Mittwoch, 7. Juli 2010

18. Mai 2010 Pedrouzo - Santiago de Compostela 21,8 km

Aufgrund einer beginnenden Erkältung habe ich leider nicht so gut geschlafen, obwohl die Ohrenstöpsel wirklich prima sind - ich muß es einfach immer wieder erwähnen. Um kurz nach 7 Uhr sind schon fast alle Pilger auf dem Weg und als ich um 7.45 Uhr auch endlich soweit bin, bin ich die Letzte. Im Dorf Amenal trinke ich ein Cafe con leche und ein zumo de naranja natural. Durch San Paio geht es weiter bis Lavacolla, wo die nächste Pause ansteht. Und immer wieder bergauf, bergab, bergauf, bergab...-das geht mir (als "Flachlandbewohnerin") langsam auf den Keks. Kurz vor Monte de Gozo muß ich dingendst mal "irgendwo hin" ("Montezumas Rache") und so rase ich zu dem kleinen Kirchlein bei dem Papstmonument, hole mir schnell einen Stempel für mein Credencial und eile sofort weiter in ein Cafe des Monte-de-Gozo-Komplexes. Der Rucksack fliegt und die Rettung naht - eine Toilette - ist schon eine üble Sache wenn man unterwegs ist ;-))). Die anschließende lange Pause bei einer Coca-Cola und Oliven (gab´s so dabei) genieße ich ausgiebig und sie tut auch richtig gut. Wie auch schon vor zwei Jahren zieht sich der Weg zur Kathedrale endlos hin. Aber dann ist es endlich geschafft. Ich treffe in der Altstadt ein und werde als erstes von der Irin & dem Spanier zu meiner Ankunft in Santiago beglückwünscht. Vor der Kathedrale setze ich mich zusammen mit zwei auch soeben eingetroffenen Pilgerinnen mitten auf den Plaza de Obradoiro und lasse die Kathedrale auf mich wirken. Eine unglaubliche Erleichterung und Freude überkommt mich. Auch der Gedanke an die Pilger aus viel härteren Zeiten (Hunger, Seuchen, Überfälle usw.) und deren Gefühle bei Ihrer Ankunft, läßt mich nicht mehr los. Und wieder Glückwünsche von einem deutschen Pilger. Nachdem es mir nun einfach zu heiß ist, steuere ich kurz entschlossen einfach das nächste Hostal an, nehme ein Einzelzimmer und mache mich frisch für einen ersten Rundgang durch Santiago. Auf gut Glück schaue ich mal ins Pilgerbüro rein und tatsächlich - es ist fast leer und so bin ich schon als nächste dran - erstaunlich, es ist ca. 15.30 Uhr - wo sind die anderen Pilger!!! Draußen treffe ich Anke und sie spricht über ihre Planungen bezüglich der Busfahrt nach Finisterra. Ich gehe auch sofort zur Touristen-Information und besorge mir die Unterlagen. Nun muß ich entscheiden, ob ich den Weg wirklich zu Fuß bewältigen kann. Was dagegen spricht ist mein defekter linker Wanderschuh (es hat sich im Innenfutter eine Falte gebildet - deshalb auch immer meine aufgescheuerte Ferse), meine Erkältung (hat sich leider wesentlich verschlimmert) und die Wettervorhersage über Temperaturen in den nächsten Tagen um die 30 Grad (was toll ist, aber nicht zum wandern). Ich drehe noch eine Runde zum Nachdenken und treffe dabei Sherryl. Sie möchte noch einen weiteren Tag in Santiago verweilen und anschließend zu Fuß zum Kap Finisterre wandern. Ein Eis später ist es entschieden - ich werde mit dem Bus fahren! In der Nähe der Kathedrale suche ich die passenden Hinweisschilder für den Eingang durch die "Heilige Pforte". In diesem "Heiligen Jahr" ist der der Ein-/ und Auslass in die Kathedrale streng reglementiert und wird von Sicherheitskräften überwacht. Aber auch hier habe ich Glück und muß nicht lange warten. Nun wird es Zeit für ein Abend-Snack und wie es der Zufall will treffe ich Anke. Wir entscheiden uns für den Besuch einer Tapas-Bar und trinken dazu einen trockenen Rotwein. Anschließend genießen wir noch einmal auf dem Obradoiro-Platz die wiedereinkehrende Ruhe in der Stadt (die Tages-Touristen sind jetzt wieder weg) und die untergehende Sonne. Leider macht mir meine Erkältung zu schaffen, so daß ich mich von Anke verabschiede, mit dem Hinweis auf ein Wiedersehen am Kap Finisterre. Gut, daß ich ein Einzelzimmer genommen habe, so störe ich wenigstens niemanden.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Angekommen.
Die offene Ferse muss recht schmerzhaft gewesen sein.
Alles wieder gut verheilt?
Auf dem Bild wirkst Du mit Dir und der Welt im reinen.
Schöne Grüsse
Heiko

Unknown hat gesagt…

Wirklich tolle Berichte
Ich verfolge sie mit grosssem Interesse.

Susanne F. hat gesagt…

Hallo Heiko,
ja die offene Ferse war sehr schmerzhaft, aber ist alles super verheilt, dank der Fußbäder im Atlantik.

Hallo Otto,
während ich die Berichte hier nierderschreibe, erlebe ich den Weg nochmal und da finde ich sehr wichtig, um das Ganze im nachhinein nochmals zu verarbeiten.

Buen Camino
Susanne :-)))