Dienstag, 8. Juni 2010

6. Mai 2010 Villar de Mazarife - Astorga 33 km

 

Vom klappern der Störche werde ich geweckt und mache mich nach einer herrlich erholsamen Nacht fertig für den Camino. Es ist ein wunderbar sonniger Morgen - zwar eisig, aber kein Wölkchen am Himmel. Der Weg aus aus Villar de Mazarife heraus zieht sich ganz schön hin: es geht Schnurgeradeaus immer an einer zum Glück wenig befahrenen Straße entlang. In Villavante genieße ich meinen ersten Cafe con leche des Tages. Die Bar ist aber nicht so schön, so dass ich kurz hinter dem Ort auf einem Picknickplatz mein eigentliches Frühstück zu mir nehme. Lilly gesellt sich zu mir und wir genießen die Sonne. Sie erzählt, dass sie auf jeden Fall in Hospital de Orbigo übernachten möchte. Alleine geht es weiter und in diesem Jahr erlebe ich die Ankunft in Hospital de Orbigo erstmalig zu Fuss. Im Jahr 2008 bin ich ja aufgrund meiner Knieprobleme mit dem Bus angereist. Leider wird die schöne mittelalterliche Brücke zur Zeit renoviert - schade. Aber schlimmer als für mich ist es für die Pilger, welche die Brücke noch nie in voller Pracht bewundern konnten. In der Bar mit dem Blick auf die Brücke gönne ich mir einen frisch gepressten Orangensaft und beobachte die ankommenden Pilger. Es ist erst 13 Uhr und ein Blick auf die Schlange vor der Herberge "San Miguel" lockt mich wieder auf den Camino. Ich wähle die Route über Santibanez de Valdeiglesias. Die dortige Herberge wirkt abweisend und auch im Ort fühle ich mich nicht wohl. Also doch bis Astorga. Am Ortsausgang lerne ich eine koreanische Pilgerin kennen und so machen wir uns zu Zweit auf den Weg. Zu dieser Zeit, es ist mittlerweile 14.30 Uhr, sind kaum noch Pilger unterwegs, außer einer Gruppe deutscher Pilgerinnen und 2 einzelnen Pilgern. Die Ferse scheuert, die Zehen schmerzen und nun bereue ich meine Entscheidung weiter gegangen zu sein - doch nun muß ich da durch. Viele Dinge erkenne ich wieder - manches hat sich verändert und anderes ist unverändert. Am Wegkreuz Santo Toribio habe ich den Eindruck nie anzukommen und die Überquerung der Bahngleise kurz vor Astorga über eine serpentienartige Brücke verlängert den Camino bestimmt um mind. 1 Kilometer ;-). Um 17.30 Uhr oben an der Kathedrale angekommen wage ich es tatsächlich in der Herberge "San Javier" nach einem freien Platz zu fragen. Die deutsche Hospitalera kann mir diesen Wunsch erfüllen und auch bis zum Abend ist die Herberge nicht komplett gefüllt - das war in 2008 anders. Ich kann sogar noch meine Wäsche waschen und trocknen lassen, was ich nach diesem langen Wandertag gerne in Anspruch nehme. Nach der Dusche verarzte ich meine Füße und tatsächlich: Blasen an beiden kleinen Zehen und eine Blase an der linken Ferse. Mit einem Ermäßigungsgutschein von der Herberge entschließe ich mich für das Pilgermenü im Hotel-Restaurant "Gaudi". Das Ambiente war gut, das Essen jetzt nichts besonderes, aber die "Mousse de lemon" war sensationell! Am Tisch saßen wir zusammen in einer bunt gemischten Gruppe: ein Franco-Kanadier (Quebec), eine Französin, ein 70-jähriger Ire, noch eine Deutsche und ich. Der Pilger aus Kanada erzählte eine Geschichte von einer Koreanerin, welche mit einem riesigen Hut und langen Handschuhen bekleidet auf den Jakobsweg ging. Einen Abend zuvor hörte ich eine ähnliche Geschichte mit dem Hintergrund des Schutzes der Haut vor der Sonne, damit sie für die bevorstehende Hochzeit schön weiß bleibt. So hat jede Kultur ihre manchmal für uns ungewöhnlichen und schwer zu verstehenden Bräuche. Auf dem Rückweg zur Herberge begleitete mich die deutsche Pilgerin, da sie die Hospitalera wegen eines Arztes fragen wollte. Sie hat starke Schmerzen in einem Zeh und hofft ihren Camino noch beenden zu können. Ich drücke ihr die Daumen.

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Susanne,
33km! Ganz schöne Strecke.
Wie wirken die Einlagen?
Merken die Knie und Füsse die Unterstützung oder machen die Einlagen eher Probleme - Blasen und Druckstellen?
Heiko

Susanne F. hat gesagt…

Hallo Heiko,
also den Knien ging es auf dem gesammten Camino super, keine Probleme. Aber daß mit den Blasen hatte ich schon auf dem ersten Camino und das mit der Ferse hatte, wie ich später herausfand mit dem linken Schuh zu tun.
Viele Grüße
Susanne

Unknown hat gesagt…

Das mit den Blasen an den kleinen Zehen kenn ich auch.
Das Problem ist meist, dass
a) die Zehen nicht abrollen können, und b) über die Jahre meist leicht "verbogen" sind.
Beim Abrollen vom Vorderfuss bei jedem Schritt reiben sie an der Einlage. Mein Orthopädiemechaniker sagt, dass er die Einlagen an der Stelle ein bisschen abflachen kann- dann haben die Zehen etwas mehr Raum und Reibung reduziert sich.
Aber du bist ja gerade erst einen Camino gelaufen -da erübrigen sich gute Ratschläge.
Gruss
Heiko

Susanne F. hat gesagt…

Hallo Heiko,
danke für den Tipp mit dem Abflachen der Einlagen. Ich werde das auf jeden Fall im Hinterkopf behalten für meinen nächsten Camino.
Susanne

Unknown hat gesagt…

Hallo Susanne
ich bin auch sehr empfindlich an den Fersen.
Seitdem ich den Tipp bekam die Ferse schon vor beginn mit Leukoplast abkleben, hatte ich keine Beschwerden mehr. Vielleicht versuchst du damit mal.