Aufstehen. Ich warte mal wieder den größten Ansturm auf die Waschräume ab und treffe die meisten davon im Frühstücksraum wieder. Dort lerne ich Manfred und drei weitere Deutsche Frauen kennen. Bei einem Smalltalk trinke ich meinen Kaffee und nach Hinterlassung der Donation (Spende) und der Verabschiedung von dem netten Hospitalero bin ich wieder auf dem Weg. Der Morgen ist herrlich – wieder kein Wölkchen am Himmel und noch ist es schön kühl. Die Landschaft verleitet zum Fotografieren. Ich lasse die großen Pilgergruppen an mir vorüber ziehen und erreiche schließlich den Tafelberg. Gaaaanz langsam ziehe ich in einem durch und bin froh, als ich unter „Schnappatmung“ den Gipfel erreiche. Zum Glück fand der Aufstieg am Morgen statt – mittags wird das schon sehr heftig sein wegen der zu erwartenden Hitze! Kurze Pause - ´was trinken und weiter geht´s. Nun führt der Weg zwischen Feldern entlang. An der Quelle „Fuente el Piojo“ gibt es einen schattigen Rastplatz. Hier bietet ein Spanier Kaffee & Obst auf Spendenbasis an. Ich nehme dieses Angebot gerne an und setze mich zu Edwin & Marita. Diese sieht gar nicht gut aus und ich erfahre, dass ein grippaler Infekt sie erwischt hat – die Arme :-(. Die Beiden ziehen weiter und auch ich mache mich kurz danach auf den Weg. In Itero de la Vega flüchte ich in den Schatten einer Bar. Das tut gut – frisch gestärkt geht es weiter durch die herrliche „Tierra de Campos“. 5 km vor Boadilla del Camino wird es langsam unerträglich heiß. Ein Pinienwäldchen auf einem Hügel wird von uns erstürmt. Wir breiten unsere Decken & Matten aus und schlummern ein wenig nach einem kurzen Snack. Plötzlich schrecke ich hoch, da mir etwas auf die Füße fällt. Mein erster Gedanke ist, dass jetzt schon die Vögel wegen der Hitze vom Himmel fallen :-(. Ich sehe noch wie etwas „Grünes“ über Marita hinweg flitzt und entdecke schließlich eine Echse, welche den nächsten Baum hochschießt. Schlafen kann ich jetzt nicht mehr, also breche ich auf. Bei quälender Hitze erkämpfe ich mir die letzten Kilometer Richtung Boadilla. Meine verbrannten Waden fangen langsam an zu brutzeln und ich entwickle eine Kühlung aus einem nassen Handtuch. Tatsächlich erreiche ich die tolle Herberge aus dem Jahre 2008 – es ist einfach wieder nur schön. Mittlerweile gibt es sogar zwei neue Herbergen in dem kleinen Ort. Seit dem „Heiligen Jahr – 2010“ scheint sich so einiges getan zu haben. Die Dusche tut sooooooo gut und weckt die Lebensgeister – Wasser kann doch etwas wunderbares sein. Marita & Edwin treffen auch ein und sind begeistert. Wir vertrödeln die Zeit bis zum Abendessen im Garten der Herberge. Ich esse ein Eis, telefoniere mit meinem Liebsten und wir beobachten die Störche. Dann ist es endlich soweit. Es gibt eine kastillische Brotsuppe, ein Hähnchenschenkel mit einer fantastischen Soße und zum Schluss ein Eis. Eigentlich wollten wir früh zu Bett, aber es kommt mal wieder anders. Wir sitzen im Garten und ein französischer & ein deutscher Pilger spielen abwechseln Gitarre. Wir singen gemeinsam dazu und so wird es ein sehr schöner Abend, der bis kurz vor 22 Uhr andauert. Der Schlafraum ist einfach urig und ich hoffe morgen früh gut rauszukommen, so dass wir nicht wieder durch die große Hitze wandern müssen.

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